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Walter Zinggl und Sebastian Bayer präsentieren die neue Quality Pitch Charta Walter Zinggl und Sebastian Bayer präsentieren die neue Quality Pitch Charta IAA/Katharina Schiffl
20 Jan
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IAA will öffentliche Pitchkultur verbessern

Als die Welt noch in Ordnung war, war sie schon für viele Kreativagenturen durcheinandergeraten. Allerdings aus einem ganz anderen Grund: Die Pitchkultur verluderte langsam, aber stetig.

Das brachte dann doch eine Bewegung unter den Agenturen hervor, die sich Ende 2019 in der Quality Pitch Charta der IAA manifestierte. Die mittlerweile von mehr als 50 Vertretern der Branche unterstützt wird. Und etwas bewegt, wie Sebastian Bayer, Mitinitiator und CEO von VMLY&R, aus mittlerweile ein Jahr Erfahrung berichten kann. Mit der Charta im Hintergrund sei es leichter, mit den Unternehmen in einen Diskussionsprozess über ihre Vergabemodalitäten zu treten. Und sie zu überzeugen. Immerhin habe die IAA da nun auch eine gewisse Macht dahinter.
Daher wird nun Stufe Zwei gezündet: Die Quality Pitch Charta für öffentliche Unternehmen und öffentliche Auftraggeber. Sie lehnt sich sehr an jene für Privatunternehmen an. Versucht aber vor allem, den Vergabeprozess transparenter und einfacher zu machen. Etwa in dem Sinne, dass öffentlichen Ausschreibern ein zweistufiger Prozess empfohlen wird. Nach einem Screening solle man zu einem Pitch laden. Allerdings mit möglichst wenigen Teilnehmern. Maximal Vier, empfiehlt die Charta. Diese sollten auch genug Zeit für das Projekt, sowohl in der Entwicklung als auch in der Präsentation, bekommen.
Damit wolle man den Beschaffern, die nicht unbedingt so oft mit der Kreativbranche zu tun haben, Informationen in die Hand geben. Denn mancher hat wohl das Gefühl, er müsse möglichst viele Angebote, sprich, Präsentationen, einholen, um seine Wahl zu rechtfertigen.
Um den Standpunkt zu untermauern, dass das nicht notwendig sei, halte man sich an den Vorschlag der Charta, weist diese auch darauf hin, dass derartige Präsentationen mit hohen Kosten verbunden sind. Und zwar, in dem man in der Charta festhält, dass es zu einer Pitch-Kultur gehöre, auch Abstandshonorar zu bezahlen. Zwei Prozent des Jahresbudgets für größere, drei Prozent für kleinere Volumen, mindestens jedoch 5.000 Euro, werden dringlich empfohlen.
Die Charta nahm man nun in Angriff, da immer mehr Stimmen aus der Branche Hilfe bei der IAA suchten. Laut einer aktuellen WKO-Branchenstudie haben 40 Prozent der Mitglieder negative Erfahrungen mit öffentlichen Ausschreibungen gemacht. „Wir sehen die Pitch Charta als eine Initiative, die allen Seiten – Auftraggebern wie Auftragnehmern – helfen kann, da sie einen klaren Weg zur besseren Durchführung eines fairen, erfolgreichen und von einem guten Ergebnis gekennzeichneten Auswahlprozesses zeigt“, betont Bayer daher bei der Präsentation.
Und: Es ist wohl noch nicht die letzte Pitch-Charta gewesen sein. Wie IAA-Präsident und IP-Chef Walter Zinggl berichtete, kommen auch von anderen Kreativ-Dienstleistern Anfragen. Etwa von Eventagenturen oder PR-Agenturen. Im Prozess sei man derzeit aber mit den Media-Agenturen. Denn bereits vorgenommen hatte man sich ja eine Pitch Charta für Media-Agenturen. Diesbezüglich stehe man auch in intensiven Kontakt mit der IGMA, der Interessensgemeinschaft der Media-Agenturen.