Little Richard 1965 mit einem jungen Nachwuchsgitarristen (ach, das Namensgedächtnis…) Little Richard 1965 mit einem jungen Nachwuchsgitarristen (ach, das Namensgedächtnis…) Screenshots Twitter
10 Mai
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Viel posthume Ehre für Little Richard

Die gesamte Pop- & Rock-Prominenz gedenkt auf Sozialen Medien des verstorbenen Rock´n´Roll-Pioniers.

Einer lebt noch, nämlich Jerry Lee Lewis. Der Vorletzte ist gestern abgetreten. 

Wahrscheinlich war Richard Penniman, der es übrigens zu durchaus ansehnlichen 1,77 Körpergröße gebracht hat, aber als Kind recht klein gewesen sein soll, der exaltierteste aller Ur-Rock´n´Roller - Elvis´ Hüftschwung hin, Chuck Berrys „Duck Walk“ her. Er war damit auch ein Household Name in den Stammbüchern und Vorbildreferenzen großer Performer. Mick Jagger verschweigt in seiner Trauerbotschaft nicht, dass er sich viel von Little Richards Show und Umgang mit dem Publikum abgeschaut hat. Wer sich an den Prince der frühen 80er erinnert, wird sogar eine gewisse, wohl nicht absichtslos betonte optische Ähnlichkeit konstatieren.
Anständige Mütter zitterten um ihre Töchter, wenn der wilde Mann aus Georgia ihre Stadt heimsuchte - und, als Richards sexuelle Vielseitigkeit ruchbar wurde, auch um ihre Jungs. Little Richard selbst hatte zu seiner Queerness - für die er in regelmäßigen Perioden als Prediger Buße zu tun suchte - zwar ein gespaltenes Verhältnis, aber er hat damit andere Künstler wie David Bowie, Freddie Mercury oder Elton John inspiriert, in ihrem Auftreten Geschlechteridentitäten zu verwischen.
Und schließlich hat Little Richard auch den ultimativen Slogan - oder Schlachtruf - des Rock´n´Roll geschaffen: „A-wop-bop-a-loo-bop-a-wop-bam-boom". Dass die gesamte Rock-Prominenz öffentlich seiner gedenkt und ihm auf Twitter die Ehre erweist, ist nur zu folgerichtig.

„Ich bin so traurig, vom Tod Little Richards zu hören - er war die größte Inspiration meiner frühen Teenager-Jahre und seine Musik hat, wenn man sie jetzt spielt, immer noch die selbe raue elektrische Energie wie damals, als sie in den mittleren 50ern durch die Szene fegte. Als wir mit ihm auf Tour waren, habe ich ihn jede Nacht beobachtet und von ihm gelernt, wie man ein Publikum unterhält und fesselt und er war immer so großzügig mit Rat. Er hat so viel für die Populärmusik geleistet, ich werde dich vermissen, Richard, Gottes Segen mit dir“, twittert Mick Jagger auf schwarzem Grund.

 

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Jaggers Stones-Kollege Keith Richards: „So traurig zu hören, dass mein alter Freund Little Richard verstorben ist. Es wird nie einen wie ihn geben!!! Er war der wahre Geist des Rock´n´Roll!“

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Paul McCartney verabschiedet sich nach einer lustigen Erinnerung an etwas Eitelkeit und Selbstironie mit den Worten: „Wiedersehen Richard und a-wop-bop-a-loo-bop.“

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Beach Boys´-Kopf Brian Wilson nimmt den Titel eines seiner schönsten Songs als Abschiedsgruß: „Love & Mercy“.

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Elton John nennt Little Richard seinen „größten Einfluss“, schätzt sich glücklich, mit ihm 1993 ein Duett aufgenommen zu haben und schließt mit den großen und dabei durchaus wahren Worten „Eine wahre Legende, Ikone und Naturgewalt“

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Auch Bob Dylan zeigt sich tief und ehrlich betroffen: 

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Und dann hätten wir zum Schluss noch was Lustiges zum an sich traurigen Thema: Ein australsiche Kuriositäten-Portal hebt eine Zeitungsmeldung von 1957 aus dem Archiv: Als Little Richard mit einem Haufen anderer Rock´n´Roller wie Eddie Cochran oder Gene Vincent den Kontinent heimgesucht und Aufruhr generiert hat. Damals durfte man noch „Neger" schreiben. 

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Am Ende noch ein Video anläßlich der Grammy-Verleihung 1986. Little Richard ist darin mit Buster Poitdexter (i.e. New York Dolls-Sänger David Johansen mit hochtoupierten Haaren) zu sehen und beschwert sich, dass er nie einen Grammy bekommen hat. PS: Kennt irgendwer noch die Dame, die ihn hier kriegt?