Handel: Ein schwarzes Jahr Pixabay
08 Okt
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Handel: Ein schwarzes Jahr

Die Konsumausgaben gehen stärker zurück als noch im Mai prognostiziert. Das stellt der Handelsverband gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Branchenradar.com fest.

Hatte man im Mai noch gehofft, glimpflich davon zu kommen, also Rückgänge im Herbst noch halbwegs ausgleichen zu können, stellt sich die Sache nun anders dar. „Unsere jüngste Prognose zeigt, dass die Auswirkungen auf den Handel weit drastischer ausfallen werden, als zunächst erhofft. Wir gehen für 2020 von einem zusätzlichen Konsumrückgang im Ausmaß von mindestens einer Milliarde Euro aus. Die Corona-Krise lässt die privaten Haushaltsausgaben heuer um mehr als 16 Milliarden Euro einbrechen. Der heimische Handel muss sich damit im Winter warm anziehen“, prognostiziert Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.
Betroffen sind vor allem die Sektoren Bekleidung, Schuhe und Baubedarf. Während für Bekleidung ein Einbruch von 13,9 Prozent erwartet wird, sind es bei Schuhen 11,4 Prozent und beim Baubedarf 6,1 Prozent. Auch der Handel im Luxusgüterbereich hat aufgrund der fehlenden Touristen zu kämpfen. Erstaunlich: Der Hoffnungssektor Sport hat sich mittlerweile gedreht. Statt einem Plus wird hier ein Minus von 3,6 Prozent erwartet. Geschirr dürfte um 6,4 Prozent einbrechen und Gartenprodukte um 2,1 Prozent.
Dafür gibt es auch umgekehrte Entwicklungen. So dürfte das Segment Möbel statt Minus 1,9 Prozent ein Plus von 1,4 Prozent erzielen. Weiße Ware dreht von Minus 1,9 Prozent auf Plus 1,6 Prozent und Elektrogeräte von Minus 2,0 auf Plus 1,2 Prozent.

Gewinner der Coronasituation ist wenig Überraschend e- und mCommerce. „Corona war wie ein digitaler Urknall! Das gilt besonders für das Smartphone-Shopping. Hier haben wir innerhalb eines Jahres einen massiven Zuwachs von mehr als 50 Prozent erlebt“, so Will. „Wir erwarten heuer ein Wachstum der privaten Haushaltsausgaben im eCommerce um 13 Prozent. Am Ende des Jahres werden wir erstmals einen eCommerce-Anteil am gesamten Einzelhandelsumsatz von mehr als 11 Prozent erreichen.“ In erster Linie kommt dies den internationalen Plattformen zugute. Aber auch der heimische Handel hat sich radikal umgestellt und dürfte diesmal an der Entwicklung auch mitnaschen. Zudem ein anderer Trend noch Auftrieb gibt: „Wir erleben hier ein Umdenken: Faktoren wie Regionalität, Qualität und Nachhaltigkeit rücken stärker in den Vordergrund“, beobachtet Andreas Kreutzer von Branchenradar.com. Jedoch bleibt: Unsicherheit und hohe Arbeitslosigkeit lässt die Menschen vorsichtiger werden. Ausgaben werden hinterfragt, verschoben oder gar ganz gestrichen. Und noch ist kein wirkliches Licht am Tunnel erkennbar.
Will hofft nun zunächst auf ein erträgliche Weihnachtsgeschäft. Die Gewöhnung an Masken lässt ihn zuversichtlich in den Spätherbst blicken. Allerdings wird es wohl Regeln geben müssen, die dem sonst üblichen vorweihnachtlichen Gedränge einen Riegel vorschieben. Falls sich das nicht von selbst ergibt.