Diese Zahlen erzählen Geschichten Falter Verlag
14 Okt
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Diese Zahlen erzählen Geschichten

Der Journalist Florian Klenk und Statistik-Austria-Chef Konrad Pesendorfer haben den zweiten Teil ihres lesenswerten Daten-Werks „Zahlen, bitte!“ herausgebracht.

Florian Klenk ist es von Berufs wegen gewohnt, sich mit vielen Menschen zu treffen. Da nicht alle dieser Rendezvous ergiebig sind, hält sich seine Freude darauf in Grenzen. Das war nicht anders, als der Pressesprecher der Statistik Austria dem Falter-Chefredakteur ein Hintergrundgespräch mit Konrad Pesendorfer vermittelte.

Nach wenigen Minuten mit Pesendorfer im Café Landtmann hatte Klenk Interesse. Sehr großes Interesse. So viel, dass daraus regelmäßige Gespräche mit dem Statistik-Austria-Chef resultierten. Bei diesen wurde jeweils ein Thema statistisch ins Visier genommen und dann im Falter abgedruckt. Irgendwann übernahm Pesendorfer - unentgeltlich - die alleinige Gestaltung der Kolumne. 2018 wurden die vielen Daten aus vielen Lebensbereichen erstmals in Buchform konzentriert und unter dem Titel „Zahlen, bitte!“ im Falter Verlag herausgegeben. Der zwei Teil, genauso „amtlich“ gestaltet wie der erste, ist unlängst veröffentlicht und präsentiert worden - Branchenblatt berichtete.

Ziel der Autoren Klenk und Pesendorfer ist es, mit Zahlen und Fakten Fake News entgegenzuwirken. Das ist das eine. Das andere, besonders Bemerkenswerte aber ist: Diese Zahlen erzählen Geschichten. Wenn zum Beispiel die Inflation analysiert wird, dann wird präzise erläutert, warum die Teuerung Schlechtverdiener nicht nur wegen ihrer grundsätzlich prekären Situation, sondern auch exponentiell härter trifft als den Rest der Bevölkerung: „Bei einem Haushalt im untersten Einkommensdezil lag die Teuerungsrate mit 2,2 Prozent letztes Jahr über dem Durchschnitt. Der Grund dafür ist, dass die Ausgaben für Wohnen und Energie bei dieser Gruppe mehr als 29 Prozent der gesamten Haushaltsausgaben ausmachen - bei einem Durchschnittshaushalt liegt dieser Anteil bei knapp 20 Prozent. Ein Mietanstieg um durchschnittlich 3,7 Prozent und eine Verteuerung von 2,7 Prozent bei der Haushaltsenergie macht daher ärmeren Haushalten besonders zu schaffen.“

Ganzjährig vollbeschäftigte Frauen verdienen für die gleiche Arbeit 84 Prozent vom Gehalt der Männer. Bezieht man die vielen Frauen, die in Saison- und Teilzeitjobs arbeiten, in die Rechnung ein, so kommen Frauen auf 63 Prozent vergleichbarer Männereinkommen. So viel zu Gleichstellung und Lohngerechtigkeit.

Zu den über 50 Themenbereichen, die im Buch vermessen werden, zählen u.a. Pflege, Umweltbewusstsein, Landflucht, die wirtschaftlich prosperierenden und kriselnden Regionen, der Österreicher liebste Reisezielen und ganz wichtige Fragen wie etwa „Wie viel Wein trinken wir, wo kommt er her und was ist ein guter Jahrgang?“ 

Nebenher wird so manches Klischee über den Haufen geworfen, wie etwa jenes vom Österreicher als Weltmeister im Raunzen. In Wahrheit ist der Homo Austriacus mit seinem Leben zufriedener als der EU-Durchschnitt.

Florian Klenk, Konrad Pesendorfer: Zahlen, bitte! Was Sie schon immer über Österreich wissen wollten, Band 2. Falter Verlag, Wien 2019, 119 Seiten, 24,90 Euro

Das Buch kann hier bestellt werden