Lufthansa und AUA mit schweren Verlusten Pixabay
06 Nov
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Lufthansa und AUA mit schweren Verlusten

Der deutsche AUA-Mutterkonzern Lufthansa fliegt mit dem Ballast eines weiteren Milliardenverlusts in den harten Corona-Winter.

Abschreibungen auf nicht mehr benötigte Jets und Kerosin-Kontrakte haben den Verlust für das dritte Quartal auf knapp 2 Mrd. Euro anwachsen lassen, wie der Konzern in Frankfurt berichtete. Bei den Austrian Airlines betrug das Quartalsminus 106 Mio. Euro. Die heimische Tochter reduziert ihr Angebot Mitte November auf nur noch 10 Prozent.
Der AUA-Vorstand geht im vierten Quartal von weiteren Verlusten aus, bezifferte diese aber nicht. Nach neun Monaten häufte die Airline bereits einen Verlust von 341 Mio. Euro an und wird im Winter seine Reserven aufbrauchen. „Wir sehen jetzt, die zweite Welle ist da und wir brauchen diesen Puffer”, sagte AUA-Chef Alexis von Hoensbroech in Wien. Geht es bis zum Sommer 2021 nicht bergauf, könnte die Staatshilfe von 450 Mio. Euro nicht reichen.
Im Lufthansa-Konzern steht nach neun Monaten unter dem Strich bereits ein Minus von 5,6 Mrd. Euro bei einem Umsatz von 11 Mrd. Euro. Ein Jahr zuvor hatte der Umsatz nach drei Quartalen noch 27,5 Mrd. Euro betragen, was für ein positives Konzernergebnis von gut 1 Mrd. Euro gereicht hatte.
Im laufenden Schlussquartal bleibt der Lufthansa-Flugbetrieb wegen der Corona-Pandemie weiter bei höchstens einem Viertel der Kapazität eingeschränkt, kündigte das Unternehmen an. Lufthansa erwartet aber Vorteile durch ihr vor allem in Frankfurt etabliertes Drehkreuzsystem, da sich in Europa viele Punkt-zu-Punkt-Verbindungen nicht mehr rechneten.
Zudem will die Lufthansa wegen der hohen Fracht-Nachfrage wieder mehr umgebaute Passagierjets einsetzen und von der Verteilung von Anti-Corona-Impfstoffen profitieren. Im temperaturgesteuerten Medikamenten-Transport seien Lufthansa Cargo und die Konzerntochter Swiss weltweit führend, sagte Vorstandschef Carsten Spohr bei der Vorlage der Zwischenbilanz in Frankfurt.

Der operative Abfluss von Barmitteln beschleunigt sich dennoch wieder und soll auf maximal 350 Mio. Euro pro Monat begrenzt werden. Zwischenzeitlich waren es im Sommer wegen der Urlaubswelle nur 200 Mio. Euro im Monat – nach 500 Mio. Euro zu Beginn der Krise. Eine Umkehr ins Positive traut sich das Management weiterhin erst im kommenden Jahr zu, sofern es gelingt, das halbe Vorkrisen-Angebot an den Markt zu bringen. Dann soll auch mit der Rückzahlung der Staatskredite begonnen werden.
„Wir stehen am Beginn eines Winters, der für unsere Branche hart und herausfordernd sein wird”, sagte Spohr. Der Gruppe stünden liquide Mittel in Höhe von 10,1 Mrd. Euro zur Verfügung. 6,3 Mrd. Euro daraus stammen noch aus der gemeinsamen Staatshilfe in Höhe von über 9 Mrd. Euro von Deutschland, Österreich, der Schweiz und Belgien.
Trotz stockender Verhandlungen mit den deutschen Gewerkschaften ist Lufthansa beim Stellenabbau weiter vorangekommen. Ende September beschäftigte der Konzern noch gut 124.500 Mitarbeiter, um fast 14.000 weniger als ein Jahr zuvor und spart so rund 900 Mio. Euro Personalkosten jährlich. Am stärksten war der Abbau mit 10.500 Beschäftigten bei der zum Verkauf stehenden Catering-Tochter LSG Sky Chefs. Bei der AUA sind fast alle der rund 6.600 Mitarbeiter in Kurzarbeit – nach Ablauf der Kurzarbeit hat sie nach eigenen Angaben um gut 1.100 Mitarbeiter zu viel.
Spohr bekräftigte das Ziel, rund 100.000 Jobs im Konzern zu erhalten. Aktuell beschäftigt Lufthansa gut 124.000 Menschen. Während bei der belgischen Tochter Brussels Airlines der Abbau jedes fünften Arbeitsplatzes vereinbart wurde, stocken in Deutschland die Verhandlungen mit den Gewerkschaften. Eingeleitet wurden bei der Lufthansa-Marke die Sozialplanverhandlungen zum Abbau von 2.800 Bodenmitarbeitern und 1.100 Piloten.

apa