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Gestatten, Mackenzie Scott Inc Corp.
19 Apr
geschrieben von 

Gestatten, Mackenzie Scott

Die Ex-Gattin des (sehr knausrigen) Amazon-Gründers Jeff Bezos ist nach relativen Parametern die größte Spenderin der Welt.

 

Der Name macht kleine Verwirrungsprobleme, denn ein paar Leute liefen oder laufen als Mackenzie Scott herum. So nannte sich zum Beispiel - allerdings in umgedrehter Vorname-Nachname-Reihenfolge und ohne a im Mac - eines der größten One-Hit-Wonder der Pop-Geschichte: der Mann mit dem bürgerlichen Philip Wallach Blondheim scorte 1967 mit „San Francisco" eine echte Hymne der Flower Power-Bewegung, ohne - als Sänger - auch nur annähernd noch einmal an diesen Erfolg anknüpfen zu können. Allerdings hatte Blondheim/McKenzie, der 2012 im Alter von 73 Jahren starb, noch einige Erfolge als Songwriter, etwa für Anne Murray oder die Beach Boys. Eine Musikerkollegin von heute, die Sängerin, Songschreiberin und Gitarristin Mackenzie Ruth Scott firmiert als Torres und steht mit ihrem stürmisch-herausfordernden Rock möglicherweise vor einer veritablen Star-Karriere.
Die Mackenzie Scott aber, um die es hier geht und die ursprünglich Mackenzie Scott Tuttle hieß, kannte man lange Zeit, wenn überhaupt, nur als Mrs. Bezos. 1993 hatte sie Jeff Bezos, der ein Jahr später Amazon gründete, geheiratet. 2019 wurde das Paar, das drei gemeinsame Kinder hat, geschieden und Scott, die sich während der Ehe als Autorin verdingt hatte und und für ihren Roman „The Testing of Luther Albright" sogar einen American Book Award bekam, war eine der reichsten Frauen der Welt, nachdem sich ihr Ex aus der Leitung von Amazon zurückgezogen hatte und sie ein Viertel der gemeinsamen Vermögensanteile an Amazon gegenüber zwei Dritteln ihres früheren Gatten zugesprochen erhalten hatte.
Seither hat sich Mrs. Scott, die ihren ursprünglichen Nachnamen Tuttle ebenso abgelegt hat wie den ihres früheren Gatten und nun unter ihrem ehemaligen Mittelnamen auftritt, einen großen Ruf als Wohltäterin erworben. Neuesten Informationen zufolge, die die aktuelle Forbes-Aufstellung der größten Spender in den USA bereits buchstäblich zum Ding vom letzten Jahr stempeln, hat Scott in weniger als drei Jahren bereits 12,5 Milliarden Dollar gespendet. Damit ist die 52jährige natürlich noch nicht Top-Spenderin in den USA - der 91jährige Warren Buffett bringt es auf 46,1 Milliarden -, aber sie hat am deutlich meisten in der kürzesten Zeit gespendet. Aber selbst in absoluten Zahlen ist Scott bereits die fünftgrößte Spenderin ihres Landes hinter Buffett, Bill & Melinda Gates, die trotz ihrer Scheidung die gemeinsame Stiftung weiterbetreiben (vorderhand jedenfalls), dem von rechten Dumpfnüssen heftig kritisierten George Soros und dem Unternehmer und ehemaligen New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg. Das Beste ist: Scott macht kaum Aufhebens um ihre caritativen Aktionen, die u.a. Klimainitiativen, Menschenrechts- und Nonprofitorganisationen zugute kommen. Weil manche das etwas gar wenig an öffentlicher Kommunikation finden und Intransparenz wittern, hat Mrs. Scott eine Webseite mit Daten zu allen Spenden angekündigt.
Wie auch immer, mit ihrer Großzügigkeit beschämt sie ihren Ex-Mann Bezos, der nicht einmal 1 Prozent seines auf 180 Milliarden Dollar veranschlagten Vermögens spendet. Von den 10 Milliarden Dollar, mit denen er bis 2030 dem Klimawandel zuleibe rücken will, hat er bislang gerade einmal 865 Millionen ausgelegt. (Mr.) Bezos befindet sich mit seiner Knausrigkeit übrigens in schlechter Gesellschaft von Elon Musk, der mit einem geschätzten Vermögen von 244 Milliarden Euro (!) derzeit als reichster Mann der Welt gilt: Auch der Tesla-Chef lässt nicht einmal 1 Prozent seines Geldbesitzes für gute Zwecke springen.

PS: Sie wollen wissen, wer die freigiebigsten Österreicher*innen sind? Hoffnungslos. Ein gewisser öffentlicher Druck wie in den (von Sozialsystemen weitgehend unberührten) USA, zu spenden und darüber öffentlich Rechenschaft abzulegen, existiert hierzulande nicht. Das trifft sich gut mit einer grundsätzlich verbreiteten Abneigung gegen Transparenz. Als erwiesen gilt, dass die Mehrzahl der Reichen in Österreich das Gegenteil von großzügig ist. Und wenn gespendet wird, scheint das Geld nicht wirklich caritativen Zwecken gewidmet: Ob die 932.000 Euro, die die Milliardärin Heidi Horten der schwer korruptionsverdächtigen ÖVP 2019 gespendet hat, wirklich an (materiell) Bedürftige gingen, sei dahingestellt.