Zensurierte Kunst Pixabay
09 Dez
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Zensurierte Kunst

Gustav Klimt – geht gar nicht. Pierre Bonnard – kann nicht euer ernst sein. Aids – ohne uns. Gnadenlos wird hier zensuriert, was nicht passt.

Und das nicht in China, Nordkorea oder Saudi Arabien – sondern auf Facebook. Dort wollte Checkpoint Zürich eine Kampagne zum Welt-Aids-Tag schalten. Problem: In dem Video kommen zwei küssende Männer vor.
WienTourismus setzte auf Sujets von Gustav Klimt. Und das in der Erwartung, dass die keine Chance hätten. Traurigerweise wurde die Organisation darin bestätigt. Und auch die Bank Austria, keine Organisation, der man besonderen Witz oder besondere Frivolität unterstellen würde, wurde schon gnadenlos zensuriert. Dabei wollte man bloß für die Ausstellung von Werken des französischen Malers Pierre Bonnard im Kunstforum werben. Eine Ausstellung, die sich bereits in der Tate Gallery als Besuchermagnet erwies.
Auf diese sich wiederholenden Vorfälle weist der Online-Vermarkterkreis im iab hin. Und will auch Widersprüche erkennen. Denn eigentlich schreibt sich Facebook etwa die Unterstützung der LGBT-Community auf die Fahnen.
Aber auch bei der chinesischen Social Media-Plattform TikTok erkennt der Vermarkterkreis Diskriminierung. Unter anderem würden homosexuelle oder dicke Menschen auf einer Liste von „besonderen Nutzern“ landen. Ihre Videos würden als Mobbing-Risiko betrachtet und in der Reichweite beschränkt. Als Beispiele für betroffene User nenne TikTok in seinen Richtlinien „entstelltes Gesicht“, „Autismus“ oder „Downsyndrom“. Die Entscheidung über die Klassifizierung der User obliege Moderatoren, die dafür rund 30 Sekunden Zeit hätten, kritisiert der iab. Obwohl diese Richtlinien mittlerweile revidiert wurden, müsse sich das Netzwerk dem Vorwurf der politischen Zensur stellen, beharrt der Digitalverband.
„Digitalwerbung ist ein mächtiger Hebel für Awareness-Kampagnen, gesellschaftliche und kulturelle Anliegen. Am aktuellen Beispiel zeigt sich wieder deutlich, welche Doppelmoral hinter Facebook steckt und welch bedrohliche Auswirkungen die Zensur durch die U.S.-Digitalgiganten haben kann. Österreichische Publisher werden von Menschen gesteuert, die den Markt kennen und das nötige Fingerspitzengefühl haben. Es kann nicht sein, dass gesellschaftsrelevante Themen oder kulturelle Inhalte zensiert werden“, moniert daher Eugen Schmidt (AboutMedia), Leiter des Online-Vermarkterkreises. Noch dazu, wenn andererseits Fake News ohne weitere Prüfungen weltweit gerne über diese Plattformen verbreitet werden.
In letzterem Punkt trifft man sich mit dem Schauspieler und Comedian Sacha Baron Cohen, der erst vor kurzem die Sozialen Medien als „größte Propaganda-Maschine aller Zeiten“ bezeichnete. Und Mark Zuckerberg scharf kritisierte.