#Pimmelgate vs #Beidlgate Cocoparisienne / Pixabay
09 Sep
geschrieben von 

#Pimmelgate vs #Beidlgate

Beides trendet im Moment - wenn auch mit offensichtlich unterschiedlichem Hintergrund.

Ist jemandem schon einmal die Idee gekommen, das, was von rechten Recken in Ö gerne als „Linkstwitter“ bezeichnet wird, als einzige halbwegs ernstzunehmende Opposition mit linksliberaler Schlagseite zu sehen? Natürlich gibt es auch Opposition von noch weiter rechts als Türkis, doch die tummelt sich mehr auf Facebook und einschlägigen Radaublättern/-portalen. Auf Twitter aber ist das linksliberale Lager zur Stelle, wenn die reguläre parlamentarische Opposition wieder einmal etwas lasch auf Ungereimtheiten und Unzulänglichkeiten der Regierungspolitik reagiert.

Was hat das mit unserem hehren Thema zu tun? #Pimmelgate vs. #Beidlgate? Nun, #Beidlgate trendet mal wieder. Diesmal im Kielwasser des großen deutschen Bruders #Pimmelgate, dem wir uns selbstverständlich auch gleich mit gebührender Andacht widmen werden. Aber zunächst noch zur polit-hygienischen Funktion des Begriffs Beidlgate. Der trendet auffällig oft, wenn Bundeskanzler Sebastian Kurz mal wieder die Twitteria aufregt. Der letzte Anlass dazu war das Sommergespräch am Montag. Sein Gefasel, was Österreich nicht alles für humanitäre Zwecke tue, sein Herunterspielen seiner, sagen wir mal, zumindest angreifbaren Aussagen vor dem Corona-U-Ausschuss und sein irgendwie fadenscheinig anmutender, obendrein auch faktisch fragwürdiger Schwenk in der Corona-Politik - Intensivbetten als einiger Parameter - gaben gewiss genug Stoff für Kritik ab.
Der Begriff Beidlgate hat per se keine unmittelbare politische Konnotation: Er bezieht sich auf die 2500 Bilder von angeblich größtenteils männlichen Geschlechtsteilen, die im Zuge der Untersuchungen für den Ibiza-Ausschuss bei Ex-ÖBAG-Chef Thomas Schmid gefunden worden sein sollen. Das ist kein politischer Parameter und hat auch kaum Aufregung hervorgerufen. Eine irgendwie anscheinend unterschwellig in der Twitteria grassierender Satire-Impuls bedingt indes, das der unpolitische Begriff #Beidlgate zum Synonym für einen verbatim unausgesprochenen Korruptionsverdacht geworden ist. #Beidlgate heißt ungefähr: Ich bin überzeugt, dass Kurz korrupt ist.

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Heute aber begrüßt die treue und rührige #Beidlgate-Gemeinde einen wie aus dem Nichts aufgetauchten deutschen Verwandten: #Pimmelgate. Gerne lässt sie dabei durchblicken, dass #Beidlgate lange vor #Pimmelgate da war.

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Worum geht´s? Hamburgs Innensenator Andy Grote hatte sich über Menschen echauffiert, die im Schanzenviertel eine zünftige Feier abgehalten hatten. Daraufhin brach in den Sozialen Netzwerken das übliche Wut- und Schimpfgeheul aus; ein unter dem Namen „ZooSt.Pauli“ agierender User postete: „Du bist so 1 Pimmel.“ Bei der Staatsanwaltschaft langte ein Anzeige ein - ob von Grote selbst oder sonstwem eingebracht, ist unklar. Jedenfalls erhielt „ZooSt.Pauli“ gestern um 6.00 Uhr früh Besuch von der Polizei, die feststellen wollte, auf welchem Gerät die inkriminierte Aussage geschrieben wurde.

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Ob Grotes Reaktion überzogen war oder nicht, ist gar nicht so sehr das Thema der #Pimmelgate-Tweets. Sondern eine andere Art von Verhältnismäßigkeit: Vielen Twitterant*innen will nämlich nicht ganz in den Kopf, warum ein rüdes Wort gegen einen (männlichen) Politiker geahndet wird - viel ärgere Beleidígungen und offene Drohungen gegen Frauen aber nicht.

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