Ein Abschied mit Freude und Wehmut Pixabay
10 Nov
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Ein Abschied mit Freude und Wehmut

Es war von vorneherein ein schlechtes Verhältnis. Das Gros der Medien konnte nicht nachvollziehen, dass das jetzt echt passiert war. Man schien sich sogar zu schämen. Dass die Landsleute wirklich so sind, wie sie sind. Korrespondenten schlugen nicht nur die Hände über dem Kopf zusammen. Sondern konnten auch eine gewisse Häme nicht mehr verbergen. Es war geschehen, was eigentlich nicht hätte passieren dürfen: Donald Trump hatte das Rennen um die Präsidentschaft gewonnen. Der Mann, der in der Öffentlichkeit auftritt, als wäre er noch immer in seiner Serie Hire and Fire. Der seine Präsidentschaft genauso anlegte: Mit Bauchgefühl und großer Schnauze.

Die politischen Auswirkungen und Erdbeben sind bekannt. Und auch das Verhältnis der Medien zum Weißen Haus bekam eine ganz neue Qualität. Eine neue Qualität der Störung. Unter Trumps Präsidentschaft wurde die Phrase Fake News wohl öfter benutzt als jemals zuvor. Allerdings nicht, um seine Aussagen treffend zu analysieren – sondern vielmehr um Medien und Medienvertreter zu diskreditieren. Ihnen bei unangenehmen Fragen das Wort abzudrehen. Sie manchmal auch des Hauses zu verweisen.
Unter seiner Präsidentschaft wurde eine Wortschöpfung geboren, die ihren Weg über den Erdball gefunden hat und mittlerweile in jeder professionellen Verschwörungstheorie Erwähnung findet: Alternative Fakten.
Trump setzte besonders auf zwei Medien: Fox News und Twitter. Die konservative Weltanschauung, die Leugnung des Klimawandels, das Schimpfen auf China, all das wird verlässlich von Fox News geteilt. Auf Twitter kann – oder besser konnte – sich Trump ganz ungeschminkt an seine Fans wenden. Was immer er an schrägen Meldungen vom Stapel ließ – Twitter ließ alles durchgehen. Und erlangte so Berühmtheit. Erst gegen Ende der Präsidentschaft wurde es auch dem Mikroblogging-Dienst zu peinlich. Als er allerdings ankündigte, Trump nicht mehr alles durchgehen zu lassen, warb Facebook um den mitteilsamen Präsidenten. Vor dem Wahlkampf verständigte man sich unter den sozialen Medien – nicht ganz ohne Druck – Verhaltenskodici und Faktenchecks einzuführen.
Alle anderen Medien waren eigentlich Feinde. Nicht ganz zu unrecht. Denn die Journalisten trauten es Trump nicht zu, das Amt auszufüllen. Und sie hatten damit auch Recht. Sie mussten viel einstecken, nicht nur vom Präsidenten, sondern auch von diversen rechten Gruppen. Auch in Österreich schüttelten die Redakteure den Kopf über den einzigartigen Präsidenten. Und auch hierzulande bekam man dafür die Reaktion von Rechts.
Jetzt, wo der Spuk vorbei ist, herrscht einhelliges Aufatmen. Selbst bei Trumps ehemaligen Lieblingsmedien. Wer am Wahltag einen Blick auf seinen Twitter-Account warf, weiß, warum. Und auch Fox News ist es zuviel geworden. Die stiegen einfach aus der letzten Pressekonferenz des Weißen Hauses aus. Die Vorwürfe von Wahlbetrug wollen selbst die nicht mehr ohne Beleg senden.
Jubel also bei den meisten Medienhäusern. Doch bei vielen wird sich auch langsam so etwas wie Trauer daruntermischen. Denn er war doch immer für eine Meldung gut. Tote Hose? Dann schauen wir mal, was der Trump so twittert. Sondersendung? Die gibt er mit seiner Kamikaze-Politik immer her. Oder einfach: Unterhaltung. Denn, man muss es leider sagen: Bei den meisten Äußerungen und Ergüssen musste man einfach schmunzeln. Da war es nicht nachvollziehbar, dass das ernst gemeint sein sollte.
Und jetzt? Joseph Biden? Der mag zwar einen zivilisierteren Umgangston pflegen. Aber er ist ein biederer Liberaler. In Österreich wäre das also ein Konservativer. Mit Bibel und viel, viel Geld. Mit Worten, die möglichst höflich nichts sagen sollen. Mit Ideen, die schon jemand gehabt hat. Mit einem Wort: fad. Da lässt sich keine Mini-Meldung tagelang hinziehen, wie bei Trump. Da ist man nicht öffentlich tagelang beleidigt, wie es Trump vorexerziert. Da ist die Nachrichtenlage ganz einfach trockener.
Also: Jetzt kann man den Trump noch auslutschen. Und ihm auch contra geben. Es geht eh schon wieder schön rund. Und man kann sicher sein, dass lautstark geklagt wird. Zum Abschied noch volles Rohr. Ist ja bald vorbei.