Demonstrationen wurden von der SPÖ abgesagt. Man setzt den Arbeitern lieber Videos mit Reden der oberen Parteiführung vor. Traurig, da am Ersten Mai traditionell den Arbeitern die Straße gehörte. Und dass diese Tradition mehr als Symbol ist, zeigten die Kämpfe in der ersten Republik sowie die Kaperung des Datums vom austrofaschistischen Regime.
Am Ersten Mai geht es nicht nur darum, für die aktuellen Forderungen der Arbeiterbewegung zu kämpfen. Sondern auch, den Opfern dieses Kampfes zu gedenken. Seinen Ausgangspunkt hat dieser Tag der Arbeiterbewegung ausgerechnet in den USA. Ja, auch dort gab es einmal ein linkes Lager. Und eine Arbeiterbewegung.
1886 rief die nordamerikanische Arbeiterbewegung zum Streik am Ersten Mai auf, um den Achtstunden-Tag durchzusetzen. In Chicago tobte die Auseinandersetzung besonders heftig. Am dritten Mai kam es zu einem ersten Scharmützel mit der Polizei. Am nächsten Tag warf ein Unbekannter eine Bombe, die sowohl Polizisten als auch Demonstranten verletzte. Daraufhin kam es zu einer regelrechten Schlacht. Am Ende wurden vier Organisatoren der Kundgebungen durch den Strang hingerichtet, einer beging in der Zelle Selbstmord. Drei weitere wurden nach sechs Jahren begnadigt.
1889 rief der Gründungskongress der Zweiten Internationale den Ersten Mai als Kampftag der Arbeiterbewegung aus. Auch in Gedenken an die Opfer von 1886. 1890 wurde der Erste Mai zum ersten Mal von Massenstreiks und Massendemonstrationen auf der ganzen Welt begleitet. In Wien trafen sich etwa in diesem Jahr mehr als 100.000 Teilnehmer zu einer Kundgebung im Wiener Prater. Bis 1918 fanden die Maiaufmärsche dort statt. Erst seit 1919, als das Wiener Rathaus rot wurde, marschiert man über die Ringstrasse.
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