Wir glauben was wir wollen APA/APA-Fotoservice/Hörmandinger
12 Nov
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Wir glauben was wir wollen

In der Labstelle in Wien wurde beim APA-CommConnect-Branchenfrühstück über moderne politische Kommunikation diskutiert.

Die heutzutage wohl zu einem guten Teil über Social Media abgewickelt wird. Was aber auch die politische Kommunikation als solches ändert. Nicht unbedingt zum Positiven.
In seiner Keynote wies Peter Köppl, Gründer und Geschäftsführer von Mastermind Public Affairs Consulting, darauf hin, dass „in einer Zeit, in der sich die Technologie exponentiell und schneller entwickelt, als die Politik damit umgehen kann, Demokratien unter Druck“ geraten könnten. Eine Ursache liege in den langen Zyklen, in denen Politik kommuniziert. „Die dadurch frustrierten Wähler folgen jenen, die einfache Botschaften vorgeben. Brexit wäre ohne Social-Media-Kommunikation nicht möglich gewesen.“ Denn es gelte, die potentiellen Wähler emotional mit den richtigen Erregungen einzubinden. Dann würden auch Fakten keine große Rolle mehr spielen. Ein „Segen für Campaigner und Kommunikatoren, die über Social Media direkt und an allen Filtern vorbei kommunizieren könnten. Wo auf zu viel Emotionalität Wert gelegt wird, gehen die Fakten verloren.“ Die Conclusio von Köppl: „Wir glauben, was wir glauben wollen.“
In der anschließenden Podiumsdiskussion nannte Alexis Johann, Behavioral Designer und Partner bei Fehr Advice, drei sich gegenseitig verstärkenden Faktoren, mit denen heutzutage Wahlen entschieden würden: Kopf, sprich Themen und Lösungen, Herz, sprich Sympathie, und einer Community, d.h. dem Gefühl der Gruppenzugehörigkeit. Für Kommunikationswissenschaftlerin Marion Breitschopf, MediaClan, geht es vor allem um die Themen. Und zwar um die Kernthemen, die eine Partei in den Sozialen Medien immer wieder trommeln sollte. „Eine Softanalyse des Social Media Accounts der SPÖ hat beispielsweise ergeben, dass diese ihre Kernbotschaften verschwiegen hatte", erzählt Breitschopf.
Dass Debatten unbedingt digital geführt werden müssen, bezweifelt dagegen Anna-Maria Wallner, CvD und Leiterin des Debattenressorts bei der Presse. Gerade im Debattenressort spiele sich noch vieles über Telefon, Leserbrief und eMail ab. „Was per Brief ein Aufreger ist, sorgt auf Twitter nicht mal für ein Hüsteln“, konstatiert sie.