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Alle Preisträger auf einen Blick Alle Preisträger auf einen Blick Johannes Hloch
23 Nov
geschrieben von 

Unger-Preise 2022 vergeben

Soraya Pechtl (Falter), Matthias Däuble (Ö1), Vanessa Böttcher (ORF2), Stefan Melichar, Michael Nikbakhsh, Ola Westerberg und Sebastian Pumberger (profil) machten das Rennen um die Hauptpreise.

 

Der Prälat-Leopold-Ungar-Preis, der von Caritas der Erzdiözese Wien und der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien vergeben wird, ist mit 20.000 Euro einer der höchstdotierten Journalismuspreise Österreichs. Er geht zurück auf das Lebenswerk von Prälat Leopold Ungar (1912-1992), dem langjährigen Präsidenten der Caritas in Österreich. Mit dem Preis wurden heuer bereits in der 19. Auflage Beiträge prämiert, die sich Themen wie Obdachlosigkeit, Flucht, Armut oder Pflegebedürftigkeit auseinandersetzen.

Bei der Feier am Dienstagabend in der Wiener Brunnenpassage wurden Soraya Pechtl (Falter), Matthias Däuble (Ö1), Vanessa Böttcher (ORF2), Stefan Melichar, Michael Nikbakhsh, Ola Westerberg und Sebastian Pumberger (Profil) mit Hauptpreisen ausgezeichnet.

Pechtl wurde in der Kategorie Print gleich zweifach prämiert: Zu einen für ihre Arbeit mit dem Titel "Gib mir 10 Minuten", die um die prekären Arbeitsbedingungen bei Online-Lieferdiensten geht. In verdeckter Recherche zeichnete Pechtl das Bild eines digitalen Businessmodells, das ohne analoges Dienstleistungsprekariat nicht auszukommen scheint. Zum anderen mit einer Geschichte zum Thema Pflege: Für "Die Abzocke im Altersheim" nahm sie die Seniorenresidenz Josefstadt in den Fokus. Hier wurde eine Pflegeabteilung offensichtlich mangels Rentabilität geschlossen und nur die gesunden Kundinnen und Kunden bleiben durften.
Vanessa Böttcher erhielt den Hauptpreis in der Kategorie Fernsehen für ihren ORF-Weltjournal-Beitrag "Ukraine - Die Wahrheit unter den Trümmern". Böttcher sei den Spuren der Verbrechen im Ukrainekrieg mit großer Empathie und gleichzeitig großer journalistischer Genauigkeit nachgegangen, lautete die Begründung der Jury.
Der Hauptpreis in der Kategorie Online/Multimedia ging an die Profil-Journalisten Stefan Melichar, Michael Nikbakhsh und Sebastian Pumberger, die gemeinsam mit dem schwedischen Investigativ-Journalisten Ola Westerberg "Öl, Blut, Gier - Die Akte OMV-Sudan" verfasst haben. Die Recherche enthülle, "wie skrupellos sich Ölkonzerne an Leid und Tod in Afrika bereicherten - darunter die OMV", so die Jurybegründung. Auf Basis Tausender Aktenseiten werde ein tiefer Einblick in die Rolle des heimischen Ölkonzerns gewährt, die er einst im südsudanesischen Bürgerkriegsgebiet gespielt habe. Damit sei der Artikel "ein Paradebeispiel für investigativen Journalismus".
In der Kategorie Radio wurde die Reportage "Octavian will helfen" von Matthias Däuble für ausgezeichnet. Der Radiojournalist begleitete den Wiener Kleintransporteur Octavian auf seiner 1.000 Kilometer langen Fahrt an die rumänisch-ukrainische Grenze. Beladen mit Medikamenten, Verbandszeug und anderen Hilfsgütern, die er und das Wiener Reparatur- und Servicezentrum RUSZ gesammelt haben, will der gebürtige Moldawier Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet sind, helfen. "Die Aufnahmen aus diesen 33 Stunden bilden die Grundlage einer packenden Reportage der privaten Hilfsbereitschaft in einer Ausnahmesituation", so die Jurybegründung.

Neben den Hauptpreisen wurden auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Anerkennungspreise vergeben - u.a. solche, die die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan und die Situation der Frauen in dem Land beleuchteten. Die Auswahl der prämierten Arbeiten oblag einer unabhängigen Jury aus Roland Machatschke (Juryvorsitzender), Susanne Scholl, Andrea Puschl-Schliefnig, Ingrid Brodnig, Florian Klenk, Cornelia Krebs und Irene Brickner.