Bundesministerin Ines Stilling prangert Diskriminierung und Hass in Online Debatten an Bundesministerin Ines Stilling prangert Diskriminierung und Hass in Online Debatten an BKA/Andy Wenzel
09 Okt
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Spielregeln für virtuelle Debatten gesucht

Wie kann Diskriminierung und Hass, in erster Linie gegenüber Frauen, auf Social Media effizient begegnet werden?

Diese Frage stand diesmal im Zentrum der Reihe Gleichstellung im Gespräch im Bundeskanzleramt. „In Online-Debatten können sich Diskriminierung oder Chancengleichheit entwickeln. Gleichzeitig muss uns immer bewusst sein, dass diese Informationen kürzer, selektiver und diffuser sind als in Medien wie Fernsehen oder Zeitung. Es ist auch deutlich schwieriger geworden, den Wahrheitsgehalt zu überprüfen“, sprach Ines Stilling, Bundesministerin für Frauen, Familien und Jugend, das Problem an. „Über den Algorithmus, der hinter unseren Profilen läuft und vorschlägt, wem wir online folgen sollen, findet wenig gesellschaftliche Debatte statt“, so die Stilling. Sie fordert Plattformbetreiber auf, mehr Verantwortung zu übernehmen. Gerade bei sexistischen Kommentaren oder Hasspostings. Hier dürfe die Gesellschaft nicht wegsehen. Sondern habe sich, im Gegenteil, diesen Äußerungen entgegenzustellen.
Diskriminierung DiskussionDer Frauenkörper als Ware würde nur allzu oft in Online-Medien inszeniert, kritisiert Laura Wiesböck vom Institut für Soziologie der Universität Wien. Was dem Idealbild nicht entspreche, werde abgewertet. Soziale Medien würden damit „Frauen als sexuell verfügbare Objekte“ visualisieren und sie auf diese Rolle reduzieren, so die Soziologin.
Anschließend diskutierten Wiesböck, die Podcasterin Beatrice Frasl, Christian Berger von der Arbeiterkammer Wien, die Journalistin und Autorin Ingrid Brodnig sowie Kristina Hametner vom Büro für Frauengesundheit der Stadt Wien unter der Leitung von Gerhard Wagner vom Verein HeForShe Vienna mögliche Lösungsstrategien. Einig war man sich dabei, dass man den Diskurs nicht den Hatern überlassen dürfe. Es sei notwendig, durch eine aktive Beteiligung an Online-Debatten dem Hass und der Diskriminierung etwas entgegenzusetzen.
Brodnig konstatierte, dass geschlechtsbezogene Klischees oft unreflektiert übernommen würden und sich online noch weiter verstärken. Daher müsse, so Frasl, eine feministische Gegenöffentlichkeit aufgebaut werden. Das gelinge etwa dadurch, die gleichbleibenden Muster der Hasspostings aufzuzeigen und die Argumentationsmuster zu entlarven. Auch humorvolle Reaktionen seien dabei hilfreich, argumentierte Hametner. Und verwies auf eine Videoreihe des Wiener Büros für Frauengesundheit, in dem mit parodistischen Videoclips auf YouTube ein Gegenpol zu den gängigen Fitness- und Beauty-Beiträgen geschaffen wird. Für einen verwaltungsrechtlichen Tatbestand gegen verbale Gewalt sprach sich hingegen Berger aus.