Arik Brauer verstorben Franz Johann Morgenbesser from Vienna, Austria, CC BY-SA 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0, via Wikimedia Commons
25 Jan
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Arik Brauer verstorben

Der österreichische Universalkünstler ist am Sonntagabend im Beisein seiner Familie im Alter von 92 Jahren verstorben.

Brauer war Maler, Grafiker, Bühnenbildner sowie Sänger und gehört zu den Hauptvertretern der Wiener Schule des Phantastischen Realismus.
Brauer wurde am 4. Jänner 1929 in Wien als Erich Brauer in eine russisch-jüdische Handwerkerfamilie geboren. Der Nationalsozialismus beendete seine Kindheit im Wien der 30er-Jahre, über die er in seinem auch vom Fernsehen ausgestrahlten Soloprogramm A Gaude war’s in Ottakring berichtet hat. Brauers Vater starb in einem Konzentrationslager, er selbst überlebte in einem Versteck.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges inskribierte der damals 16-Jährige an der Akademie der bildenden Künste in Wien (1945 bis 1951). Dort waren u.a. Albert Paris Gütersloh und Herbert Boeckl seine Lehrer. Nach Abschluss seines Studiums unternahm Brauer ausgedehnte Reisen, besonders Eindrücke aus dem Orient sollten sein späteres Werk prägen. Mit seiner Frau Naomi ließ er sich in Paris nieder, wo das Paar mit Singen seinen Lebensunterhalt verdiente. Wenig später stellten sich auch erste Ausstellungserfolge ein. Als Brauer 1964 die Pariser Boheme verließ und wieder nach Wien zurückkehrte, genossen die Protagonisten der Wiener Schule des Phantastischen Realismus bereits große Popularität.
Brauers Gesangskarriere erreichte in den 70er-Jahren ihren Höhepunkt: Mit Dialektliedern wie Sie ham a Haus baut und Hinter meiner, vorder meiner war er an der Geburt des Austropops maßgeblich beteiligt. „Ich habe mich nie als Austropopper gesehen, obwohl ich da wirklich am Anfang dabei war”, sagte Brauer einmal in einem Interview. Er habe kritische Texte singen wollen. „Diese Liedtexte sind teilweise zu unserem großen Leidwesen aktuell geblieben. Einige davon wurden richtige Volkslieder, die man beim Heurigen oder auf einer Schutzhütte singen hört. Darauf bin ich stolz.”
Zudem war Brauer an Fernsehspielen beteiligt und als Grafiker, Bühnen- und Kostümbildner tätig. 1975 stattete er etwa Die Zauberflöte (Kostüme und Bühnenbild) an der Pariser Oper aus. Anfang der 90er-Jahre beschäftigte sich der Künstler – wie seine Kollegen Ernst Fuchs und Friedensreich Hundertwasser – mit Architektur. 1993 entstand auf der Wiener Gumpendorfer Straße ein Brauer-Haus, 1996 gestaltete Brauer die Fassade einer katholischen Kirche in Wien-Leopoldstadt. Im September 1997 zog er sich nach zwölfjähriger Lehrtätigkeit als Professor an der Wiener Akademie der bildenden Künste zurück.
Brauer erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter das Österreichischen Ehrenkreuz 1. Klasse, den Preis der Stadt Wien für Malerei und die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold. 2015 wurde er mit einem Amadeus Award für sein Lebenswerk geehrt. 2018 erhielt er im Rahmen des Antisemitismus- und Antizionismus-Kongress in Wien das Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich.
Das Wiener Jüdische Museum widmete Brauer im Jahr 2019 anlässlich seines 90. Geburtstages eine umfassende Werkschau. Mit rund 54.000 Besuchern war es die bisher zweiterfolgreichste Schau des Museums.
Im Oktober 2019 erhielt Brauer den erstmals von der Styria Media Group und Kleinen Zeitung vergebenen Fritz-Csoklich-Demokratiepreis. Der Künstler hielt damals ein flammendes Plädoyer für Demokratie und Menschlichkeit. Die Demokratie sei immer gefährdet, es gebe dafür in der Natur kein Vorbild, der Mensch habe sie erfinden müssen, um die in der Natur selbstverständliche und arterhaltende Eigenschaft des Egoismus überwinden zu können, sagte Brauer bei der Preisverleihung. „Wir verteidigen unsere Machtpositionen nicht wie Ziegenböcke mit Beinen und Hörnern und Muskeln im Genick, sondern mit Atombomben. Und so haben wir die Demokratie erfunden.” Der laut Eigendefinition berufliche Wunschdenker plädierte für eine Weltdemokratie, nur dann könnten die Menschen zufrieden leben.

apa