„Report"-Chef und Hochner-Preisträger Wolfgang Wagner „Report"-Chef und Hochner-Preisträger Wolfgang Wagner ORF
23 Mai
geschrieben von 

Hochner-Preis: Wagner; Vorhofer-Preis: Perterer

 

ORF-„Report"-Chef und SN-Chefredakteur erhielten die renommierten Auszeichnungen in der Hofburg.

 Die jüngsten journalistischen Enthüllungen, die Österreichs Regierung in die Krise stürzten, haben am Donnerstag die Verleihung des Vorhofer- und des Hochner-Preises dominiert. Bundespräsident Alexander Van der Bellen rief die heimischen Journalisten zu "Mut" auf. Das Ibiza-Video beweise einmal mehr, "wie wichtig unabhängiger Journalismus ist". Der Kurt-Vorhofer-Preis für Printjournalisten ging heuer an Manfred Perterer, Chefredakteur der "Salzburger Nachrichten". Den Robert-Hochner-Preis für Radio/TV nahm ORF-"Report"-Chef Wolfgang Wagner für sein gesamtes Team entgegen. Und das in jenen Räumlichkeiten, in denen sich die Spitzen der heimischen Politik seit dem Wochenende die Klinke in die Hand geben: der Präsidentschaftskanzlei. Hausherr Van der Bellen bezeichnete unabhängigen Journalismus als "die Säule schlechthin" für eine – "liberale", wie er betonte – Demokratie. Er wisse auch, dass es in den Redaktionen "fast täglich" darum gehe, "Interventionen hintanzuhalten": Es gebe "Versuche, einzuschränken, zu gängeln, zu beeinflussen". Das Rezept dagegen sei: "Mut haben, etwas Zivilcourage, nicht zu lange nachdenken, was es für Folgen haben könnte, wenn man der Intervention nicht nachgibt oder doch nachgibt."

VdB für ORF-Gebührenfinanzierung

Van der Bellen sprach sich zudem für eine Beibehaltung der ORF-Gebührenfinanzierung aus und bedauerte, dass Österreich jüngst im Pressefreiheitsranking abgerutscht sei. "Diese Tendenz muss nicht nur gestoppt werden, sie muss umgekehrt werden." Auf dieses Ranking nahm auch Eike Kullmann, Präsident der Journalistengewerkschaft – die die Preise auslobt – Bezug. Und er beklagte die Haltung der noch amtierenden Regierung gegenüber den Medien. "Der Umgang mit kritisch und seriös recherchierenden Journalisten war schon in den Monaten zuvor ein ungustiöses Stück Geschichte." Kritik übte er daran, dass bei den Regierungsstatements der letzten Tage praktisch nie Fragen zugelassen waren: Das bedeute, "Journalisten zu Statisten zu degradieren", ja, sie zu "missbrauchen".

      

Was wäre passiert, "wenn das Ibiza-Video gar nicht veröffentlicht worden wäre?" Diese Frage stellte Perterer (l.) in seiner Dankesrede. Wenn es den Journalisten "zu heiß" gewesen wäre, auch, weil ein Minister "Zack, zack, zack" machen könnte?, so der SN-Chefredakteur in Anspielung auf eine Aussage von Heinz-Christian Strache im Video. "Mut brauchen wir, als hartnäckige Sucher nach der Wahrhaftigkeit", bekräftigte Perterer. Er nahm aber auch seine Zunft in die Pflicht. "Nahe an der Macht ist es wie nahe am Feuer – zunächst wärmt es vielleicht, aber dann verbrennt es einen. Ich rate allen zur Distanz. Wir Journalisten müssen außerhalb dieser verhaberten Republik oder Partie stehen, damit wir auch weiterhin den kritischen Blick auf sie werfen können. Unser Platz ist die Tribüne und nicht das Spielfeld." Und, so Perterers abschließende Botschaft: "Wir Journalisten sollten mehr miteinander statt gegeneinander arbeiten."

Unbequem sein

Wolfgang Wagner erinnerte an den Preis-Namensgeber, den früheren ZiB-Anchorman Robert Hochner. Dessen "journalistische Essenz" sei "ewiggültig": "Im Interesse des Publikums das zu fragen, was Sache ist, auch, wenn es dem mächtigen Gegenüber unangenehm ist." Nach diesem Motto arbeite die "Report"-Redaktion, und das bringe Beschwerden und Anfeindungen. Eine rote Linie werde überschritten, wenn Journalisten bedroht, angegriffen oder verunglimpft werden. Gegen eine Aussendung des FPÖ-Mediensprechers Hans-Jörg Jenewein, der ihn darin als "Gesinnungsjournalist" beschimpft hatte, habe er nicht aus Wehleidigkeit geklagt. Es sei ihm wichtig zu zeigen, dass "man sich in so einem Fall wehren muss". Der FPÖ-Klub wurde unlängst nicht rechtskräftig für diese Aussendung wegen übler Nachrede verurteilt. Guter Journalismus, so schloss Wagner, gehöre zur "Daseinsvorsorge": "Ich glaube, Demokraten brauchen genauso saubere Information wie wir alle Wasser und Strom." Journalisten sollten daher "unbequem sein und bereit sein, sich bei den Mächtigen unbeliebt zu machen. Manchmal bekommt man sogar einen Preis dafür."

(APA)