Andrea Fronaschütz, Geschäftsführerin des Gallup Instituts Andrea Fronaschütz, Geschäftsführerin des Gallup Instituts Screenshots Jaschke
25 Mär
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Wir glauben dem ORF

Das Gallup Institut hat erhoben, wie gut sich die Österreicher über Corona informiert fühlen, die Ergebnisse wurden virtuell der Öffentlichkeit präsentiert.

„Wer es jetzt schafft, über alle seine Kanäle Vertrauen zu allen Lesergruppen herzustellen, hat die Chance, diese Lesergruppen auch langfristig an sich zu binden.“ Trotz der wirtschaftlich durch den Einbruch der Werbeaufträge herausfordernden Situation hat Andrea Fronaschütz, Geschäftsführerin des Gallup Instituts, gute Nachrichten für Zeitungsverlage. Für herkömmliche Medien, insbesondere den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, generell.
Denn das Gallup Institut hat, indem es zwischen 16. und 18. März 1000 Menschen in ganz Österreich befragt hat, erhoben, wie gut sich die Österreicher über Corona informiert fühlen. Im Rahmen eines virtuellen Pressetermins wurde die Studie heute im (oder vom) Presseclub Concordia präsentiert und BranchenBlatt zögerte nicht, auf schnellstem Weg ins Home Office zu eilen, um daran teilzunehmen.

Da die repräsentative Studie unterschiedliche Altersgruppen von 16 aufwärts ins Visier genommen hat, widerlegt sie auch manchen Vorurteil: Über Corona informieren sich auch Junge eifrig via lineares Fernsehen und Tageszeitungen, vor allem informiert sich keine andere Altersgruppe so zahlreich auf den Webseiten von Behörden und Organisationen wie die 16- bis 30jährigen. Natürlich frequentiert diese Altersgruppe auch stärker als alle anderen die Social Media - gleichzeitig sind die Jungen aber auch diejenigen, die sich am stärksten Fake News ausgesetzt sehen: Das bedeutet, dass sie nicht unkritisch alles glauben, was sie auf Facebook, Twitter, WhatsApp, Instagram & Co vorgesetzt bekommen. Mit Abstand am glaubwürdigsten wird das öffentlich-rechtliche Fernsehen eingestuft, ihm folgen Qualitätszeitungen und öffentlich-rechtliche Radiosender. Das höchste Mißtrauen genießen neben den sozialen Medien die Boulevardzeitungen.

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Wie gut wird die Qualität der verbreiteten Informationen über Corona eingestuft? Hier fällt auf, dass sie in den westlichen Bundesländern - die zum Erhebungszeitraum auch am stärksten vom Virus betroffen waren - schlechter eingestuft wird als sonstwo in Österreich.
Zwiespältig stellt sich die Rolle der Journalisten im Licht der öffentlichen Einschätzung dar: 49 Prozent, nicht überragend viele, beurteilen sie positiv; 38 Prozent neutral, 13 Prozent in unterschiedlichem Ausmaß negativ. Dabei wird ihre Rolle von 77 Prozent als gesellschaftlich wichtig bewertet.

In rein quantitativer Hinsicht bleiben den herkömmlichen Medien natürlich keine Wünsche offen: Ihre Nutzung ist, wie sich hinlänglich herumgesprochen hat, so stark wie seit Menschengedenken nicht mehr. Bei den Zeitungen ist interessant, über welche Kanäle sie erfolgt: Bereits 69 Prozent beim Standard und 62 Prozent im Falle der Presse beziehen ihre Corona-Infos ausschließlich online. Bei der Kleinen Zeitung tun das nur 22 Prozent, bei der Krone 23 Prozent und bei Österreich, das bekanntermaßen viel auf seinen Webauftritt hält, auch nur 24 Prozent. Der ORF, der es insgesamt auf über 90 Prozent bringt, schafft eine Online-Nutzung von immerhin 25 Prozent.
Ob der gegenwärtige Run auf die Medien auch eine Erhöhung der Zahlungsbereitschaft für GIS-Gebühren, Paywalls und Zeitungen verbunden ist, hat die Gallup-Studie noch nicht erhoben. Das könne aber, stellte Fronaschütz in Aussicht, bei der nächsten Studie nachgeholt werden.