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Schifoan?? Photomix Company / Pixabay
19 Nov
geschrieben von 

Schifoan??

Die Österreich Werbung versucht, so gut es halt geht, dem Tourismus durch die Pandemie zu helfen. Mit Vorschlägen, wie man diesen Winter - vielleicht - Skiurlaub anbieten kann, oder mit netten Ideen wie dem „virtuellen Hausbankerl“.

Mit einer Mehrzahl von Massnahmen und Intiativen versucht die Österreich Werbung, die kürzlich auch mit einem Effie ausgezeichnet worden ist, dem österr. Tourismus durch seine von Corona verursachte und von der Regierung verfüglich besiegelte Existenzkrise zu helfen. 

Zum einen hat die ÖW vom rheingold istitut, einem Kölner Markt- Medien- und Kulturforschungsunternehmen, eine Studie über die gegenwärtigen Perspektiven des Skiurlaubs erstellen lassen. Diese Studie kann methodisch in gewisser Weise als vorbildhaft für alle Sparten des Tourismus gelten und adaptiert werden: Sie analysiert die besonderen Stärken und Probleme des Skiurlaubs, gleicht sie mit der Urlauber-Mentalität in den maßgeblichen Quellmärkten (Deutschland, Österreich, Niederlande) ab und leitet daraus konkrete To-dos für diese besondere Situation ab. 36 je zwei Stunden lange Tiefeninterviews wurden dafür mit je 12 Personen in Österreich, Deutschland und den Niederlanden geführt. Von diesen haben alle in den letzten drei Jahren einen Skiurlaub gemacht, alle auch schon einmal in Österreich, und noch niemand von ihnen schließt einen Skiurlaub für die Saison 20/21 schon definitiv aus.

Skifahren erfüllt mehrere Sehnsüchte: nach Freiheit, nach Natur, sportlicher Betätigung und gewissen Machtgefühlen - „wenn man seine eigene Kraft spürt, alles beherrschen zu können bei einer Abfahrt“, wie ein Proband sagt. Dem steht Corona als übergreifende Ohnmachtserfahrung entgegen: Ein unsichtbarer Feind, dem man schutz- und machtlos ausgeliefert ist. Wie also die zwei zusammenbringen? Und welche speziellen Ängste haben Menschen bezüglich ihres geliebten Skiurlaubs? Zunächst Sorgen, ob man eine Reise überhaupt antreten darf, auch ob eine Rückreise möglich ist. Bei diesbezüglichen Befürchtungen spielt die geographische Entfernung vom Heimat- zum Zielort eine große Rolle: Für Österreicher oder auch Bayern ist diese buchstäblich naheliegenderweise leichter zu überbrücken als für Berliner, Westfalen oder Holländer - dementsprechend warten letztere mit der Buchung länger zu. Und dann hat man die Nadelöhre am Zielort - vor allem an und in den Liften (Gondeln), aber auch in der Gastro und im Hotel. Da sind zum einen also - vor allem Deutsche wünschen das - strikte, verbindliche Regeln gefordert, deren Einhaltung auch tunlichst zu kontrollieren ist. Zum anderen soll aber um jeden Preis vermieden werden, dass sich das Gefühl eines „Pandemie-Urlaubs“ einstellt. Und je weniger der Ski-Urlaub auf das reine Skifahren an sich fokussiert ist und je wichtiger andere Faktoren - Kinderbetreuung, „Aprés-Ski“, Gesellschaftsleben etc. - werden, desto größer die Verunsicherung.

Daraus leiten die Studienautoren unter der Führung von Marcel Beaufils einen Forderungskatalog ab, dessen wichtigste Punkte sind:

- Maßnahmen und klare, konkrete Regeln an den Nadelöhren Skilift/Gondel, Hütten, Unterkünfte: Maskenpflicht, 1,5 Meter Abstand, begrenzte Gäste-/Nutzeranzahlen.

- Permanent upgedater, überall - auch digital - zugänglicher Informationsfluss über Auslastung, Wartezeiten etc. Das sollte auch für die Buchungsportale gelten.

- Im Sinne des Marketings gilt es, das Sehnsuchtsbild der freien, sicheren, vom Alltag abgekoppelten Skiwelt zu beschwören, implizit jedoch auch auf Corona-Maßnahmen einzugehen.

- Skigebiete müssen ihre Großflächigkeit und Vielzahl an Liften herausstreichen, um dem Urlauber das Gefühl von Weite und Wahlmöglichkeiten zu vermitteln.

 

Das „virtuelle Hausbankerl“

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Das Hausbankerl ist in der Beherbergung etwas entfernt Ähnliches wie in Beisln der Stammtisch: Hier setzt sich in der Regel der Gastgeber mit seinen Stammgästen zusammen, um über Gott und die Welt zu plaudern. Da dieser Austausch derzeit physisch nicht möglich ist, hat die ÖW bzw. deren IT-Abteilung den Austausch in die digitale Sphäre verlegt und dafür das virtuelle Hausbankerl kreiert: Hier kommuniziert ein Gastgeber per Video regelmäßig mit seinen Stammgästen. Nicht allein um mit ihnen in Kontakt zu blieben, sondern auch um ihre Bedürfnisse (noch) besser kennenzulernen. Die Voraussetzungen, um an dieser Kommunikation teilnehmen zu können, sind leicht zu erfüllen: Es braucht einen PC, Laptop oder ein Smartphone, WLAN und Videokonferenz-Software wir Z.B. Zoom. Naturgemäß ist das „Hausbankerl“ in erster Linie gedacht für Beherbergungsbetriebe (Hotels, Privatzimmervermieter, etc) sowie lokale Player wie zum Beispiel regionale Tourismusverbände. Aber auch andere neuralgische touristische Bereiche wie z.B. Gastro oder Bergbahnen können von dem Angebot Gebrauch machen. Was die Gäste angeht, richtet es sich in erster Linie an Stammkunden einer Region. Angedacht sind Plauscherln von ungefähr 1 Stunde Länge mit maximal 8 Teilnehmern. Es dürfen - sollen sogar - auch Menschen zusammenkommen, die sich im realen Leben nie begegnen würden.