Gruppenbild mit glücklichen Preisträger*innen, Laudator*innen, Organisatorinnen, Hausherrin und Jury-Vorsitzender Gruppenbild mit glücklichen Preisträger*innen, Laudator*innen, Organisatorinnen, Hausherrin und Jury-Vorsitzender Johannes Zinner
30 Apr
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Noch zu Lebzeiten fürs Lebenswerk geehrt

... das durfte Falter-Herausgeber Armin Thurnher gestern im Rahmen der Concordiapreise 2025 im Parlament tatsächlich erleben.

Armin Thurnher bedankte sich bei bei vielen Damen und Herren und Institutionen. Dem Presseclub Concordia, dass dieser ihm „noch zu Lebzeiten" den Concordiapreis fürs Lebenswerk zugesprochen habt. Beim Parlament und der dritten Nationalratspräsidentin Doris Bures, „deren Anwesenheit uns präsidiale Peinlichkeiten erspart."

Wie jedes Jahr fand im Parlament die Verleihung der Concordiapreise 2025 im Parlament statt. Der Hausherr, Nationalratspräsident Walter Rosenkranz, hatte sich entschuldigen lassen. Das fand jede/r im Saal eine gescheite Lösung, denn der FPÖ-Politiker hat es nicht so mit dem kritischen Journalismus, der bei den Concordia-Preisen ausgezeichnet wird. Das Distanzverhältnis beruht auf Gegenseitigkeit.
Auch der Präsident des PC Concordia, Andreas Koller, musste, krankheitshalber, passen. Die Concordia-Vizep. und stellvertretende Standard-Chefredakteurin Petra Stuiber vertrat ihn souverän. Ebenso wie Heide Schmidt, längjährige Jury-Vorsitzende, wies sie in ihrer Ansprache auf gegebenem Anlass auf den Druck hin, dem sich kritischer Journalismus in diesen Tagen ausgesetzt sieht. Auch in Österreich - nicht auszudenken, was eine FPÖ-geführte Regierung zu diesem Zeitpunkt bereits devastiert hätte, wäre sie nur zustandegekommen.

Nicht unlustig in diesen Zusammenhang, dass der Standard, bekanntlich von FPÖ-Stadtrat Dominik Nepp als „Scheißblatt" diffamiert, zu den Ausgezeichneten zählte. Dort erschien nämlich die Reportage „Donau-Kreuzfahrten: Ausbeutung inmitten von Luxus und Flussromantik", recherchiert und verfasst von den beiden freien Journalisten Johannes Greß und Christof Mackinger und mit dem Preis der Menschenrechte honoriert. Er wünsche sich mehrere solcher „Scheißblätter", konnte sich Greß in seiner Dankesrede nicht verkneifen.
IMG 2759In der Kategorie Pressefreiheit machte Barbara Toth vom Falter das Rennen. In ihrem Beitrag „Am Beispiel Alexandra Föderl-Schmid" zeichnet sie die Hetze gegen die in Diensten der Süddeutschen Zeitung stehende österreichische Journalistin nach, die der selbsternannte Plagiatsjäger angefacht und das Rechtsaußen-Portal Nius unter dem gefeuerten ehemaligen Bild-Chefredakteur Julian Reichelt auf die Spitze getrieben hatte.

Mit der Ehrung des Falter-Herausgebers Thurnher kam der rhetorisch beste Teil der Veranstaltung - einfach weil die Laudatio der Autor und Publizist Franz Schuh hielt. „Armin Thurnher ist der Sisyphos der österreichischen Publizisitk", sagte Schuh und kehrte Albert Camus' berühmten Schlusssatz aus dem „Mythos des Sisyphos" um: „Ich stelle mir Sisyphos nicht als glücklichen Menschen vor."
Aber neben einem Mahner, der so unermüdlich wie ungehört auf die selben essentiellen Dinge hinweist - so ungefähr nämlich ist die Sisyphos-Zuschreibung wohl zu verstehen -, sei Thurnher, so Schuh, noch etwas viel Problematischeres: Ein Intellektueller. „Mit dem Typus des Intellektuellen tut sich die Anerkennungsmaschinerie des Journalismus schwer."
IMG 2814Um auf T.´s Wirkungslosigkeit zurückzukommen - die kommentierte der Geehrte selbst ironisch: „Der heimische, also der hämische Boulevard welkt und melkt wie eh und je, Kronen Zeitung und Mediaprint fretten sich unzerschlagen in alter Muffigkeit fort, der ORF pfeift darauf, seine Pflicht als öffentlich-rechtliches Medium auch nur zu erkennen, und die Medienpolitik unterwirft sich den medialen Raubritterinnen im Lande und zieht es vor, statt Politik zu machen, Schutzgeld zu zahlen. (...) Man soll nicht unbescheiden sein. Ich nehme den Preis fürs Werk auch ohne Wirkung."
Und dürfen nicht wenigstens T.s Verdienste als Entdecker und Förderer vieler journalistischer Talente - Barbara Toth etwa nannte ihn als Grund, dass sie beim Falter ist - ins Treffen geführt werden?
Thurnher winkt ab: „Ich habe niemanden erzogen, nicht einmal gebildet, geschweige denn ausgebildet. Ich hatte nur das Glück, die richtigen Leute anzuziehen und die richtigen abzustoßen, sodass sich um mich herum ein Milieu bildete, das sich selbst erzog."