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PRW gegen Kurz, das ist Brutalität PRW gegen Kurz, das ist Brutalität Screenshot
19 Sep
geschrieben von 

Immer wieder Österreich

Die letzte Auflage der ORF-Wahlduelle brachte, wenn schon nicht aufschlussreichere Duelle, so wenigstens statistisch Interessantes. Resümee eines gewiss gut gemeinten, aber nicht ganz geglückten Diskussionsformats.

105 mal „Österreich“, nur 22 mal „Ibiza“. Magere 15 Mal „Flüchtling“, ganze 10 Mal „Asyl“. 64 mal „Klimawandel“, 30 Mal „CO2“. So viel zu den Substantiven. 129 Mal wurde das Verb „sagen“ in der ersten Person in den Mund genommen („ich sage in aller Deutlichkeit…“ usw blablabla), 79 mal waren sie überzeugt, etwas zu „wissen“, 54 mal beschieden sie sich mit der Aussage, etwas zu „glauben“. 26.000 Worte kamen in den ersten zwei von drei Wahlduellen auf ORF 2 zur Verwendung. 

Aufgezogen war das Ganze ja durchaus nicht ohne Charme: ein Moderator Tarek Leitner, der sich kumpelhaft neben seine Gesprächspartner im Publikum auf die Stiegen setzte. Die Befragungen von Schülern, die erstaunlich konzise antworteten und ganz bestimmt nicht das Vorurteil bestätigten, Jugendliche seien politisch uninteressiert. Oder, wie hier eingangs zitiert, statistische Daten, welche Vokabeln bei den Wahlduellen am häufigsten strapaziert worden sind. 

Das Problem ist und bleibt halt das Gesprächsformat: Jeder gegen jeden, in jeweils 20 Minuten - das erzeugt Hektik und Kurzatmigkeit. Fünfmal am Abend in welchsenden Konstellationen performt, potenzieren sich diese Kurz-Duelle dann trotzdem zu einem montrösen Paket. Fast könnte man meinen, die - immer noch sehr respektablen - Quoten spiegelten dies wider: Die Duelle selbst errreichten 737.000 Seher (26 Prozent MA), die nachfolgende, naturgemäß verspätete ZiB 2 aber 812.000 Seher 38 Prozent MA)!! Ist es womöglich schon so, dass sich beträchtlich viele Seher die volle Strrecke ersparen und auf die Zusammenfassung mit den (wie immer prägnanten) Analysen und Befnden des Politologen Peter Filzmeier warten?

Ein wenig diskussionswürdig scheint überdies die Themenwahl: Meist nämlich bevorzugt sie einen der Kontrahenten. In einer Konfrontation zwischen Werner Kogler und Norbert Hofer das Bundesheer in den Fokus zu stellen, spielte klar dem FPÖ-Spitzenkandidaten in die Karten. So wie in der gehässig geführten Debatte zwischen Pamela Rendi-Wagner und Sebastian Kurz das Thema Sozialversicherungsträger ein Heimspiel für die Ärztin und ehemalige Gesundheitsministerin war. 

Was bleibt ansonsten festzustellen? Türkis-Rot, falls je angedacht, ist vom Tisch. Dagegen scheinen sich die ÖVP und NEOS in der letzten Ausgabe der ORF-Wahlduelle doch einen kleinen Schritt näher gekommen zu sein. Nicht dass Kurz in der Konfrontation mit Beate Meinl-Reisinger Zweifel an seiner Macht und Herrlichkeit gelassen hätte. „Es kam so, wie es kommen musste: Ich habe recht behalten“, sagte er an einer Stelle. Noch Fragen?

Die Sendung kann noch 6 Tage auf der ORF-TVthek und hier angesehen werden