Impression von der WZ-Demo Ende April vor dem Kanzleramt; im Vordergrund Ex-EU-Kommissar Franz Fischler am Wort Impression von der WZ-Demo Ende April vor dem Kanzleramt; im Vordergrund Ex-EU-Kommissar Franz Fischler am Wort Matthias Cremer
04 Mai
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Vorhofer-Preis an Redaktion der Wiener Zeitung

Jury setzte bewusst Zeichen gegen die sogenannte Medienpolitik. Hochner-Preis an Dannhauser und Konrad.

Wenn HBP Alexander Van der Bellen heuer am 25. Mai in der Hofburg den Kurt-Vorhofer-Preis überreicht, hat das mit dieser höchsten Auszeichnung des österreichischen Print-Journalismus geehrte Medium eine verbleibende Lebensspanne von kaum mehr als einem Monat: Die Wiener Zeitung wird bekanntlich auf Betreiben der sogenannten Medienministerin Susanne Raab und ihrer dienstfertigen grünen Erfüllungsgehilfin Eva Blimlinger mit Ende Juni liquidiert.
Und natürlich ist die Zuerkennung des Preises an die Redaktion der WZ ein Zeichen gegen das, was hierzulande als Medienpolitik hochstapelt: Die Einstellung dieser ältesten noch bestehenden Tageszeitung der Welt sei ein nicht wieder gut zu machender Fehler und ein unwiederbringlicher Verlust für Österreich und seine Medienlandschaft, befand die Jury in ihrer Begründung.

Die Redaktion hat trotz widrigster Rahmenbedingungen strikt an qualitativ hohen Standards festgehalten und damit Mut, Unabhängigkeit sowie kritische Distanz bewiesen. Das galt nicht nur gegenüber den politischen Instanzen, die über das Schicksal des Blattes verfügten, sondern auch gegenüber den Entscheidungsträgern im eigenen Haus (in der regierungshörigen Geschäftsführung). Die Redaktion widerstand auch unter existenziellem Druck allen Versuchungen, durch angepasste Berichterstattung dem Fallbeil der Schließung zu entrinnen. Gefälligkeitsjournalismus war dieser Redaktion auch unter prekären Bedingungen immer wesensfremd. Damit bewies sie jenen Mut gegenüber Machthabern aller Art, der als eines der wesentlichen Kriterien zur Vergabe des Kurt-Vorhofer-Preises gefordert ist.

Der Kurt-Vorhofer-Preis wird jährlich von von der Kleinen Zeitung, der JournalistInnengewerkschaft und dem Verbund ausgelobt. Er wird heuer zum 28. Mal vergeben. Jury: Ingrid Brodnig, Alexandra Föderl-Schmid, Renate Graber, Andreas Koller, Eva Linsinger, Hubert Patterer, Michael Strugl, Barbara Teiber, Paul Vécsei.

Wie es der langjährigen Tradition entspricht, wird am selben Abend mit dem Vorhofer-Preis auch der von der Journalistengewerkschaft ausgelobte und vom Verbund gesponserte Robert-Hochner-Preis vergeben. Ebenfalls mit 7.500 Euro dotiert, ergeht er heuer an die beiden „Zeit im Bild"-Journalistinnen Claudia Dannhauser und Gaby Konrad. Sie erhalten die Auszeichnung insbesondere für „ihre kontinuierliche und für breites Publikum verständliche Berichterstattung" über den ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschuss, heißt es in der Begründung der Jury, die aus Ingrid Brodnig, Antonia Gössinger, Fritz Hausjell, Andreas Pfeifer, Clarissa Stadler, Michael Strugl, Barbara Teiber, Martin Thür und Paul Vecsei bestand.