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Nachruf auf Kurt Westergaard in seiner Zeitung Jyllands-Posten Nachruf auf Kurt Westergaard in seiner Zeitung Jyllands-Posten Screenshot
19 Jul
geschrieben von 

Der Frieden kam erst mit dem Tod

Kurt Westergaard, berühmter Schöpfer der „bombigen“ Mohammed-Karikatur, ist kürzlich im Alter von 86 Jahren verstorben. Sein Werk verursachte Aufruhr, Gewalt und diplomatische Verstimmungen.

Selten macht bei einem Verstorbenen der Abschiedsgruß „Ruhe in Frieden“ mehr Sinn als bei Kurt Westergaard: Denn ein Leben in Ruhe war dem Karikaturisten der dänischen Zeitung Jyllands-Posten nicht möglich gewesen, nachdem er 2005 den islamischen Propheten Mohammed mit einem Turban in Form einer Bombe samt brennender Zündschnur dargestellt hatte. Seither lebte Westergaard unter Personenschutz an geheimen Orten und entging mehrere Male nur um Haaresbreite Mordanschlägen. Seine Karikatur stürzte sein Heimatland in die grösste aussenpolitische Krise seit dem Zweiten Weltkrieg.

Westergaard, 86 Jahre alt, ist bereits vor bald einer Woche, wie es heißt, friedlich entschlafen. Seine Berufskollegen des Pariser Satiremagazins Charlie Hebdo, das ebenfalls Mohamed-Karikaturen veröffentlicht hatte, hatten weniger Glück, 12 von ihnen fielen 2015 einem islamistischen Attentat zum Opfer.

Westergaard war einer von 12 Karikaturisten, die im „Das Gesicht Mohammeds“ zu deuten versuchten, wie es der Feuilleton-Chef der Zeitung angeordnet hatte. Das war ein bewusster Appell zur Übertretung eines von vielen muslimischen Gelehrten gepredigten Dogmas, das ein striktes Abbildungsverbot des Propheten einfordert. Feuilleton-Chef Flemming Rose wollte die „Selbstzensur im Kopf“ thematisieren.
Für solche Überlegungen hatten radikale Moslems freilich nichts übrig - bei ihnen lösten die Karikaturen Wut, Hass und Furor aus. Bei den Ausschreitungen, die in der Folge in vielen islamischen Ländern tobten, kamen 150 Menschen ums Leben. Zwischen vielen dieser islamischen Länder und Dänemark brach in der Folge diplomatisch eine Eiszeit aus.
Westergaard wurde zwar mit manchen Freiheitspreisen ausgezeichnet, aber auch von TV-Anstalten aus Furcht vor möglichen Konsequenzen gemieden. 2010 sagte auch das ZDF ein vereinbartes Interview mit ihm ab - nach einer Welle der Kritik machte das Zweite aber einen Rückzieher vom Rückzieher und realisierte das IV doch noch.
In letzter Zeit war es um Westergaard ruhig geworden, doch aus der Anonymität geheimer Adressen tauchte er nie mehr auf.

 



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