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WZ-Redakteur und - Redaktionsrat Gregor Kucera bei seiner emotionalen Rede WZ-Redakteur und - Redaktionsrat Gregor Kucera bei seiner emotionalen Rede APA / Wiener Zeitung
25 Mai
geschrieben von 

Ebenso lügen wie unsere Totengräber? Nein, so sind wir nicht

Der von der hiesigen „Medienpolitik" ermordeten Wiener Zeitung wurde in der Hofburg durch HBP Alexander Van der Bellen der Kurt-Vorhofer-Preis verliehen. Redakteursrat Gregor Kucera hielt die berührende, treffende und naturgemäß emotionale Dankes- und Abschiedsrede.

Wir machen's hier zugegebenermaßen ein wenig sehr ähnlich wie es Armin Thurnher während der schlimmsten Corona-Zeit gehalten hat, wenn er den Virologen Robert Zangerle sehr spezifische und unglaublich lange Ausführungen zum Virus schreiben ließ, bei denen mich echt interessiert, wer (Leser) wie viele (Corona-Analysen/Erörterungen/Ausführungen Zangerles) vollständig geschafft hat (Disclaimer: Ich derschnaufte mit Ach und Weh die erste, dann keine mehr).

Armin Thurnher ist da grundsätzlich keine schlechte Referenz, denn der Falter-Herausgeber hat in seiner heutigen Seuchenkolumne verlautbart, mit einer schwarzen Krawatte zur Verleihung des Kurt-Vorhofer-Preises an die Redaktion der Wiener Zeitung durch HBP Alexander Van der Bellen in der Hofburg erscheinen zu werden.

To cut a long story short: Hier ist die (Dankes-)Rede des WZ-Redakteursrats Gregor Kucera bei der Preisübergabe, as printed in der Kleinen Zeitung (die den Preis, der nach einer ihrer langjährigen journalistischen Gallsionsfiguren benannt ist, zusammen mit der Journalistengewerkschaft stiftet). Viel bewegender als ein Zangerle-Text und trotzdem auch viel kurzweiliger und treffender. Vor allem wird da mit den Lügen aufgeräumt, mit denen die hiesige „Medienpolitik" den Mord an der WZ zu rechtfertigen versuchte (zum Teil unterstützt durch inkompetenten „Medienjournalismus").

Nichts hinzuzufügen von unserer Seite, außer:

Gott strafe die Mörder (weibliche Form mitgedacht) der Wiener Zeitung.

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Die Rede

Sehr geehrter Herr Bundespräsident,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
Unterstützerinnen und Unterstützer, Freunde und Fans der "Wiener Zeitung",

es ist mir eine unglaublich große Ehre und Freude, diese Rede halten zu dürfen. Doch ich tue dies auch mit einem weinenden Auge, selbst wenn Sie das in diesem Moment nicht sehen. Ich werde mich bemühen, die Contenance bis zum Ende zu bewahren. Ich kann es aber nicht versprechen.

Heute ist ein großer Tag für uns, nämlich all jene, die hier stehen, um den Kurt-Vorhofer-Preis entgegenzunehmen. Es ist aber auch ein großer Tag für all die, die nicht hier stehen, der Redaktion der "Wiener Zeitung" jedoch eng verbunden sind. Denn wir alle machen die Werte, für die die "Wiener Zeitung" geschätzt und gelesen wird, aus. Wir stehen für objektiven, sachlichen, klaren Journalismus, der eben genau nicht wertet, sondern die Basis für das ist, was in einer Demokratie so wichtig ist: Meinungsbildung fernab von Manipulation oder Fake News. Dass das Ende dieses Mediums mit seinen Werten nun endgültig besiegelt ist, macht es mir unmöglich, in meiner Rede nüchtern, sachlich, emotionslos oder gar unaufgeregt äquidistant zu bleiben. Doch bevor ich meinen Emotionen freien Lauf lasse, möchte ich sagen: Ja, liebe Jury, ihr habt absolut richtig entschieden, dieser Redaktion diesen Preis zu verleihen – sie hat ihn wahrlich verdient.

Die Freude über diesen Anlass ist allerdings einem traurigen geschuldet – wir konnten das Ende der "Wiener Zeitung" nicht verhindern. Wir als Redaktion nicht, unsere Unterstützerinnen und Unterstützer nicht, unsere Aktionen und Aktivitäten nicht. Wir alle haben unser Bestmögliches getan, alles versucht, bis zum letzten Tag gekämpft und gehofft. Es hat nichts genützt. Die Entscheidung im Nationalrat wie auch im Bundesrat war arschknapp, aber eben zu unseren Ungunsten. Wie soll man daher nun eine Rede zum Dank und gleichzeitig voller Trauer und Wut halten – und wie lange soll diese sein? 3:20 Minuten erschienen mir zu wenig, 320 Jahre sind wohl zu viel, vielleicht sind 320 Minuten eine gute Zeit? Wenn ich schnell rede, bringe ich vielleicht alles unter, was es zur "Wiener Zeitung" zu sagen gibt, wenn nicht, wenn ich historisch Wesentliches vergesse oder allen danke, entschuldige ich mich schon jetzt dafür – es geschieht nicht in böser Absicht.
"Nein, so sind wir nicht"

Wenn man in den vergangenen Wochen seinen Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern erklärte, dass man für die "Wiener Zeitung" arbeite, dann kam ein "Oje" oder ein "Nein, das ist wirklich eine Schande, wie man mit euch umgeht". Wir wurden gefragt, ob wir nicht noch mehr hätten machen können – mehr Aktionen, lauter schreien, die Politikerinnen und Politiker vorführen, ihre Lügen vehementer als solche widerlegen, untergriffiger, erpresserischer oder ebenso mit Lügen und Framing gegen die Totengräber der "Wiener Zeitung" in der Politik vorgehen. Nein, das hätten wir nicht tun können. Denn so sind wir nicht. Nein, so sind wir nicht. So ist die "Wiener Zeitung" nicht und so sind ihre Journalistinnen und Journalisten nicht. Wir sind ganz und gar nicht so.

Wir sind nicht so wie die derzeitige Politik, die ihre Macht erhalten will und alles dafür tut. Deren Verständnis von Medienpolitik nur Unverständnis bei allen hervorrufen muss. Die ihrer Spendenklientel dient, und nicht dem Staat. "Damit unsere Demokratie und unser Rechtsstaat intakt bleiben, braucht es integre Politikerinnen und Politiker, die zum Vorteil der Bevölkerung handeln, niemals zum eigenen oder zum Vorteil der eigenen Seilschaften" – das sagten Sie, Herr Bundespräsident, vor gar nicht allzu langer Zeit. Aber wo sind diese Politikerinnen und Politiker? Ich hoffe, sie haben solche Exemplare von (Regierungs-)Politikern auch wirklich entdeckt. Wo sind die, die sich nicht am fröhlichen Parteifarben-Mischen beteiligen, um diffuse Mehrheiten zu erzielen? Wo sind die, denen ein goldenes Klavier nicht wichtiger ist als eine 320 Jahre alte Tageszeitung, die älteste gedruckte Tageszeitung der Welt? Sie waren jedenfalls nicht anwesend, um das Ende dieses Kulturgutes zu verhindern, sie haben nicht aufgeschrien, als erkennbar wurde, dass sich die Medienpolitik der Regierung darin erschöpft, den Wert eines Mediums nach wohlwollender Berichterstattung oder erkaufbaren Lobhudeleien festzulegen. Es sind jene Politiker, die die "Wiener Zeitung" zusperren, die den Wert einer gedruckten Zeitung einzig in deren Aufnahmefähigkeit von Meerschweinchenurin messen, bis man den Käfig wieder neu ausmisten muss. Nirgendwo lässt sich der Mangel an Fachkräften besser erkennen als in der Medienkompetenz dieser Regierung.
"Wir gehören nicht den Politikern, die uns heute zusperren"

Gestern haben sie die "Wiener Zeitung" erschlagen und heute, heute wird sie begraben. Um dieses Lied noch weiter zu adaptieren – wir alle hätten dich noch so gebraucht "Wiener Zeitung". Wir alle brauchen eine wie dich. Dabei wäre sie heute wichtiger denn je – wir alle brauchen die "Wiener Zeitung" heute. Wir alle brauchen eine wie sie, in Zeiten von Fake News, Hass im Netz, Hass auf Journalistinnen und Journalisten, politischem Framing und der großen Krise in der Medienbranche. Die "Wiener Zeitung" als letztes Printprodukt, das so wenig kostet, dass es verhindert hätte, dass Zeitungslesen ein Luxus wird, eine ungemein wichtige demokratiepolitische Instanz. "Wiener Zeitung", das heißt, keine Angst vor nichts und niemandem zu haben, die Freiheit, sich nicht fürchten zu müssen, die Wahrheit zu schreiben. Wir hätten diese Freiheit haben können, denn wir gehören nicht den Politikern, die uns heute zusperren, die "Wiener Zeitung" gehört allen Österreicherinnen und Österreichern und allen, die hier leben wollen. Oder sie gehörte ihnen, muss man leider sagen. Nie haben uns Abos, Verkaufszahlen, Inserate oder Verweildauer und Klicks interessiert – journalistische Freiheit erster Güte! Das kann man gar nicht hoch genug ermessen. Aber ja, wir haben vermutlich unterschätzt, wie wenig Wert guter, sachlicher, objektiver, faktenbasierter Journalismus in diesem Land hat. Wir haben unterschätzt, dass 320 Jahre im Endeffekt keinen Wert haben. Ja, wir haben uns geirrt.

Die Totengräberinnen der "Wiener Zeitung" haben erklärt, dass die EU schuld sei, dass man die gedruckte Tageszeitung einstellen müsse. Das ist eine Lüge. Dann hat man erklärt, dass die "Wiener Zeitung" selbst schuld sei, weil sie zu wenig Leserinnen und Leser habe. Die "Wiener Zeitung" steht im Eigentum der Republik, Eigentümervertreter ist das Bundeskanzleramt – warum haben die Damen und Herren dann nichts dagegen getan? Und um wie viele Leserinnen und Leser waren es zu wenig? Falsche Zahlen nach außen kommunizieren ist leicht, einzugestehen, dass man selbst tatenlos geblieben ist, offensichtlich nicht. Also schiebt man die Schuld auf andere. Wie viele Menschen die "Wiener Zeitung" lesen, sowohl gedruckt als auch online, hat in Wahrheit offenbar nie jemanden interessiert, und das Argument, dass es so wenig Abonnenten gibt, kam auch erst in jüngerer Vergangenheit. Zu wenig Einnahmen aus Verkauf und Abo? Ja, wenn die "Wiener Zeitung" ohne Nationalrat nicht einmal ihren Verkaufspreis von einem Euro – lassen Sie sich das auf der Zunge zergehen, die Zeitung kostet einen Euro! – adaptieren kann, darf man sich nicht wundern, wenn es schwierig wird, vom Burgenland bis Vorarlberg in ausreichendem Maße vertreten sein zu können. Vielleicht ist es gut, dass es nicht mehr Abonnenten gibt, denn sonst hätte man uns womöglich erklärt, dass der finanzielle Verlust, der pro Abo durch die Versand- oder Zustellungskosten entsteht, der Grund für die Einstellung ist. Schließlich wurde argumentiert, dass eine gedruckte Tageszeitung altmodisch sei – im Zeitalter von Social Media und Co. nimmt doch keiner mehr Paper in die Hand! Die "Wiener Zeitung" muss sich dem neuen Zeitalter anpassen. Nun, das tut sie bereits seit 1995. Ja tatsächlich – die "Wiener Zeitung" war die zweite Tageszeitung in Österreich, die auch online erschien. Eine Pionierin des Internets, kann man sagen. Sollten die Zahlen stimmen, gehört sie damit sogar zu den Top Ten im deutschsprachigen Raum. Twitter und Facebook? Ja, auch da ist die "Wiener Zeitung" vertreten. Und auf allen anderen Kanälen auch. Das ist also auch kein Argument. Dann wurde behauptet, dass die Leserinnen und Leser zu alt seien. Was für ein widerliches Argument! Sollen ältere Menschen keine Zeitung lesen? Oder nur die Gratisblättchen, die in den U-Bahn-Stationen aufliegen? Haben Sie kein Recht auf eine qualitativ hochwertige Tageszeitung? Die Regierung sollte nicht vergessen, dass die Leserschicht wählen geht …

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es in Wahrheit um etwas ganz anderes geht, dass es nicht um den Wert oder die Werte der "Wiener Zeitung" geht. Ach ja, apropos Wert: Ein weiteres Argument war, dass es keine Angebote für den Kauf der "Wiener Zeitung" gegeben hätte. Wieder eine Lüge. Es gab Angebote, aber die Marke, den Namen wollte man dann doch nicht hergeben. Denn was ist der Rest des Unternehmens wert, wenn es die "Wiener Zeitung" nicht mehr gibt?

Die Einstellung der gedruckten "Wiener Zeitung" und ihre Transformation in ein digitales Produkt braucht zwar auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber nicht mehr so viele – nein, das stimmt nicht, wurde beruhigt: Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können im neuen Produkt mitarbeiten. Ich hatte heute vor rund fünf Stunden ein solches Gespräch. Man bot mir folgenden Job im neuen Produkt an – eine einvernehmliche Auflösung des Dienstverhältnisses. Das bekamen heute einige. Eine glatte Lüge. Wie sehr die Redaktion wertgeschätzt wird, konnte man vor einigen Wochen in einem Video auf Youtube sehen und hören, das nach massiver Kritik zwar mittlerweile gesperrt ist, aber großen emotionalen Schaden angerichtet hat: Wie soll man sich fühlen, wenn ein Mitglied der Geschäftsleitung lachend und feixend erklärt, wie erfolgreich man den Transformationsprozess umgesetzt habe? Wohin man den Großteil der Redaktion und des gesamten Hauses transformiert, außer zum AMS, erschließt sich uns nicht. Als Tüpfelchen auf dem i erwies sich die Erklärung, dass man doch jetzt bitte bloß nicht die jungen Journalistinnen und Journalisten schlecht machen sollte, die in der "Wiener Zeitung" ausgebildet werden. Niemand macht sie schlecht, denn wir bilden sie ja aus – und das trotz des andauernden respektlosen Umgangs der Eigentümer mit der Redaktion. Lassen Sie mich hier klarstellen: Die Kritik betrifft nie Personen, sondern das zukünftige System der Journalistinnen- und Journalistenausbildung, in dem dann einzig der Eigentümervertreter entscheidet, was Journalismus zu sein hat.

Wieso sagen die Politiker nicht einfach die Wahrheit? Sie sollen klar sagen, dass sie die "Wiener Zeitung" einstellen, weil sie können. Und sie sollen ehrlich auf Journalistinnen- und Journalistenfragen antworten, statt sie zu beschimpfen, nur, weil sie Angst vor der Wahrheit haben?

Diese Redaktion und auch alle anderen Bereiche, die den Qualitätsjournalismus bis zum Schluss hochhielten und verteidigten, vom Layout über die Produktion, Grafik, Fotografen, Karikaturisten, den Vertrieb, Abo und Logistik, sie alle haben in den letzten Jahren Übermenschliches geleistet. Ohne jemals Informationen zu erhalten, wie es denn weitergehen würde. Keine Unterstützung, immer weniger Leute, immer weniger Geld. Dafür wurde in neue Betätigungsfelder abseits des Qualitätsjournalismus investiert. Mit der Abschaffung der Pflichtveröffentlichungen hat der Eigentümer auch gleich die Fürsorgepflicht für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgedreht. Ungewissheit bis zum Schluss oder bis zur Depression. Die Kolleginnen und Kollegen, die heute krankheitsbedingt nicht anwesend sind oder bereits vor geraumer Zeit unter dem Druck und Stress der Ungewissheit ausgeschieden sind, wollen wir heute ebenfalls nicht unerwähnt lassen. Daher möchte ich auch an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abseits der Redaktion erinnern, die ebenfalls ihre Jobs verlieren werden. Was haben wir alles auf die Beine gestellt – und was haben unsere Unterstützer alles für uns gemacht: eine Demonstration vor dem Bundeskanzleramt, eine wunderbare Veranstaltung in der Kulisse, Unterstützung von sämtlichen Kulturinstitutionen, Religionsgemeinschaften, der Gewerkschaft und der europäischen Journalistinnen- und Journalistengewerkschaft, dem Presseklub Concordia und vielen mehr. Vielen herzlichen Dank an alle! Wie schön war das, diese Unterstützung zu erfahren und zu erkennen, was diese Profession auch anderen bedeutet. Die Zungen haben wir uns fusselig geredet, aber die Politik wollte nicht mit uns reden. Die Füße sind wir uns wund gelaufen, mussten aber vor verschlossenen Türen stehen. Und dann haben wir wieder unerwartete Unterstützung erhalten. Nationale und internationale Medien haben und werden über die "Wiener Zeitung" und deren Ende berichten. Der Titel "Älteste noch erscheinende Tageszeitung der Welt" wandert nun nach Deutschland.

„Wir können stolz auf uns sein"

Wir können so unglaublich stolz auf uns sein, dass wir zusammengehalten haben, dass wir uns nicht auseinanderdividieren ließen, dass wir erhobenen Hauptes bis zur letzten Ausgabe unseren Traumberuf ausüben werden. Viele Kolleginnen und Kollegen werden diesen – ihren Traumberuf – wohl nicht mehr ausüben können. Die heimische Medienbranche ist gewaltig unter Druck. Das Ende der "Wiener Zeitung" ist erst der Anfang. Aber auf jedes Tief folgt ein Hoch, und man sieht sich hoffentlich immer mindestens zweimal im Leben.

Den jungen Kolleginnen und Kollegen wünschen wir das Beste für die Zukunft. Haltet den journalistischen Ethos hoch, lest nach, was der Ehrenkodex für Journalistinnen und Journalisten in diesem Land sagt. Das sollte eure Maxime sein. Verwechselt Content-Production nicht mit Qualitätsjournalismus. Um es mit den Worten eines anderen Künstlers zu sagen, der leider viel zu früh gegangen ist und sehr fehlt – seid's vuasichtig und losst's eich nix gfoin. Lasst euch nicht von Politik oder Wirtschaft verführen, lasst euch nicht von leeren Versprechungen täuschen, enttarnt die leeren Worte der Macht und wehrt euch gegen Pseudoverbrüderung. Lasst euch nichts gefallen, von niemandem. Jetzt ist die Zeit, dass die Journalistinnen und Journalisten in diesem Land aufstehen müssen, um ihre Profession zu verteidigen. Wenn die letzte Zeitung verschwunden ist, werden die Menschen erst dann erkennen, dass vertrauenswürdige Nachrichten nicht unbedingt in sozialen Medien und PR-Abteilungen wachsen.

Wir werden heute feiern – wir feiern diesen Preis, der der Redaktion der "Wiener Zeitung" in Anbetracht ihrer Leistung in einer Zeit, in der man wohl am liebsten die Flinte ins Korn werfen würde, verliehen wurde. Wir werden melancholisch sein und weinen und lachen und hoffen, dass alles wieder besser wird. Doch bevor wir also feiern, möchte ich Sie bitten, dass wir eine Trauerminute abhalten. Für ein unwiederbringliches Kulturgut, das zu Grabe getragen wird. Für einen Schatz, den zu viele erst zu spät entdeckt haben. Und für eine Redaktion, die bis zum Ende gezeigt hat, dass man sich nicht verbiegt, selbst wenn der letzte Vorhang bald fallen wird.
Danke Ihnen und euch allen!