iab diskutiert „neue Normalität“ iab austria
16 Apr
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iab diskutiert „neue Normalität“

Wie geht es nach dem totalen Shutdown weiter? Die Frage stellt sich von der Politik bis zum einzelnen Bürger nun jeder. Die Digitalwirtschaft macht da keine Ausnahme.

Um die Zukunft in der „neuen Normalität“ drehte sich daher der letzte Digi Talk des iab. Wie diese aussehen kann, diskutierten Philip Haubner (Laola 1), Michael Katzlberger (Tunnel 23), Alexander Oswald (Futura, Österreichische Marketing Gesellschaft) und Bernd Wollmann (Casinos Austria) via Zoom. Schnell wurde klar: Da war auch viel Wunsch und Hoffnung dabei. Das machte iab austria-Vizepräsidentin Cosima Serban schon zu Beginn deutlich: „Wir erleben einen fundamentalen Wandel, der maßgeblich durch Digitalisierung gestaltet wird. Vom Wertewandel bis zum Konsumwandel wird in der neuen Normalität alles anders sein. Mit Agilität, Gestaltungskraft und einem konstruktiven Mindset kann die Digitalwirtschaft die Zukunft für die Zeit nach den COVID-19-Maßnahmen positiv formen. Dabei muss der Fokus klar auf Qualität liegen.“
„Es hat sich vom Arbeitsablauf bis zur Einstellung in den letzten Wochen alles geändert“, blickt Wollmann auf die Zeit seit Einführung der COVID-19-Maßnahmen zurück. Man müsse sich anpassen. Denn die Gesellschaft werde in eine neue Realität zurückkehren.
„Der abrupte Shutdown war in etlichen Unternehmen ein Prozessbeschleuniger. Man kann fast von einem Digitalisierungszwang sprechen“, analysiert Oswald. Der Präsident der Österreichischen Marketing Gesellschaft sieht darin aber nicht nur Vorteile. Gerade Networking-Veranstaltungen könnten durch die Digitalisierung nicht kompensiert werden. „Das neue Premium-Erlebnis wird der persönliche Kontakt sein“, ist er überzeugt.
„Kommunikation hilft auch, Ängste in der Bevölkerung abzubauen“, glaubt Katzlberger. Im Shutdown will er eine Entschleunigung des getriebenen Systems sehen, die zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit Technologie und Geschäftsmöglichkeiten führt. „Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Notwendigkeit nimmt die Diskussion über das bedingungslose Grundeinkommen wieder Fahrt auf“, beobachtet Katzlberger die Folgen der Maßnahmen.
Besonders getroffen hat es Laola1. Mit dem Ende der Sportveranstaltungen ging auch das Interesse am Sportportal zurück. „Trotz breiter Wertschöpfungskette zeigt sich eindrucksvoll, dass Content King ist“, bringt Laola1-Marketingchef Haubner die Situation auf den Punkt. Videos mit Jürgen Melzer oder Home-Workouts mit Sportstars sollen die Lücke füllen und die User auf der Seite halten.
Als positiven Wandel durch die Ausnahmesituation erkennt Wollmann bereits jetzt den Wandel im Konsumverhalten zu regionalen und lokalen Anbietern. Gerade sie würden profitieren von der Digitalisierung, um neue Kundenschichten anzusprechen. Das Werbeverhalten sieht er dagegen zunehmend kritisch. Zu austauschbar derzeit die Botschaften von Finanzdienstleistern oder Handelsketten. Zudem warnt er davor, Werbebudgets stark zu beschneiden.
Den Weg beschritt allerdings Laola1. Dort nutzt man nur mehr die eigenen Kanäle, um mit den Usern zu interagieren. Unter großem Druck sieht Haubner zudem die programmatische Werbung, da derzeit nachgefragte Felder wie Krise oder Krankheit kein attraktives Umfeld wären.
Oswald dagegen warnt vor dem panikgetriebenen Preisverfall, der sich mit der Dauer der Maßnahmen weiter verstärken wird. „Wir müssen im Zusammenspiel zwischen Auftraggeberinnen und Auftraggebern, Agenturen und Medien sehr darauf aufpassen, dass es nicht zu einer preislichen Kettenreaktion und einer Abwärtsspirale kommt“, so der ÖMG-Präsident.