1. April 2000 1. April 2000 Filmarchiv Austria
03 Apr
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Nachkriegsösterreich im Heimkino

Das Filmarchiv Austria führt seine Aktion fort. Und bringt im April das Programm "Stunde Null – Österreichisches Kino zwischen Trümmern und Träumen" in die Wohnzimmer.

Bis 9. April stehen zwei Produktionen auf dem Programm, die sich vor allem mit dem Verdrängen beschäftigen. 1. April 2000 ist jene Satire über die Besatzungszeit, die erst später Kultstatus erlangte. In dieser ruft Österreich kurzer Hand am 1. April die Unabhängigkeit aus. Und wird darauf des Weltfriedensbruchs angeklagt. Nun muss das Land beweisen, dass keine Gefahr von ihm ausgeht. Und führt die Weltpräsidentin durch seine Geschichte. Umgesetzt wurde der Streifen von Wolfgang Liebeneiner, der ausgerechnet in der Reichsfilmkammer Karriere machte.
Ebenfalls in die verklärte Vergangenheit führt Die Welt dreht sich verkehrt. Ausgehend vom zerbombten Wien unternimmt Franz Xaver Pomeisl, dargestellt von Hans Moser, eine Reise in die Vergangenheit. Und bei jedem Viertel Wein wird sie noch verklärter. Hans Mosers tour d’horizon durch Epochen österreichischer Zeitgeschichte geht mit zahlreichen Rollenwechseln und Identitätsverlusten einher. Bereits in der ersten Episode wird er als kleiner Beamter mit einem Fürsten verwechselt und changiert in dieser Doppelrolle zwischen Herrschaft und Untertan.
Regie führte Johannes Alexander Hübler-Kahla. Es ist sein erstes Werk, nachdem er vom nationalsozialistischen Regime in den 30er Jahren kaltgestellt wurde. Grund war sein gefälschter Arier-Nachweis, in dem er seine jüdische Großmutter verschwieg.
Außerdem zu sehen bis 9. April: Die erste Ausgabe von Zeitgeschehen – Schnell gesehen, der Wochenschau der Sowjetunion in Österreich. Die zweite und letzte Ausgabe folgt in der Woche darauf.
Da steht dann auch Der Engel mit der Posaune, der Film über die Klavierbauerdynastie Alt, auf dem Programm. Sie wird von 1888 bis 1945 verfolgt. Samt Schicksalsschlägen, von denen der Nationalsozialismus als der größte gezeichnet wurde. Obwohl viele Jahre davon ausgespart wurden. In den Hauptrollen sind Paula Wessely und Attila Hörbiger zu sehen. Mit dabei auch Paul Hörbiger. Und viele später bekannt gewordenen Schauspieler, die hier ihr Debüt feierten. Etwa Karlheinz Böhm, Peter Alexander oder Oskar Werner.
Als zweiten Film in der Woche bis 16. April zeigt das Filmarchiv Der weite Weg. Es ist der erste österreichische Spielfilm, der nach Kriegsende in die Kinos kam. Und handelt von einem Ehedrama, das in einem sowjetischen Kriegsgefangenenlager seinen Ausgang nimmt. Und nach der Heimkehr langsam entwirrt wird.

Filmarchiv Austria – Heimkino

1.4. – 9.4.:
1. April 2000
Die Welt Dreht Sich Verkehrt
Zeitgeschehen – Schnell Gesehen Nr.1

10.4. – 16.4.:
Der Engel Mit Der Posaune
Der Weite Weg
Zeitgeschehen – Schnell Gesehen Nr. 2