Influencer im Corona-Paradoxon Pixabay
22 Mai
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Influencer im Corona-Paradoxon

Sie sorgten vor der Krise für Begeisterung, Gesprächsstoff und Unglauben. Möchtegern-Sternchen oder C- und D-Profis suchten sich ihre Aufmerksamkeit, indem sie ihr Leben auf Social Media öffentlich machten.

Das Erstaunliche: Viele folgten diesen Ergüssen. Da rührten sich auch die Marken und das Influencer-Geschäft war geboren. Fotos von Destinationen, Strand, mit diesem oder jenem modischen Fetzen oder mit der einen oder anderen Süßigkeit, mit der man sich tröstet, füllen seitdem das Netz. Dazu kommen natürlich noch Schmink-, Schönheits- und sonstige Tipps, die die Welt unbedingt braucht. Alles schön hinterlegt mit dem Logo des jeweiligen Kooperationspartners. So kommen Influencer schon mal auf 2.000 bis 7.000 Dollar. Die Woche.
Das Coronavirus brachte aber auch in dieser Branche ein Umdenken. Und Aufrütteln. Denn kaum ein Ereignis manifestiert so beeindruckend, dass Influencer nichts anderes als Marketing-Außenstellen sind. Und daher der Entwicklung der Marketing- und Werbebranche unterworfen sind. Die heißt derzeit: Streichen, sparen, kürzen. So sehen sich Influencer nun dem Corona-Paradoxon gegenüber, zeigt eine Studie aus Großbritannien: Die Follower-Anzahl steigert sich, die Einnahmen gehen dagegen stark zurück.
Und das, obwohl die Inhalte der Postings nicht gerade spannender werden. Die Kochkünste werden da hervorgezaubert, die Haustiere beobachtet und StayatHome-Parolen geschlagen, die sich ob der Fülle kaum mehr differenzieren. Man nimmt auch zur Kenntnis, dass Influencer im modischen Tiger-Tanga und nicht in der No-Name-Latzhose auf der Couch vor dem Bildschirm sitzen. Oder, im Gegensatz zu ihren Followern, ein eigenes Fitness-Studio besitzen.
Dennoch: Die Jugend scheint verunsichert. Folgt gerade den Corona-Inhalten. Und bleibt ihren Social Media-Helden treu. Zumindest den Meisten.
Reduziert werden sie durch die Werbekürzungen, stellt die britische Digital-Agentur Attain in ihrer Untersuchung fest. 65 Prozent der Influencer in Großbritannien verdienen seit der Coronakrise deutlich weniger. Durchschnittlich seien die Einnahmen um rund 2.500 Dollar eingesackt – pro Woche. Und: Für einige stellt das auch das Aus ihrer Influencer-Karriere dar. Am stärksten betroffen sind die Reise-Influencer, gefolgt von Lifestyle und Fashion.
Eine Launchmetrics-Studie stellte fest, dass die Unternehmen nach der Krise weiter gewillt sind, auf Influencer zu setzen. Allerdings wird es da auch auf relevantere Inhalte ankommen. Zudem versuchen Marken immer stärker, ihre Kunden zu Influencern zu machen, die das positive Image unter der Gefolgschaft verteilen. Natürlich kostenlos.
Die Studie zeigt auch, dass es nicht nur auf eine große Zahl von Followern ankommt. So genannte Mikro-Influencer mit einer Nischen-Gefolgschaft können sich für Marken in der Kundenbindung durchaus als vorteilhaft erweisen.
In Österreich erhob die PR-Agentur comm:unications die Lage im April. Die folgte dem internationalen Trend. Demnach waren bei über 60 Prozent der Social Media-Erzähler die Auftragslage eingebrochen. 70 Prozent rechneten mit weiteren Einbrüchen und über 10 Prozent wussten nicht, ob sie ihre Tätigkeit fortsetzen können.