Die Zeit wird knapp Journalisten Barometer
22 Okt
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Die Zeit wird knapp

Als besonders gesund galt der Beruf noch nie, jetzt kommt auch noch zunehmender Zeitdruck hinzu.

Das zumindest gilt für 72 Prozent als größte Herausforderung im Journalismus. Die wachsende Informationsflut ist für 57 Prozent eine weitere, erschwert noch durch die aufwendige Bearbeitung für verschiedene Kanäle für 48 Prozent. Das sagt zumindest das aktuelle Journalisten Barometer von marketagent.com und Ecker & Partner. Laut diesem würden immerhin 87 Prozent der Journalisten ihren Beruf wieder ergreifen. Besonders zufrieden sei man mit der Art der Tätigkeit (87 Prozent), der inhaltlichen Vielfalt des Jobs (83 Prozent) und dem Arbeitsklima in den Redaktionen (71 Prozent).
Viel Zeit und viel Aufwand kosten allerdings soziale Medien. 96 Prozent nützen zumindest eines davon zur Recherche. Am liebsten Youtube. 77 Prozent verbreiten aber auch ihre Beiträge über diese Schiene. In erster Linie über Facebook (69 Prozent). 29 Prozent machen dies aber auch über Twitter und 27 Prozent über Instagram.
Doch Social Media sind nicht nur zusätzliche Kanäle, die es zu bespielen gilt, sondern auch Konkurrenz. Immerhin werden über sie 30 Prozent der Österreicher mit politischen Inhalten erreicht. Die eben oft auch von politischen Parteien, Interessensvertreter oder sonstigen Playern im politischen Geschäft kommen.
Glücklicherweise gehen auch die Empfänger solcher Botschaften laut dem Journalisten Barometer sehr vorsichtig mit ihnen um. Denn glaubwürdig finden die Nachrichten aus den Social Media-Kanälen nur 10 Prozent. Am meisten Vertrauen genießt immer noch TV. Mit 53 Prozent führt es vor Radio mit 42 Prozent und Nachrichten-Websites mit 39 Prozent.
Als Informationskanal nutzen 68 Prozent TV, 55 Prozent das Gespräch mit Freunden oder Familie und 46 Prozent Radio. „Wir sehen, dass neben den klassischen passiven Medien wie Fernsehen und Radio, vor allem persönliche Gespräche zur Information über das politische Geschehen in Österreich herangezogen werden. In Punkto Glaubwürdigkeit erfährt das Fernsehen zwar den höchsten Zuspruch in der Bevölkerung, insgesamt ist es aber durchaus alarmierend, wenn die Hälfte der Österreicher die dort gelieferten Informationen zum politischen Geschehen im Land als nur teilweise oder wenig glaubwürdig einstuft“, fasst Stefan Gensasz von Marketagent die Ergebnisse zusammen.
Zudem erschweren Fake News die Arbeit der Journalisten immer mehr. Sie werden immer perfider, immer professioneller. Jeder dritte Journalist hat bereits ein Problem, falsche Nachrichten zu erkennen. „Journalisten bewegen sich in einem extremen Spannungsfeld“, interpretiert Axel Zuschmann, Geschäftsführer von Ecker & Partner, die Zahlen. „Sie müssen in kürzester Zeit aus vielen Informationen das Wichtigste herausfiltern, auf Echtheit prüfen, neue – im Idealfall exklusive – Fakten recherchieren und in der Regel für diverse Kanäle aufbereiten. Das wird zunehmend schwieriger.“

Das Journalisten Barometer wurde gemeinsam von Ecker & Partner und Marketagent umgesetzt. Von 29. Mai bis 16. Juni wurden insgesamt 511 Journalisten, davon 152 aus Österreich, 278 aus Deutschland und 81 aus der Schweiz, befragt. Von den 511 Journalisten beziehen 82 Prozent ihr Einkommen hauptsächlich aus journalistischer Tätigkeit, 18 Prozent teilweise. Ergänzend dazu untersuchte Marketagent im Rahmen einer repräsentativen Studie unter 500 Österreichern die Frage, wie sie sich über Politik informieren.