Panik Reloaded Pixabay
08 Jul
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Panik Reloaded

Es geht wieder um: Das Gespenst des Coronavirus. Schulschließungen und Maskenpflicht in Oberösterreich, Reisewarnungen für den Westbalkan, Rumänien und Bulgarien. Dazu: Aus den fast täglichen Pressekonferenzen des Gesundheitsministers ist zu entnehmen, dass man sich auf den Herbst vorbereiten wolle. In dem Grippe und Corona aufeinandertreffen. Und dann wurden auch noch die polizeilichen Befugnisse übertreten. Entschuldigung, natürlich ausgeweitet. In Zukunft dürfen sich also Kranke oder jene, die im Verdacht stehen, krank zu sein, als Verbrecher fühlen.
Abgesehen davon, dass das für eine zivilisierte Demokratie völlig unwürdig ist, schürt es auch wieder die Panik. Das trifft vor allem eine Branche: Die Eventmarketer.

Die konnten ja schon so etwas wie ein Lüftlein der Hoffnung spüren. Mit dem Start von Sommerkinos, Donaufestival und sonstigen Freiluftfestivals kehrt zumindest ein bisschen Geschäft wieder. Gerade Outdoor wäre nun einiges möglich. Dafür hat man sich auch schon mit der Ausbildung von Covid-19-Beauftragten durch emba und Rotes Kreuz vorbereitet.
Trotzdem: Die Marketing-Events wollen nicht so richtig anspringen. Kein Wunder. Buffet oder Fingerfood? Nicht möglich. Gesetzte Veranstaltungen Pflicht. Netzwerken? Bestenfalls am eigenen Tisch. Bühnenshow? Sänger mit Maske? Aftershow-Party? Reinfall.
Das Problem ist daher nicht nur: Was ist möglich? Sondern: Wer will so etwas? Und vor allem: Wer traut sich? Nicht allzu viele. Und was, wenn der Sommer vorbei ist?
Kein Wunder daher, dass die bisherige Saison, und damit bereits viele Herbst-Events, von Absagen geprägt ist.
Und dann fällt auch noch das lukrative Tagungs- und Kongressgeschäft aus. Das Europäische Institut für Tagungswirtschaft entwickelte dazu im Mai zwei Szenarien. Schafft es die Branche, im September wieder Fahrt aufzunehmen, könnte sie sich bis etwa Mai 2021 wieder stabilisieren. Geht es erst im Dezember wieder los, werde es wohl bis Sommer oder Herbst des nächsten Jahres dauern.
In Österreich macht allein der Kongress- und Tagungsbereich eine Wertschöpfung von 8,9 Mrd. Euro aus, errechnete das IHS. 2019 wurden 1.600 internationale Kongresse, 4.000 nationale Kongresse, 13.300 Firmentagungen und 6.200 Seminare abgehalten. Sie hielten Tourismus, Eventbranche, Messebau, Catering und Convention Bureaus am Laufen.
Seit März ist dieses Geschäft praktisch nicht mehr existent. Und weit bis in den Herbst hinein von Unsicherheiten geprägt. Kommen wieder Maßnahmen? Darf die Veranstaltung dann zum geplanten Termin auch so abgehalten werden? Können die Teilnehmer überhaupt einreisen? Befindet sich der Tagungsort dann vielleicht plötzlich in einem Sperrgebiet?
Fragen über Fragen, die jede seriöse Planung obsolet machen. Das wird diesen Bereich allerdings noch bis weit hinein in das Jahr 2021 treffen. „Für abgesagte Veranstaltungen wurde versucht, Ersatztermine zu finden, jedoch erfolgen aufgrund der unsicheren Lage derzeit kaum neue Buchungen und Planungen werden dadurch nahezu unmöglich“, beobachtet Gerhard Stübe, Präsident des Austrian Convention Bureaus.
Der Herbst wird daher wohl noch einmal zu einer kräftigen Herausforderung für die Branche werden. Denn eine langfristige Perspektive, das ist jetzt schon abzusehen, wird es auch im September nicht geben. Die Forcierung so genannter Hybrid-Events, also Online-Events, bei denen sich Gruppen in kleineren Rahmen treffen und miteinander virtuell vernetzen, ist eher ein Marketing-Gag von Digitalagenturen. Sie bringen weder der Branche noch den Teilnehmern nachhaltigen Gewinn. Und sind eher für Konferenzen und Firmeninterna geeignet. Hier könnten sie dem Tagungsgeschäft auf Dauer Marktanteile abknabbern. Aber: Virtuelle Netzwerke ersetzen eben keine menschlichen Begegnungen.
Doch bis es soweit ist, liegt es vor allen Dingen an der Regierung, ein Hilfskonzept, das zumindest bis Ende 2021 reicht, zu entwerfen. Eine Initiative setzt die Österreich Werbung. Sie will durch einen Zusammenschluss der Branchen und über ihr Auslandsnetzwerk das Vertrauen in den Tagungsstandort Österreich wieder stärken. Vielleicht hilft das auch, den Mut für heimische Business-Events wieder zu heben.