Diese Seite drucken
Kritik an Bewertungsportalen Pixabay
22 Jun
geschrieben von 

Kritik an Bewertungsportalen

Sie gehören zum Online-Kaufprozess einfach dazu. Bevor man sich nicht umschaut, wie andere User das Produkt einschätzen, drückt man selten auf den Kaufbutton.

Bewertungen sind daher für die Portale nicht nur inhaltlich, sondern vor allem wirtschaftlich interessant. Doch wie diese Bewertungen zustande kommen, ist meist intransparent. Sind es echte User? Bezahlte Einträge? Bots? Welche Bewertungen werden entfernt? Welche Bewertungen sind reine Werbung?
Diesen Dschungel nahm sich das deutsche Kartellamt vor. Über 60 Bewertungsportale wurden untersucht. Das Ergebnis: Traurig, kurz gesagt. Denn nur wenige der Portale machen sich überhaupt Gedanken bezüglich gefälschter Bewertungen und verfügen über entsprechende Filter sowie Sanktionierungen. Die meisten Filter achten lediglich auf bestimmte Worte oder Verletzungen der Richtlinien.
Ebenso tendieren Plattformen dazu, mehr negative Bewertungen zu löschen. Dabei wird auf Beschwerden von den Bewerteten reagiert.
Zudem stieß das Kartellamt auf eine Diskrepanz, die das Dilemma von Bewertungsportalen offenbart. Viele Nutzer orientieren sich zwar an den Bewertungen, jedoch geben nur wenige eine ab. Die Portale dagegen ringen nach Bewertungen. Die dann eben auch nicht unbedingt hinterfragt werden.
Das Kartellamt kommt daher zum Schluss: Bewertungsportale müssten wesentlich mehr Verantwortung übernehmen. Drei Empfehlungen sollen dabei helfen. Fake-Bewertungen, bei denen etwa das Produkt gar nicht genutzt wurde oder die inhaltlich in eine gewisse Richtung getrimmt werden, sollten auf den Portalen am besten gar nicht erscheinen. Vorab-Prüfungen und Filter-Technologien könnten dies verhindern.
Werden Tests durchgeführt und publiziert, im Rahmen derer das Produkt kostenlos zur Verfügung gestellt wurde, müsste dies dementsprechend gekennzeichnet werden.
Die Prüfung der Authentizität der Bewertungen müsse verbessert werden. So stellte das Kartellamt fest, dass es einerseits oftmals leichter sei, eine positive als eine negative Bewertung abzugeben. Andererseits bemerkten die Prüfer, dass negative Bewertungen eher nachgeprüft und gelöscht werden als positive. Der Grund dafür: man reagiere nur auf Beschwerden. Was aber nicht heißt, dass die positiven Bewertungen alle authentisch sind.
Es gebe zwar in allen Fällen positive Beispiele, im Großen und Ganzen sehen die Kartellbeamten aber noch ein ganz ordentliches Stück Verbesserungspotenzial.