Corona in Medien omnipräsent Pixabay
03 Jun
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Corona in Medien omnipräsent

Das Coronavirus bleibt uns erhalten. Dafür sorgen schon die Medien.

Vermutlich falsche Testergebnisse – eine durchgestandene Coronainfektion macht nicht immun. 15 Neuansteckungen – die zweite Welle kommt. Das Thema ist einfach zu dankbar. Aufregungen und Emotionen können so ganz leicht erzeugt werden. Das nutzt nicht zuletzt die Bundesregierung mit ihren Dauer-Pressekonferenzen.
Und der Eindruck, dass es sich hier auch um ein großes Medienereignis handelt, täuscht nicht. 76.984 Beiträge wurden allein in den österreichischen Tageszeitungen seit Bekanntwerden der Krise verfasst. Die Flüchtlingskrise 2015 brachte es in den ersten fünf Monaten auf 36.841 Beiträge und die Finanzkrise 2008 überhaupt nur auf 13.914 Beiträge. Damit ist das Coronavirus mehr als fünfmal so häufig in den heimischen Zeitungen präsent als die Finanzkrise und mehr als doppelt so stark als das Flüchtlingsthema.
Diese Zahlen erhob APA-Comm. Und analysierte dafür jeweils die ersten fünf Krisenmonate in 15 österreichische Tageszeitungen. Dabei stellten sie fest: Zum Höhepunkt der Krise wurden 6.804 Beiträge in einer Woche veröffentlicht. Bei der Finanzkrise waren es 1.353 Beiträge.
Die Meldungsmenge in der Coronakrise wuchs laut Analyse in drei Schritten, die zeitlich mit den Ausbrüchen in China, Norditalien und Österreich zusammenfallen. Während der ersten Phase verbuchte das Corona-Thema bis zu 750 Beiträge pro Woche. Laut Analysten ein hoher Wert für ein weit entferntes Ereignis. Mit dem Ausbruch in Norditalien verdreifachte sich das Aufkommen allerdings schlagartig auf über 2.400 Beiträge. Erreichte damit fast das Flüchtlingsthema, das es auf dessen Höhepunkt zu 2.674 Beiträgen brachte.
Mit der Ankunft in Österreich schossen die Zahlen durch die Decke. In den ersten beiden Wochen des Lockdown wurden mehr Beiträge zu Corona veröffentlicht als zur Finanzkrise in fünf Monaten. Allein am Freitag den 27. März, dem Tag mit dem bisher höchsten Beitragsaufkommen, zählte APA-Comm 1.155 Beiträge zur Coronakrise.
Seither ist ein leichter Rückgang in der Berichterstattung zu erkennen. „Nach Rückgängen im April stabilisiert sich der Output auf einem hohen Niveau. Im Vergleich zu vorhergehenden Krisen fällt das Abflauen der Berichterstattung merklich schwächer aus“, beobachtet Manuel Kerzner, Medienanalyst bei APA-Comm. Neun Wochen nach Überschreitung des Höhepunkts ist das Volumen der Berichterstattung sowohl bei der Finanzkrise als auch bei der Flüchtlingskrise auf 60 Prozent der Höchstwerte gesunken. Im Falle von Corona liegt dieser Wert bei über 78 Prozent.