Rainer Will und Jürgen Bierbaumer-Polly verraten ihre Umsatzprognose Rainer Will und Jürgen Bierbaumer-Polly verraten ihre Umsatzprognose Handelsverband
27 Nov
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Positiver Blick auf Weihnachten

Das Weihnachtsgeschäft soll dem Handel 1,22 Mrd. Euro netto mehr bringen. Das wäre ein Zuwachs von 1,2 Prozent.

Damit ist die Prognose von Handelsverband und WIFO in diesem Jahr doch positiver als 2018. Als Indikator dafür nennt WIFO-Experte Jürgen Bierbaumer-Polly die generell positivere Entwicklung des Handels in diesem Jahr sowie die anhaltende Kauflaune bei den Konsumenten. 254 Euro werde im Durchschnitt im stationären Handel von Herr und Frau Österreicher für Weihnachten ausgegeben. Im Online-Handel seien es 210 Euro.
Für viele Warengruppen ist daher der Dezember noch immer der bedeutendste Monat im Jahr. Hier entscheidet sich das Jahresergebnis. Besonders bei Spielwaren, die mehr als 75 Prozent des Jahresumsatzes in diesem Monat erwirtschaften. Bei Uhren und Schmuck sind es noch über 50 Prozent und auch der Buch- und Elektronikhandel zählt auf das Weihnachtsgeschäft.
Doch dem traditionellen Boom-Monat weht der Trend entgegen. „Sonder-Aktionstage im November, etwa der Singles Day und der Black Friday, aber auch der anhaltende Trend zu Gutscheingeschenken, die erst bei Einlösung in den Folgemonaten als Umsatz gezählt werden, verschieben die klassischen Weihnachtsumsätze auf andere Monate“, erläutert Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. Was ja noch nicht so schlimm wäre. Allerdings sind die meisten Aktionstage typische Online-Handels-Aktionstage. Und auch Gutscheine werden immer öfter Online eingelöst. Ist auch noch nicht so schlimm. Immerhin trägt das zu einem Wachstum des heimischen Versandhandels um 5,3 Prozent im Gesamtjahr bei. Was etwa einem Gesamtumsatz von vier Mrd. Euro entspricht. Allerdings: Die großen Webshops wie Amazon, Alibaba, etc. holen sich ihren nicht kleinen Anteil am Geschäft. Insgesamt, schätzt Will, landen 2019 4,1 Mrd. Euro bei ausländischen Händlern. Und damit mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes des Distanzhandels. Daher, so Will, sei es wichtig, dass auch der stationäre Handel Akzente an den so genannten Event-Einkaufstagen setzt. Etwa mit gewissen Angeboten, die in die Online-Auslage gestellt werden. Oder mit Click & Collect, also Online kaufen und beim Händler abholen. Was die Chance eines Zusatzgeschäftes in sich berge.
Die sinkende Bedeutung des Weihnachtsgeschäftes zeichnet auch Bierbaumer-Polly nach. Mit einer großen Ausnahme: Spielwaren, die Top-Geschenke-Gruppe, legte 2018 noch einmal ordentlich drauf. Was verschenken die Österreicher sonst noch gerne? Uhren & Schmuck, Bücher und Unterhaltungselektronik. In all diesen Warengruppen sinkt die Bedeutung des Weihnachtsgeschäftes.
In diesem Jahr jedoch fällt der Cyber Monday ins Weihnachtsgeschäft. Was den Umsatz, allerdings weniger die Gewinne, ankurbeln könnte. Zudem komme dieses Jahr positiv entgegen, dass der 23. Dezember ein Montag und damit ein normaler Einkaufstag sei, so Bierbaumer-Polly. Schmerzlich seiner Einschätzung nach sei dagegen, dass der 8. Dezember auf einen Sonntag falle und somit ein Einkaufsfeiertag entfalle.
Inklusive Weihnachtsgeschäft ergibt eine erste Prognose einen Gesamtumsatz von 76,8 Mrd. Euro. Brutto. Was einem Zuwachs von 1,7 Prozent entspräche. „Wenn wir von einer Inflationsrate von 1,7 Prozent ausgehen, werden wir heuer real im Einzelhandel keine Umsatzsteigerungen erzielen“, ernüchtert Will.