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Da musste Laudator Kayhan Özgenç selbst heftig lachen: „Kanzler Kohl"n sagte er statt „Kanzler Scholz" Da musste Laudator Kayhan Özgenç selbst heftig lachen: „Kanzler Kohl"n sagte er statt „Kanzler Scholz" Screenshot
04 Okt
geschrieben von 

Verschlossene Auster 2022 geht an Tesla

Das Netzwerk Recherche „würdigt" mit dem Negativpreis den Informationsblockierer das defensive Informationsgebaren des Autoherstellers und insbesondere seines Chefs Elon Musk.


Das deutsche Netzwerk Recherche kann man sich in etwa als (naturgemäß größeres Pendant) zum österreichischen Forum Informationsfreiheit vorstellen. Es fordert, mit stärkerer Betonung auf Ausbildung und Skills in der Kunst der Recherche, freien, unbehinderten Zugang zu Informationen.
Das Netzwerk Recherche vergibt denn auch jährlich einen Preis für besondere Recherche-Leistungen und einen Negativpreis für Unternehmen oder Behörden, die mauern: Naturgemäß ist die Verschlossene Auster für den Informationsblockierer des Jahres die viel populärere der beiden Auszeichnungen (mit der gewichtigen Einschränung, dass sich die Preisträger eher weniger darüber freuen).
2022 ging sie an den E-Auto-Hersteller Tesla, dem mit Elon Musk der reichste Mensch der Welt vorsteht. Das Unternehmen habe Berichterstattung durch selektive Auswahl von Berichterstattern und das Nichtbeantworten von Presseanfragen unterbunden, begründete die Jury.
Von Tesla erschien niemand zur Preisverleihung - so wie fast alle seiner Vorgänger als Preisträger, zu denen u.a. der ADAC, die katholische Kirche, Facebook, Aldi, die Fifa, die bayerische Staatsregierung und Wladimir Putin zählen.
Dafür wusste Kayhan Özgenç, Chefredakteur von Business Insider, Aufschlussreiches über Tesla zu erzählen: Bei der Werkseröffnung in Brandenburg habe Tesla zahlreiche Journalisten - insbesondere das ZDF, der besonders kritisch über den Konzern berichtet hatte - ausgesperrt. Zu diesen Medienvertretern ging dann Wirtschaftsminister Robert Habeck, um ihnen Rede und Antwort zu stellen. Dabei wurde ruchbar, dass Tesla sogar die deutsche Polizei gedrängt habe, diese Gespräche zu unterbinden.
Das seltsame Geschäftsgebaren von Tesla habe, sagte Özgenç, viel mit seinem Chef zu tun: „Wenn wir amerikanische Kollegen fragten, waren die überhaupt nicht überrascht, was da ablief. Elon Musk war nach deren Schilderungen am Anfang, als er Tesla aufgebaut hat, schon noch zugänglich für Gespräche mit Journalisten, aber das hat Stück für Stück abgenommen und er hat den Schalter komplett umgelegt. Die Pressestelle wurde abgeschafft, auch in Amerika hat man nicht mehr mit Journalisten gesprochen. Musk hat selbst auf Twitter Journalisten beschimpft, etwa einem AP-Journalisten gesagt, er sei ein Lobbyist und weniger ein Journalist, und warf pauschal den Journalisten vor, sie würden lügen. Nach der ZDF-Reportage sagte er, das ZDF solle sich schämen und das Fatale an der Geschichte ist, dass er auch sehr viel Beifall für diese Attacken bekommen hat. Nämlich von seinen Jüngern. Ich sage explizit ,Jüngern', weil mich einiges an diesem Firmenkonstrukt schon an eine Art Sekte erinnert."

 

 


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