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profil-Redakteur Philip Dulle, Meinungsforscher Peter Hajek profil-Redakteur Philip Dulle, Meinungsforscher Peter Hajek profil, Unique research
12 Apr
geschrieben von 

Shorty, der Hut fangt ein bisserl zu glühen an

Unique research-Sonntagsfrage für profil, 4/2021: Kurz und die ÖVP verlieren weiter deutlich. Des Kanzlers Glück: Der Mitbewerb kann von seiner Schwäche nicht profitieren.

Man erzielt keine hohen Quoten, wenn man darauf wettet, dass Sebastian Kurz dieser Tage nicht übertrieben gut schläft und für seine Helfer und Spin Doctoren in der türkisen Parteizentrale kein angenehmer Zeitgenosse ist. Denn jetzt kracht´s in einem Bereich, wo´s weh tut. Da geht´s nicht um irgendeine Kritik irgendeiner humanitären Organisation, die Kurz so Wurscht ist wie wenn in China das dritte Fahrrad von links umfällt. Nein, da geht´s um Daten: Die Umfragewerte seiner Person und seiner Partei rasseln ungebremst in den Keller. Die ÖVP fällt um 2 Prozent auf 33 Prozent; in der Kanzlerfrage hat Kurz die magische 30-Prozent-Grenze deutlich nach unten durchschlagen und hält mit einem Minus von 3 Prozent gegenüber dem Vormonat bei 27 Prozent. Das sind die aktuellen, für April gültigen Ergebnisse der Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Unique research monatlich für das Magazin profil durchführt. Auf der profil-Website erörtert Instituts-Vorstand Peter Hajek die veränderte politische Stimmungslage im Gepräch mit Philip Dulle; das Ganze kann als Podcast hier abgehört werden abgehört werden.

„Diese Umfragedaten“, erklärt Instituts-Vorstand Peter Hajek, „tun immer etwas: Sie tun was mit den Politikern, sie tun was mit den Medien - das Interessante ist: sie tun in der Regel nichts mit den Menschen. Die haben nämlich schon die Meinung“ (die sich in den Umfragen zeigt, Anm.).

Unglaublicherweise hat Kurz noch immer sehr gute Chancen, mit einem blauen Auge davonzukommen: Denn der Mitbewerb konnte von seiner Schwäche nicht profitieren und stagniert die rechtspopulistische FPÖ ausgenommen, weitgehend: „Jene Wähler, die von ihm abgefallen sind, gehen nicht zu anderen, sondern auf die Position KEINER. Das ist für Kurz ein Vorteil. Weder Rendi-Wagner, der noch der Punch fehlt, noch Norbert Hofer, der natürlich durch Herbert Kickl fast schon ,gehandicappt’ ist, wird das zugetraut. Ebensowenig Beate Meinl-Reisinger und Werner - Kogler - die leiden am typischen Kleinparteien-Syndrom.“
Die Werte der Kanzlerfrage en detail: Kurz also 27 Prozent, Pamela Rendi-Wagner verbesserte sich nur minimal um 1 Prozent auf 16; Norbert Hofer bleibt bei 11 Prozent, Beate Meinl-Reisinger bei 7. Werner Kogler macht 1 Prozent auf deren insgesamt 5 gut, verlässt damit aber nicht den letzten Platz aller abgefragten Kandidaten. In der „Parteienwertung“verliert die ÖVP 2 Prozent; die SPÖ stagniert bei 24 Prozent; die Grünen haben sich etwas erholt und jene zwei Prozent, die wiederum die Neos abgeben mussten, dazubekommen (Grüne in Summe 12 Prozent, NEOS 10). Dei FPÖ hat 2 Prozent gewonnen und hält bei 19 Prozent.

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„Wenn Sebastian Kurz bis zu dem Zeitpunkt, wo die Impfungen greifen und die Zahlen sowohl in den Intensivstationen als auch in den Statistiken zurückgehen und so etwas wie ein halbwegs geregeltes Leben daherkommt, durchtaucht, hat er die Möglichkeit, wieder Fuß zu fassen. Wäre ich Berater der ÖVP, würde ich empfehlen, nicht immer ein neues Thema anzureißen: die Impfverteilung in der EU. Sputnik. Beide haben nicht den Durchschlag gebracht, den man sich erwartet hat. Ich würde - ich bin wieder beim Fußball - aus einer gesicherten Abwehr herausspielen, den Ball flachhalten, mich auf die alltägliche Arbeit konzentrieren und versuchen, durchzudienen, bis es wieder aufwärts geht“, resümiert Hajek.
Nicht nur Sebastian Kurz ist von einer unglaublichen Kaltschnäuzigkeit - offensichtlich sind es auch seine Wähler. Das zeigt sich aktuell bei einer Zusatzfrage, bei der Hajek mit seinem Team der Meinung der Menschen über die Chat-Protokolle um die Bestellung der ÖBAG-Führung auf den Grund gegangen ist. Während sich der Großteil der Menschen ziemlich ernüchtert zeigt - wieder Stichwort „neuer Stil“ - reagieren die ÖVP-Wähler größtenteils à la Was-soll´s-das-war-in-Österreich-schon-immer-so. „Auch das schadet der ÖVP kurzfristig natürlich nicht. Es wird aber mittel- bis langfristig immer dann zum Problem, wenn sie etwas Neues propagieren oder sagen will, ,ich bin anders als der Mitbeweerb!’ Das wird man so nicht mehr glauben. Und das ist das Problem von Sebastian Kurz und der ÖVP.“

 



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