Eine ziemlich vergurkte Angelegenheit Outsideclick / Pixabay
21 Mai
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Eine ziemlich vergurkte Angelegenheit

#Gurkentruppe trendet auf Twitter. BranchenBlatt hat keine Kosten und Mühen gescheut, um Sie aufzuklären, was es damit auf sich hat. UPDATE.

Wer heute in der ersten Tageshälfte auf Twitter geschaut hat, mochte gedacht haben, es habe eine Datumsverschiebung (Fasching oder 1. April oder so) stattgefunden. Der absolute Trend war nämlich #Gurkentruppe, gefolgt von #beidlgate.

Bildschirmfoto 2021 05 20 um 12.54.45Empört sich die Twitteria etwa kollektiv über Franco Fodas Teamkader für die Fußball-EM? 
Nein, nein und abermals nein.
Es gibt vielmehr, zur ganz großen Abwechslung, wieder einmal eine Kontroverse mit nachfolgender gerichtlicher Auseinandersetzung zwischen der ÖVP und Falter-Chefredakteur Florian Klenk. Es ist die dritte innherhalb von Monaten: Das ÖVP-Online-Organ Zur Sache hatte Klenk heftig attackiert, weil der Falter in der Berichterstattung über das Ibiza-Video die Familie Porsche als mögliche Parteispender nicht erwähnt hatte und spekuliert, dies sei einem Nahverhältnis der Familie zu einem Falter-Eigentümer geschuldet gewesen. Das Kuriose allerdings war: Die Familie Porsche war in dem Video von H.C. Strache als Großspender für die ÖVP ins Spiel gebracht worden. Kurzum: Der Falter „vertuschte", um in der Lesart von Zur Sache zu bleiben, einen Vorwurf gegen die ÖVP!!!

Nichtsdestotrotz beeilte sich Bundeskanzler Sebastian Kurz, die Geschichte zu retweeten. 

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In einem Thread auf Twitter widerlegte Klenk die Vorwürfe und bezeichnete die Redaktion von Zur Sache als „Claus Reitans* türkise Gurkentruppe“.

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Das war am 9.4. Nach einer Schrecksekunde von ca. eineinhalb Monaten fühlt sich die ÖVP bzw. ihr Antwalt Werner Suppan ausreichend beleidigt, um den „selbsternannten ,Enthüllungsjournalisten’“** Klenk um den Streitwert von 35.000 Euro, Unterlassung und einstweilige Verfügung zu klagen. Genau genommen kommt die Klage, wie uns die heutige „Morgenpost" des Falter informiert, von Claus Reitan. Der 66jährige, eigentlich in der Branche gut reputierte ehemalige Chefredakteur der Tiroler Tageszeitung, von Österreich (in dessen Frühphase) und der Furche gibt sich als redaktioneller Steuermann des türkisen Propaganda-Tools Zur Sache her. Deswegen ist in Klenks Tweet von „Claus Reitans türkiser Gurkentruppe" die Rede. Aber nicht nur davon fühlt sich Reitan vom Falter-CR verbal insultiert, sondern auch durch Äußerungen Klenks in einem Falter-Podcast vom 15.4. Klenk darin wörtlich: „Das (die Behauptung, Porsche spende an die ÖVP, Anm.) war ein Dirty Campaigning Straches gegen die ÖVP, für das wir keine Fakten gefunden haben und deshalb haben wir´s auch nicht verbreitet. Das heißt, die ÖVP wirft mir vor, ich hätte nicht mit Dreck gespritzt und sei deshalb ein unsauberer Journalist. Das zeigt einfach, wie hirnbescheuert diese Leute in diesem ÖVP-Pressedienst sind - das sind ja nicht Journalisten, das sind irgendwelche jungen Politruks, die dort sitzen und halt irgendwie dem Herrn Kurz einen Gefallen tun wollten, uns anzuschütten."

 Der ÖVP-Parlamentsklub dazu in einer Aussendung: „Es ist jedenfalls nicht hinnehmbar, dass Dr. Klenk die Redaktion des ÖVP-Klub-Mediums ,Zur Sache‘ als ,hirnbescheuert‘ verunglimpft hat und damit öffentlich behaupte (sic!), Chefredakteur Reitan und seine Mitarbeiter seien nicht bei Verstand. Scharf zurückzuweisen ist auch die Unterstellung, es handle sich bei den Mitarbeitern von ,Zur Sache‘ nicht um Journalisten, ebenso wie die Gleichsetzung der Redaktion von ,Zur Sache‘ mit sowjetischen Polit-Truppenoffizieren – wortwörtlich bezeichnete Dr. Klenk diese als ,Politruks‘".

 Der Rest der Posse - inklusive weiterer Stellungnahmen Klenks - spielt auf Twitter.

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*  O-Ton Anklageschrift

 

 

 



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