Gallup-Geschäftsführerin Andrea Fronaschütz bei der Präsentation im Presseclub Concordia Gallup-Geschäftsführerin Andrea Fronaschütz bei der Präsentation im Presseclub Concordia Screenshot, Gallup
17 Apr
geschrieben von 

Aktualisiert: Die Rolle der heimischen Medien in der Krise

Gallup-GF Andrea Fronaschütz stellte neue Umfrageergebnisse vor, über die sich Zeitungen, einige jedenfalls, freuen können. 

Vor etwa drei Wochen ist das Gallup Institut mit einer Studie vorstellig geworden, wie es um das Vertrauen der österreichischen Öffentlichkeit in ihre Medien und Journalisten bestellt ist. Erhebungsdatum war damals die Verhängung des Ausnahmezustands (16 bis 18. März). Nun hat das Meinungsforschungsinstitut eine neue, noch umfangreichere Studie realisiert. Im Rahmen einer Videokonferenz wurden deren Ergebnisse wieder von Geschäftsführerin Andrea Fronaschütz via Presseclub Concordia präsentiert; BranchenBlatt war per Zoom dabei.

Eckdatum war diesmal der Zeitraum 7./8. April, als Sebastian Kurz die (mittlerweile in Kraft getretenen) Lockerungen der Restriktionen für bestimmte Geschäfte verkündete.
Ein paar Variablen sind neu in die Studie eingeflossen, u.a. die politische Orientierung der (insgesamt) 1.000 Befragten, ihre persönliche Befindlichkeit, ihr Informationsstatus (etwa ob sie an Verschwörungstheorien glauben). Der inhaltliche Schwerpunkt der Befragung blieb aber der selbe, d.h., es geht um das Vertrauen in die Medien und das Ansehen der Journalisten in der Bevölkerung.

Das auffälligste Ergebnis ist zweifelsohne der signifikante Anstieg der Zeitungen und Zeitschriften (Print wie online), wenn es um die Relevanz der Information über Corona geht. Einen regelrechten Schub hätten, so Fronaschütz, die Zeitungen durch das Virus erfahren. „Es ist davon auszugehen, dass davon nach der Krise etwas zurückbleibt.“

Beim spezifischen Nutzungskanal zeigt sich übrigens, dass die Krone bei der Online-Nutzung deutlich zugelegt hat (von 23 auf 32 Prozent), während sie - wie alle anderen Zeitungen mit Ausnahme des diesbezüglich konstanten Kurier - bei Print verliert. Stark auch der Online-Zuwachs der Tiroler Tageszeitung von ohnedies schon hohen 57 Prozent auf 69 Prozent: Damit ist die TT die am stärksten online genutzte Tageszeitung vor dem Standard und der Presse. Standard und Presse haben wiederum klar die Nase voran, wenn es um die Vertrauenswürdigkeit und den (Mehr-)Wert der Informationen geht. Schlecht schneiden hier vor allem die Gratisblätter Oe24 und Heute ab.

meiden.jpg

Gegenüber den Zeitungen und - schriften wird den elektronischen Medien - Fernsehen, Radio, Soziale Medien, reine Online News-Portale wie GMX oder Google News - nunmehr weniger Bedeutung für die Informationsgewinnung eingeräumt. Bei den Fernsehsendern fällt auf, dass Servus TV in einigen Bereichen, die die Relevanz von Informationen ausmachen, fast mit dem ORF gleichgezogen hat. In der Kategorie „Glaubwürdigkeit“ hat der Mateschitz-Sender sogar die Nase vorn. Gute Mehrwert-Performances verzeichnen auch Puls 4 und die öffentlich-rechtlichen deutschen Sender ARD und ZDF, erstaunlich schlechte dagegen der Nachrichtensender n-TV. Das Oe24 TV die Rote Laterne trägt, überrascht eher nicht. Im Radiobereich liegen Ö1 und die ORF-Regionalradios klar vor Ö3.

Bildschirmfoto 2020-04-17 um 13.27.21.png

 

Wie Geschäftsführerin Fronaschütz bei der letzten Präsentation bereits in Aussicht gestellt hatte, hat Gallup diesmal auch die Zahlungsbereitschaft für allfällige Paywalls und die ORF-Gebühr erhoben. Ein einziges Online-Portal, das der Salzburger Nachrichten, kann laut der Umfrage auf eine überwiegend zahlungsbereite Klientel zählen. Bei allen anderen Zeitungs-Portalen überwiegt der Anteil derer, die sicher nicht oder eher nicht die Kreditkarte zücken wollen.
Auch die GIS-Gebühr des ORF stößt überwiegend auf Ablehnung, vor allem bei jüngeren Menschen - die aber wiederum die Ersten wären, die den ORF vermissen würden, gäbe es ihn nicht mehr. Ebenfalls kurios ist, dass die Mehrheit der Österreicher nicht weiß, dass die GIS-Gebühr nicht allein dem ORF allein zugutekommt, sondern eine Reihe von Dingen querfinanziert (Länderabgabe etc.).

Bildschirmfoto 2020-04-17 um 13.27.03.png

Noch ein aktuelles Thema das das Gallup Institut in seine aktuelle Befragung aufgenommen: Die Sonderförderung für Medien. Sie wird grosso modo befürwortet, alerdings gibt es eine große Anzahl von Unentschlossenen und Ahnungslosen. Das deute, so Fronaschütz, darauf hin, dass die Journalisten keinen guten Job in eigener Sache macht und es verabsäumt haben, auf die Bedeutung ihrer Arbeit hinzuweisen. Von jenen Umfrageteilnehmern, die sich eine Meinung zum Thema gebildet haben ist - das überrascht auch - die Überzahl d´accord mit den vielen Medienexperten, die nicht die Reichweite, sondern die Qualität als primäres Vergabekriterium sehen wollen.

Schließlich noch zum Image der Journalisten: Es ist ist nach wie vor nicht berauschend gut - „naturgemäß“ besonders bei FPÖ-Wählern nicht -, obwohl eine steigende Anzahl von Menschen einräumt, die Medien hätten in der Krise hilfreiche Arbeit geleistet.