Wie geht's weiter? Katharina Rothbucher (Skidata), Ana Topolic-Kriechbaum (Magna), Doris Felber ( Bäckerei Felber), Franziska Keck (Die Presse) und Diskussionsleiter Maximilian Mondel Wie geht's weiter? Katharina Rothbucher (Skidata), Ana Topolic-Kriechbaum (Magna), Doris Felber ( Bäckerei Felber), Franziska Keck (Die Presse) und Diskussionsleiter Maximilian Mondel MCÖ
06 Mai
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Die Krise nützen

Der Marketing Club brachte in Rahmen seiner Homeoffice Talks eine große Frage aufs Tapet: Was bringt die Zukunft?

In dieser Frage waren sich die vom MCÖ geladenen Diskutanten Doris Felber (Geschäftsführerin Bäckerei Felber), Franziska Keck (Leitung Lesermarkt & Marketing Die Presse), Katharina Rothbucher (Head of Marketing Communication & PR Skidata AG) und Ana Topolic-Kriechbaum (Director Marketing Europe Magna International) einig: Wer kann das schon wissen?
Lieber erzählen sie von den Erfahrungen, die sie in der Krise machten. Und was sie davon mitnehmen könnten. Die umfassendste Erfahrung machte wohl Doris Felber. Sie, die im Werbekonzept sonst nicht selbst auftritt, riss mit ihren Videos während des Corona-Lockdowns den Abwärtstrend herum. Aufgrund der sinkenden Absatzzahlen, da die Kunden lieber im Supermarkt einkauften, trat die Chefin vor die Kamera. In deutlich amateurhaften Videos pries sie ihr Angebot, manchmal mit schrägen Assoziationen, an. Was zuerst folgte, war ein Shitstorm. Aber nach und nach kristallisierte sich heraus, dass die Videos gut angenommen werden. Das drückte sich nicht zuletzt auch in der wieder etwas ansteigenden Absatzkurve aus. „Der erste Schock war groß, es gab so viele negative Reaktionen. Meine bestehende Agentur hat das Video sofort aus dem Internet genommen“, erinnerte sich die Großbäckerin an den Beginn. Als man dann auf Twitter auswich, habe sich die Stimmung plötzlich geändert. Seitdem sind die Social-Media Videos Teil ihrer Marketing-Strategie.
Noch nicht bergauf geht es für die Tageszeitungen. Sie müssen in der Krise einen heftigen Werbeausfall verdauen. Trübsal blasen will Franziska Keck deswegen aber nicht. Denn auf der anderen Seite war der Leserzuspruch hoch wie schon lange nicht mehr. „Die Menschen wollen qualitative Informationen, auf die sie sich verlassen können“, glaubt Keck an einen Vorteil der Printmedien. Der Zuspruch wurde auch genutzt, um Neues zu versuchen. Etwa den Podcast-Kanal Corona Diaries. Oder die Corona-Briefings von Chefredakteur Rainer Nowak. Damit sei es auch gelungen, Abonnenten anzuziehen. Mehr Leser werden schließlich auch einer wieder anspringenden Werbekonjunktur nicht im Weg stehen.
Eine Notlösung brauchte es bei Skidata. Und man verfiel aufs Internet. „Nachdem eine für uns äußerst wichtige Branchenmesse kurzfristig abgesagt wurde, haben wir kurzerhand selbst eine Virtual Tradeshow organisiert“, erzählt Katharina Rothbucher. Das Angebot sei auch gut angenommen worden. „Für unsere Kunden war keine lange Planung, keine Anreise oder Hotel notwendig. So war unsere Digitalmesse auch international gut umsetzbar, denn wir haben für unsere Kunden aus aller Welt und in verschiedenen Zeitzonen Lösungen gefunden. Auch die Nacharbeit hat sich vereinfacht, durch Tracking der Interessen wurde ein zielgerichtetes Follow-up möglich. Außerdem können die erstellten 360-Grad-Aufnahmen von unserem Showroom und die produzierten Kurzvideos der einzelnen Produkte auch in Zukunft wiederverwendet werden“, resümiert sie.
Zukunft scheint auch noch das Automobil zu haben. In der Krise wurde es den öffentlichen Verkehrsmitteln vorgezogen. Und jetzt, nach den Lockerungen, sind die Straßen wieder voll. „Es ist allerorts zu vernehmen, dass mein eigenes Fahrzeug meine Sicherheitszone ist. Wenn man an den nächsten Familienurlaub in Österreich denkt, lohnt es sich, das Auto nicht ganz zu verteufeln“, blickt Ana Topolic-Kriechbaum schon in den Sommer. In dem man sich wohl vor allem im näheren Umkreis bewegen wird.
Was Magna noch aus der Krise mitnehmen konnte? „Eine gute Organisation und klare Strukturen haben bei uns firmenintern an Bedeutung gewonnen. Im Marketing wiederum haben wir gelernt, in unterschiedlichen Szenarien zu denken“, so die Marketingchefin kryptisch.