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27 Sep
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Am Ende waren sie alle (halbwegs) nett zueinander

Mit einer phasenweise fast lustigen, inhaltlich halt wieder mal etwas überladenen Elefantenrunde verabschiedete sich der ORF aus der Vor-Wahl-Berichterstattung. Tolle Quoten.

glaskugelGleich am Anfang kam die Glaskugel zum Einsatz. Gehässigkeiten gab´s so gut wie keine. Stellenweise hatte die letzte Elefantenrunde vor der Wahl fast Charme. Das lag wohl an den vielen „menschelnden“ Fragen, mit denen das souveräne, an diesem Donnerstag-Abend aber auch nicht mit besonders schweren Herausforderungen konfrontierte Moderatoren-Duo Claudia Reitterer und Armin Wolf die Diskussion der Spitzenkandidaten für die Nationalratswahl am Sonntag auflockerte. Eine davon war die klassische Bewerbungsfrage, was ihr letzter Chef über die Wahlwerber sagen würde. ÖVP-Vorsitzender Sebastian Kurz über Reinhold Mitterlehner: „Der hat ein ganzes Buch geschrieben.“ FPÖ-Chef Norbert Hofer zur über Heinz Christian Strache: „Ich glaube, dass er in diesen Stunden andere Sorgen hat.“Nicht unlustig auch die Runde, bei denen jedem der Kandidaten die Möglichkeit eingeräumt wurde, politisch Andersdenkende per Direkt-Appell zu überzeugen:

„Warum soll Sie ein Tiroler Landwirt wählen, Frau Rendi-Wagner?“

„Herr Pilz, warum soll eine Feministin Sie wählen?“,

„Warum soll ein Mindestsicherungsbezieher Sie wählen, Herr Kurz?“

„Warum soll ein Fernfahrer Sie wählen, Herr Kogler?“

„Warum soll Sie eine Frau, die freiwillig ein Kopftuch trägt, wählen, Herr Hofer?“,

„Warum soll eine Pensionistin Sie wählen, Frau Meinl-Reisinger?“

Mit der bedingten Ausnahme von SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner, die die „Ibiza-Koalition“ immerhin halbwegs plausibel mit einem Verrat an christlichen Werten kurzschloss (bzw. Kurz-schloss), kamen in dieser Runde alle Kandidaten veritabel ins Schwimmen.

Das Problem war, dass daneben auch Sachthemen wie Umwelt (bzw. Greta Thunberg und die Fridays for Future-Bewegung), mögliche Koalitionen, das Heer und aktuelle Aufreger wie die Turbulenzen bei den Freiheitlichen diskutiert wurden. Und da wurde eine Schwäche des ORF bei seiner grundsätzlich lobenswert umfangreichen Wahlkampfberichterstattung neuerlich manifest: Die Diskussionsformate waren nicht unintelligent ausgedacht, hatten durchaus ihre Momente, aber es wurde zu viel von allem auf zu engem Raum zusammengepfropft.

Quoten: Riesig. 1.146 Mio Seher (39 Prozent MA) für die Diskussion; 1.017.000 (46 Prozent) für die nachfolgende ZiB 2 mit Filzmeier-Analyse. 

Die Elefantenrunde kann bis 1. Oktober hier angesehen werden. Bis nach der Wahl also.