Und lässt die Zeit Zeit sein. Also haben die Bürger der norwegischen Insel Sommaroy ihre Uhren symbolisch an eine Brücke gehängt, um so ihr zeitloses Dasein zu dokumentieren. Einher ging das mit einer Petition zur Abschaffung der Zeit im Sommer, die dem Parlament übergeben wurde. So berichteten es zumindest Spiegel, Guardian oder das Time Magazin, um nur einige der 1.471 Medien zu nennen, die diese Story dankbar aufgriffen. Nur der norwegische Rundfunk NRK wollte sich damit nicht zufrieden geben. Und bohrte nach. Das Ergebnis: Alles nur Fake News.
Genauer gesagt eine PR Aktion, die über Innovasion Norge gelaufen ist. Die staatliche Organisation zur Wirtschaftsförderung verbreitete die Aussendung in die Welt. Was die Norweger allerdings noch mehr aufregt: Sie unterstützte den PR-Gag mit 50.000 Euro an Steuergeldern. Seitdem reißt die Diskussion nicht ab. Vom Tourismusverein bis hin zu den Politikern, die angeblich die Petition in Empfang nahmen, hagelt es Entschuldigungen und Distanzierungen á la "Ich habe es nicht gewusst".
Einige norwegische Medien zeigen sich besonders erzürnt darüber, dass ausgerechnet in Zeiten, in denen regelmäßig über Fake News und wie man ihnen entgegentreten könne diskutiert wird, mit staatlicher Unterstützung ganz offiziell Lügen verbreitet werden. Wenn auch als PR-Aktion getarnt.
Die Norweger sind aber nicht die ersten, die Fake News für Tourismuswerbung missbrauchen. 2017 hob Seefeld die Geschichte der Seefeld Pistenraupe aus der Taufe, die ins „falsche“ Seefeld nach Deutschland transportiert worden sein soll. Auch hier hagelte es Rügen, vor allem vom österreichischen und deutschen PR-Ethik-Rat. Und auch davor wurde dieses Mittel immer wieder angewandt.
Die norwegische Aktion nimmt allerdings langsam eine unerwartete Wendung. Denn die Idee, die Zeit abzuschaffen, scheint den Einwohnern von Sommaroy gar nicht so unattraktiv.