Kino V: Unsicherheiten Hotel Kasererbraeu
05 Mär
geschrieben von 

Kino V: Unsicherheiten

Die Kinokultur in Österreich ist – noch – relativ vielfältig. Neben den Ketten besetzen Platzhirschen , die nicht umzubringen sind, Nischen.

Obwohl es manchmal so schien, als ob auch diese Zeit vorüberziehe. Im Jahre 1913 etwa wurde das Admiralkino im siebten Wiener Gemeindebezirk gegründet. Trotz wechselvoller Geschichte besteht es auch heute noch als Grätzelkino. Nicht zuletzt das Verdienst von Michaela Englert, die das Kino 2007 übernahm und vor dem Aus bewahrte.
Auf eine große Geschichte blickt das Mozartkino in Salzburg zurück. Im Hotel Kasererbraeu stationiert, hat das 1905 eröffnete Kino so manche Berühmtheit zu Gesicht bekommen. Etwa Romy Schneider, die anlässlich der Premiere des Filmes Sissi zu Gast war. Und auch gleich im Hotel übernachtete. Überhaupt sind Premieren eines der Rezepte des Mozartkinos. Geführt wird das Lichtspieltheater im Hotel von Alexander Krammer, der auch schon alle möglichen Situationen bis hin zu Schließung und Wiedereröffnung erlebte.
Beiden ist gemeinsam, dass sie auch mit der Frage, ob es sich überhaupt lohne, wieder zu öffnen, hadern. Eine Frage, die sie sich selbst oft stellen. Beide beantworten sie mit ja, wenn auch mit unterschiedlichen Hintergründen. Für Englert geht es darum, das Kino weiter zu führen: „Solange ich den Betrieb mit Einnahmen, Spenden und Förderungen erhalten kann, werde ich das tun“, postuliert sie.
Die allgemeine Situation hat Krammer im Blick. Und die heißt: Ein Markt allein wird nicht mit Filmen beliefert. Schon gar nicht, wenn er Österreich heißt. Dementsprechend rechnet er mit einem späten Kinostart: „Um wieder Film-Content zu haben, brauchen wir die Öffnung einiger Länder weltweit.
Das wird sich nun in den nächsten Wochen und Monate zeigen. Wir rechnen mit der Öffnung zum Sommer hin.“ Da sieht sich Englert wiederum im Vorteil, denn für die Programmkinos sei genug Material vorhanden.
AdmiralkinoZiemlich einig sind sich die Beiden auch in einer zweiten Frage: Der Unterstützung durch die Politik. Die sei wenig bis nicht vorhanden, kritisieren die Lichtspiel-Afficionados. „Die Programmkinos in Wien werden von der Stadtpolitik unterstützt. Der Bund macht bis jetzt gar nichts“, beobachtet Englert. „Noch zu wenig“, ist Krammer vorsichtiger. Doch betont er, dass mehr kommen muss, „da die Durststrecke der Kinos weit über die Lockdownzeit hinausgeht um wieder die normalen Umsätze erzielen zu können“. Schließlich würden die Menschen nicht gleich ins Kino strömen, im Gegenteil werde gerade am Anfang noch Unsicherheit herrschen, ist Englert überzeugt. Krammer bringt zudem die zu erwartenden Maßnahmen, vor allem Eingangstests, ins Spiel, die noch von dem Besuch abhalten könnten. Schließlich sei das oft eine spontane Entscheidung.
Und dann ist da noch das neue Spielzeug: Streaming. Obwohl: Englert nutzte auch die „spielfreie Zeit“, um auszutesten, ob die Fans des Admiralkinos Streaming annehmen würden. Ihr Fazit fiel durchwegs positiv aus: „Die Streaming Aktionen halten den Kontakt zum Publikum.“ Dennoch: Die Konkurrenz durch die professionellen Streaminganbieter sei gerade in der Krise noch einmal verstärkt worden. „Die Kinos müssen mit ihren Angeboten umdenken“, ist die Admiralkino-Chefin überzeugt.
Auf ein Streamingangebot hat das Mozartkino verzichtet. Dazu gäbe es bereits zu viele professionelle Anbieter. Und ja, das bedeute auch einen größeren Konkurrenzkampf. Doch ein Kinobesuch mit Freunden und großer Leinwand sei eben doch etwas anderes. Und gerade nach dem Lockdown hofft man auf diese Besucher.
Wann wieder normale Kinozeiten anbrechen werden? Auch darin sind sich die beiden Kinobesitzer einig: Im Herbst. Dann sei auch wieder mit internationalen Kinostarts zu rechnen.

 



Unterstützen Sie BranchenBlatt!

 

Werden Sie Teil des Projektes! BranchenBlatt als Medien-Start-up hat die Krise besonders getroffen. Mit Blut, Schweiß und Geld stehen wir aber hinter dem Projekt. Weil wir der Überzeugung sind, dass der eingefahrene Markt in diesem Bereich dringend frischen Wind benötigt. Und dass unabhängige Berichterstattung ohne Verhaberung der gesamten Branche mehr Glaubwürdigkeit und Gewicht verleiht. 

Unterstützen Sie Ihr neues BranchenBlatt dabei! Wir sind weiterhin bemüht, seriöse und spannende Nachrichten zu liefern. Doch in Zeiten wegfallender Werbeeinnahmen wird die Aufgabe nicht leichter. Sie können für BranchenBlatt in den Ring steigen und mit Ihrer Spende zu einem neuen Mediendiskurs in der Branche beitragen!

 

paypal me 300x140