27 Okt
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Vermummungsverbot lässt grüßen

Natürlich kamen auch die Big Brother Awards nicht ohne Corona aus. Neben den üblichen Sicherheitsauflagen spielte das Thema auch in der Rede von Georg Markus Kainz, Vertreter des Veranstalters Quintessenz, eine Rolle.

Er erinnerte daran, dass vor einem Jahr das Vermummungsverbot galt. Nun aber vielmehr die Pflicht zur Vermummung. Das ist kein Grund, auf ihn gleich einzuprügeln. Er stellte nämlich nicht die Sinnhaftigkeit der Masken in Frage, sondern die Sinnhaftigkeit des Vermummungsverbotes. Denn laut der damaligen Argumentation müsste es eigentlich einen sprunghaften Anstieg der Kriminalität geben. Doch das sei nicht der Fall, so Kainz. Nichts desto trotz würden die Überwachungsinstrumente weiter ausgebaut. Der nun dankbar angenommene Vorwand laute nicht mehr Terrorismus, sondern Corona. Der Einsatz auf Innsbrucker Märkten etwa werde damit begründet, die Einhaltung des Sicherheitsabstandes zu überwachen. Es ändere sich nur die Geschichte, mit der man ein mehr an Überwachung durchsetzen wolle, warnte Kainz.
Die Innsbrucker übrigens verpassten diesmal knapp einen Big Brother Award. Die wurden auch in diesem Jahr traditionell vor dem Nationalfeiertag im Rabenhoftheater vergeben. Falls jemand da war, sie abzuholen.
Besonders ausgezeichnet als Überwachungsfan in der Kategorie Behörden und Verwaltung hat sich diesmal laut Jury Finanzminister Gernot Blümel. Und zwar durch seine Handlung, den Corona-Hilfsfonds und den Härtefallfonds über die Vereinigung WKO verteilen zu lassen. Die damit großzügigen Zugang zu Steuerakten und Sozialversicherungsnummern erlangte. Die diese Organisation definitiv nichts angingen.

Blümels Regierungskollege Innenminister Karl Nehammer holte sich den Sieg in der Kategorie Politik. Sein tapferes Eintreten für eine Gesichtserkennungssoftware mit Künstlicher Intelligenz wurde damit belohnt. Wie diese genau trainiert wird und wie die Gesichtserkennung funktioniert, möchte er aber nicht verraten. Das sei Betriebsgeheimnis von IBM und Microsoft.
Was „Betriebsgeheimnisse“ so alles anrichten können, das zeigte Apples Handybetriebssystem iOS 14. Unter diesem wurde offengelegt, wie schamlos sich Apps an privaten Daten bedienen. Sie nutzen dazu die Zwischenablage, die oft, öfter oder sehr oft wie im Falle von TikTok ausgelesen wird. Bilder, Text und sogar die Zwischenablagen verbundener Geräte werden ausspioniert. Dafür gab es den Preis für weltweiten Datenhunger.
In der Kategorie Kommunikation und Marketing drehte sich alles um die Schule. Der Preis wurde der Lernsieg-App zuerkannt. Die anonymes Bewerten von Lehrern und Schulen erlaubt, ohne die Zustimmung der Betroffenen eingeholt zu haben.
Den Preis in der Kategorie Business und Finanzen holte sich Mastercard. Die Debit-Karte des Unternehmens wird nämlich gerne als Alternative zur Bankomatkarte eingesetzt. Dabei können die Daten auch in die USA übertragen werden, wo sie durch kein Gesetz mehr geschützt sind. Was aber von Mastercard und den Banken nicht deutlich gemacht werde, kritisiert die Jury.

Als Laudator des Sonderpreises Lebenslanges Ärgernis fungierte Max Schrems. Der Award wurde nämlich in diesem Jahr der Europäischen Kommission zuerkannt. Und zwar dafür, dass sie es nicht lassen könne, rechtswidrige Datenabkommen mit den USA zu schließen, wie Schrems kritisierte. Schon zwei Mal wurden diese Abkommen durch den EuGH aufgehoben, nun spreche alles dafür, dass es ein drittes Mal versucht werde, befürchtete der Aktivist. Denn das Problem sei, dass es jedesmal lange Jahre dauere, bis man das gesetzwidrige Abkommen durch den Gerichtshof wieder beseitigen könne.
Doch nicht nur Preise, Schelte und Reden regierten an diesem Abend. Musikalische Zwischenspiele steuerte das Kammermusikensemble Butter Musick Consort bei. Die Preisträger hingegen wurden nicht groß gefeiert.