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18 Sep
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Millenials werden Spießer

Homeoffice, Videokonferenzen, Kurzarbeit, Entlassungen. Die Arbeitswelt hat sich in den letzten sechs Monaten stark verändert.

Vor allem digitale Kommunikationsmittel rücken immer mehr ins Zentrum. Was das für die Zukunft bedeutet und ob die Veränderung nachhaltig sei, das wurde beim letzten Moving Forward Digital Round Table diskutiert. „Es wird in naher Zukunft die Realität sein, dass wir unsere sozialen Kontakte digital leben“, leitet Gastgeber Josef Mantl (JMC) das Gespräch ein.
Ein wesentlicher Punkt: Wie reagieren die Millenials auf die sich ändernden Einflüsse? Diese Gruppe macht derzeit 50 Prozent des weltweiten Arbeitskräftepotenzials aus. In fünf Jahren sollen es dann schon 75 Prozent sein. Grund genug für Deloitte, die Zielgruppe näher in Augenschein zu nehmen. So begleitet man sie bereits seit zehn Jahren beobachtend. „Die Millennials blicken sorgenvoll in die Zukunft, sehen in COVID-19 allerdings eine Chance“, so Deloitte-Expertin Elisa Aichinger und analysiert: „Soziale Innovation ist attraktiv, um Arbeitskräfte anzusprechen. Entscheidend ist jedoch die betriebswirtschaftliche Sinnhaftigkeit und nicht der reine Symbolcharakter.“
Im Großen und Ganzen folgt die Generation den Generationen vor ihr. Nach der Sturm und Drang-Phase setzt man nun vermehrt auf Sicherheit. Und wird sesshaft. Der Unterscheid: man sucht nicht nur finanzielle Absicherung, sondern auch Nachhaltigkeit und Weiterbildung bei seinem Arbeitgeber. Und man ist skeptisch geworden. Nur elf Prozent glauben, dass sich die wirtschaftliche Situation in ihrem Land verbessern wird.
Dafür begleitet sie ein Vorteil: Sie sind mit den digitalen Gadgets aufgewachsen. Dennoch: Es gibt noch Unternehmer, die auch auf Menschliches setzen. Etwa Saubermacher-Aufsichtsrat Hans Roth. Auch während der Coronakrise bevorzugt er das Gespräch Mensch zu Mensch. Natürlich mit Abstand und Maske. „Homeoffice wird wichtig werden. Aber wir müssen zeigen, dass wir für unsere Kundinnen und Kunden da sind. Das passiert nicht nur am Bildschirm. Wir müssen rausgehen, um verkaufen zu können“, postuliert Roth.
Für eine flächendeckende Wirtschaftsbildung tritt Barbara Coudenhove-Kalergi von der Industriellenvereinigung ein. „Wir bilden für die Welt von gestern und nicht die Chancen von morgen aus“, bekritelt sie. Chancen durch die Veränderungen sieht sie vor allem für Start-ups: „Junge Unternehmen und Start-ups arbeiten von der grünen Wiese aus und können der Transformation unbekümmert begegnen. Etablierte Firmen bewegen sich oft in einem innovationsfeindlichen Umfeld“.
Markus Raunig von AustrianStartups sieht immer mehr Gründer mit sozialen und ökologischen Zielen, die erfolgreicher als Jungunternehmer mit rein monetären Zielen seien. Für Start-ups, ist er überzeugt, seien die letzten Monate keine große Herausforderung gewesen, weil sie zukunftsweisende Arbeitsweisen seit ihrer Gründung verinnerlicht hätten. „Die letzten Monate haben meine Überzeugung bestärkt, dass unser System nicht zukunftsfit ist. Die Welt schaut in den nächsten zehn bis 20 Jahren anders aus und wir bilden noch immer für das 20. Jahrhundert aus“, resümiert er.
Einen erstaunlich positiven Blickwinkel brachte Reinhard Millnar von der Wirtschaftsuniversität Wien in die Diskussion ein: „Sharing-Economy-Konzepte wie Car2Go oder ViveLaCar sind soziale Innovationen der Gegenwart. Die Veränderungen der letzten Monate werden langfristig bleiben. Es sind viele positive Entwicklungen, von denen die Gesellschaft künftig profitieren wird."