Eine Horde rassistischer Verlierer Screenshots The Sun, Twitter
13 Jul
geschrieben von 

Eine Horde rassistischer Verlierer

Ein sportlich eigentlich gute Fußball-EM mit hässlicher Begleitmusik und atemberaubend dummer Bagage im Wembley-Stadion ist Geschichte. UPDATE.

 

Es ist ausgestanden (und ausgesessen auf den Couches); die Fußball-Witwen können aufatmen, weil ihre Lebensgefährten jetzt wieder für ihre üblichen paar Augenblicke am Tag ansprechbar sind.
Von den Leistungen her war´s gewiss eine eher gute Fußball-Europameisterschaft, die sich EURO 2020 nannte und 2021 stattfand. „Italien ist ein würdiger Sieger. Auch England hätte sich den EM-Titel verdient – beide Mannschaften funktionieren als Team“, schreibt Florian Jungnikl-Gossy in der Falter-Morgenpost. „Im Finale – und auch im ganzen Turnier – war Italien stärker.
Österreich hat eine so gute Endrunde gespielt wie seit sehr langer Zeit nicht mehr, auch wenn das Gefühl bleibt, dass in Summe mehr drin gewesen wäre.
Der Fußball wird immer maschinistischer: Die Spieler werden durchtrainierter und machen weniger Fehler - das sah man an den Halbfinals und auch im Finale. Viele Teams spielten taktisch variabel, früher hat es gereicht, defensiv oder offensiv stark zu sein. Wenn man auf diesem Niveau reüssieren will, braucht es beides – und dazu gutes Umschaltspiel. Das wurde den Franzosen (zu schwach nach vorne) oder den Spaniern (zu statisch und leicht ausrechenbar) zum Verhängnis, bei unseren deutschen Nachbarn funktionierte gar nichts.“

Jungnikl-Gossys Chef formuliert auf seine geschliffene Weise, was sich mancher Beobachter beiläufig gedacht hat, als England-Coach Southgate knapp vor Ende der Verlängerung Rashford und Sancho offensichtlich als Elferschützen aufs Feld schickte:  „Ich schwöre, ich sah das Unheil kommen", schreibt Falter-Herausgeber Armin Thurnher in seiner „Seuchenkolumne". „Man wechselt nicht einfach Leute ein, damit sie dann frisch zum Elferpunkt schreiten und einnetzen. Es ist nützlich, ein wenig vom Geist des Matchs in den Knochen zu haben, denn beim Schießen eines Elfmeters kommt es einerseits darauf an, das Match zu spüren und es gewinnen zu wollen; andererseits geht es darum, sich ganz aus dem Spiel zu nehmen, abwesend zu sein in jener Form, die es auch beim Tennis braucht, so abwesend, dass nur der Ball und das Tor für einen existieren." Der selbe puritanische Spirit solle auch die Exektution eines Elfmeters beseelen: „Die Spielchen mit dem Tormann, wie sie zum Beispiel Marcus Rashford versuchte, das Verzögern beim Anlaufen, das Warten auf die Bewegung des Tormanns und das Schieben des Balls ins andere Eck sind meiner bescheidenen Meinung nach psychoterroristischer Luxus. In schwierigen Lagen konzentriere man sich darauf, den Ball hart neben den Pfosten zu platzieren, hoch oder flach, dann kann ihn kein Tormann erwischen. Wer sich auf das Gegenüber einlässt, beginnt das Spiel „was denkt er, dass ich denke“, und dieses Spiel lenkt ab vom Wesentlichen: sich durch nichts davon beirren zu lassen, den Ball ins Tor zu schießen."

Freilich gab´s neben dem Sportlichen auch Begleitmusik und die fügte sich keinen Takt lang in ein wie auch immer geartetes harmonisches Ganzes. Wer so wie Kleine Zeitung-Morgenpostler Adolf Winkler die Bandenwerbungen beachtet hat, musste - nicht ohne gewisse Besorgnis - aufmerken, wer in der Weltwirtschaft den Ton angibt: „TikTok, Alipay, Hisense, Vivo, AntChain – allesamt chinesische Elektronik-Konzerne, die das Kommando haben mit US-Software-Konzernen wie Booking – wie im realen globalen Wirtschaftsleben, während Europa die Beschäftigung mit der Datenschutzgrundverordnung bleibt. Da ist man froh, wenn wenigstens das EM-Bier Heineken aus Holland kommt und das autonome E-Spielzeugauto von VW, auch wenn dort schon Qatar 17 Prozent Anteile hat.“

Völlig jenseitig agierte einmal mehr die UEFA. Ja, das war zu erwarten gewesen - das „einmal mehr“ sagt´s ja schon -, aber der bis in die hintersten Abstellkammerln korrupte europäische Fußballverband überbot diesmal an Blödheit alles Vorstellbare und Unvorstellbare. Wenigstens „Pinkwashing“ - also sich durch Sympathiebezeugungen für die LGBT-Szene einen modernen Anstrich zu geben - wird ihm niemand unterstellen, wie Jungnikl-Gossy anmerkt.
Hat eigentlich irgendjemand kapiert, nach welchen Regeln oder Parametern die Wahl der Spielorte erfolgt ist und England praktisch eine Heim-EM absolvieren durfte, während seine Konkurrenten tausende Kilometer durch Europa geschickt wurden? Und wenn wir schon beim Thema sind: Muss man just einem Land die EURO zusprechen, dessen Hooligans bei der Hymne des Kontrahenten buhen und pfeifen? Die den Tormann des Gegners bei einem sowieso ungerechtfertigten Elfer mit einem Laserpointer irritieren? Die Fans anderer Mannschaften aufs Brutalste verprügeln und verletzen?

wolf.png

Dass sich ein beträchtlicher Teil der rechtsradikalen englischen Hooligans nach dem Elferdebakel im Finale mit rassistischen Schmähungen an den farbigen Spielern, die ihre Penaltys vergeigt haben, abputzt, passt da nur zu gut ins Bild. This is England, um The Clash zu zitieren. Boris Johnson braucht sich da gar nicht scheinheilig zu alterieren: „Diejenigen, die für diese entsetzlichen Beleidigungen verantwortlich sind, sollten sich schämen“. Das ist die Saat, die er gesät hat, das sind die Kreaturen, die er ausgebrütet hat, die Geister, die er gerufen hat.

neanderthaler.png 

 punch of racist losers.png

 



Unterstützen Sie BranchenBlatt!

 

Werden Sie Teil des Projektes! BranchenBlatt als Medien-Start-up hat die Krise besonders getroffen. Mit Blut, Schweiß und Geld stehen wir aber hinter dem Projekt. Weil wir der Überzeugung sind, dass der eingefahrene Markt in diesem Bereich dringend frischen Wind benötigt. Und dass unabhängige Berichterstattung ohne Verhaberung der gesamten Branche mehr Glaubwürdigkeit und Gewicht verleiht. 

Unterstützen Sie Ihr neues BranchenBlatt dabei! Wir sind weiterhin bemüht, seriöse und spannende Nachrichten zu liefern. Doch in Zeiten wegfallender Werbeeinnahmen wird die Aufgabe nicht leichter. Sie können für BranchenBlatt in den Ring steigen und mit Ihrer Spende zu einem neuen Mediendiskurs in der Branche beitragen!

 

paypal me 300x140