Diese Seite drucken
Preiswürdigkeiten Armutskonferenz
07 Jul
geschrieben von 

Preiswürdigkeiten

Journalistenpreis „von unten“ für Armutsberichterstattung, Ö1 Feature-Podcastpreis „moving_audio“.

journalismuspreis 2020 armutskonferenz 04Seit 2010 schreibt die Armutskonferenz den Journalismuspreis „von unten“ für respektvolle Armutsberichterstattung aus. Die Auszeichnungen, über deren Vergabe eine aus Armutsbetroffenen zusammengesetzte Jury entscheidet, wird von der Armutskonferenz verliehen und von der Erste Stiftung unterstützt.
Die Preisverleihung findet im Presseclub Concordia normalerweise am Montag vor Weihnachten statt. Da aber 2020 bekanntlich nichts normal war, gingen die Trophäen - der „Drache der Armut“ - eben erst jetzt im heißen Juli an die ihnen zugedachten Empfänger.
Obwohl „von unten“ mit Sicherheit der unglamoröseste Preis der Medienbranche oder überhaupt ist, kann er immer wieder mit einem hochkarätigen Musik-Act aufwarten. Diesmal war es das kluge Indie-Pop-Quartett Moll um Lukas Meschik - so in etwa hätten vielleicht The Smiths auf deutsch geklungen.

Die Kategorien: TV

Den Hauptpreis erhielt Rosa Lyon für 2 ORF-ZIB1-Beiträge über „Lockdown – Homeschooling“ und „Familienhärtefonds – Alleinerziehende“. Die Jury würdigte, dass die Beiträge ohne die Protagonist*innen zu beschämen, auf deren Lebensverhältnisse aufmerksam macht: „Rosa Lyon zeigt mit ihren Beiträgen in der ZIB1, wie man auch kurz und knapp die prekäre Situation von Armutsbetroffenen beschreiben kann, ohne typische Vorurteile und Klischees zu bedienen.“
Der zweite Preis ging an Christoph Bendas und Sonja Hochecker für ihren Beitrag über den Kampf von Heimopfern für Gerechtigkeit (ORF Thema). Besonders beeindruckend empfand die Jury, wie es Bendas und Hochecker durch den Beitrag zu vermitteln gelinge, dass traumatisierende Erfahrungen in der Kindheit ein Leben lang Folgen haben können: „Ohne die Opfer zu beschämen, zeigen sie in ihrem bewegenden Beitrag auf, wie herausfordernd der Kampf um Anerkennung der Missbrauchs- und Gewalterfahrung ist.“

Print

Hier ging der Hauptpreis an Hauptpreis Rike Uhlenkamp und Sascha Montag für ihren Artikel „Länger als neun Monate blieb keiner“ über das VinziDorf-Hospiz, erschienen in der Wienerin. Aus der Begründung der Jury: „Rike Uhlenkamp beschreibt auf eindrucksvolle Weise, wie einfühlsam sich die Betreuer*innen auf Augenhöhe um die Menschen kümmern. Ohne auf die Tränendrüse zu drücken, erzählt sie von Menschen, die sonst kaum beachtet werden. Sascha Montag gibt dem Artikel mit seinen aussagekräftigen Bildern, die durch ihre eindringliche Bildsprache bestechen, einen würdigen Rahmen.“
journalismuspreis 2020 armutskonferenz 02Martina Madner von der Wiener Zeitung erhielt den zweiten Preis für ihren Artikel „Trauer und Wut sind nichts für mich". „Die Autorin führt das Interview auf Augenhöhe, sie gibt der Protagonistin eine Stimme, die gehört wird. So gelingt es ihr aufzuzeigen, dass Bildung nicht vor Armut schützt und als Folge von Armut die physische und psychische Gesundheit gefährdet ist.“

Online

Das Rennen machte Michaela Ambos für ihre Reportage „Mit diesem Einkommen bist du bereits armutsgefährdet auf woman.at. Die Jury würdigte Ambos für ihr schonungslos offenes, aber immer respektvoll geführtes Interview.
Der zweite Preis ging an Claudia Unterweger für ihren Beitrag „Sexarbeiter*innen kämpfen im Lockdown ums Überleben“ auf der Website von Radio FM4. Aus der Begründung der Jury: „Den Beitrag zeichnet aus, dass er gut recherchiert und informativ ist, er zeigt die Schwachstellen der staatlichen Unterstützung auf, er verweist aber auch auf Hilfsangebote und Vereine, an die sich Betroffene wenden können.“

Radio

In der Kategorie Radio wurden Karl Schönswetter, Fiona Steinert und Vina Yun für die von UNDOK initiierte Sendereihe „Arbeiten ohne Papiere – gegen Ausbeutung, für gleiche Rechte“ auf Radio Orange ausgezeichnet. Aus der Begründung der Jury: „Sie haben eine gründlich recherchierte und informative Sendereihe gestaltet, die nicht nur für Migrant*innen nützlich ist, sondern für alle, die mit undokumentierter Arbeit zu tun haben."
Maria Harmer erhielt den zweiten Preis für ihre Sendereihe "Zuhause bleiben? Obdachlosigkeit in Corona-Zeiten" im Ö1 Journal Panorama. In der Sendereihe werden die besonderen Schwierigkeiten, die in Zeiten der Pandemie entstehen, aufgezeigt. Aus der Begründung der Jury: „Mit ihren Beiträgen gelingt es Maria Harmer bei den Zuhörer*innen Bilder im Kopf zu erzeugen ohne die von Obdachlosigkeit Betroffenen zu beschämen.“

Lobende Erwähnungen

gingen an Steffen Arora („Kampf gegen die Armen, nicht gegen die Armut“, Der Standard), Saskia Wolfesberger ("Wenn 400 Euro zum Leben bleiben", News), Irene Meinitzer ("Kinderrechte", Radio Helsinki).

„moving_audio“

d2bfc0eae269bcf6648db53dea15c7ff0d80bc3fDer erstmals vergebene Ö1-Feature-Podcastpreis "moving_audio" geht an die Dokumentarfilmerin Ulli Gladik und Ö3-Redakteurin Sarah Seekircher, die am heutigen Mittwoch für ihre Konzepte ausgezeichnet wurden. Insgesamt gab es über 80 Einreichungen. Wegen deren durchwegs hoher Qualität selbiger vergab die vierköpfige Ö1-Fachjury, so Preis-Initiatorin Eva Roither, zwei Hauptpreise, die mit je 7.000 Euro dotiert sind. Die prämierten Podcast-Serien werden zudem in der Ö1-Sendereihe "Hörbilder" ausgestrahlt.
Gladik überzeugte die Jury laut Aussendung mit ihrem Konzept "Der Kampf um den Lobautunnel": In mehreren Folgen will sie Klimaaktivistinnen und Anrainer, Landwirtinnen und Politiker begleiten. Das Podcast-Konzept "Die Ascher-Schwestern" von Seekircher stellt den Wandel eines Tiroler Tals und das tragische Schicksal zweier Schwestern vor und erzählt dabei auch vom "Umbruch der bäuerlichen Welt, dem massiven Strukturwandel in der Tiroler Landwirtschaft hin zu einer boomenden Tourismusregion“.

Sahel Zarinfard, preisgekrönte Journalistin beim Magazin Dossier, erhält die Lobende Anerkennung für ihr Konzept zu einer investigativen Recherche. Das Thema dieser Recherche wird erst im Herbst bekannt gegeben.
Das Podcast-Team Iris Borovčnik und Andreas Fischer erhält die Lobende Anerkennung für ihr Konzept „Auf unbestimmte Zeit“. Die beiden wollen den Versuch zweier Brüder dokumentieren, ihre psychisch kranke Mutter aus dem geschlossenen Maßnahmenvollzug zu holen. Ihr Podcast soll die Missstände und den Status Quo der Justiz-Psychiatrie in Österreich aufzeigen sowie der Frage nachgehen, ob das derzeit diskutierte Reformpaket dieses System verändern kann.

 

 

 



Unterstützen Sie BranchenBlatt!

 

Werden Sie Teil des Projektes! BranchenBlatt als Medien-Start-up hat die Krise besonders getroffen. Mit Blut, Schweiß und Geld stehen wir aber hinter dem Projekt. Weil wir der Überzeugung sind, dass der eingefahrene Markt in diesem Bereich dringend frischen Wind benötigt. Und dass unabhängige Berichterstattung ohne Verhaberung der gesamten Branche mehr Glaubwürdigkeit und Gewicht verleiht. 

Unterstützen Sie Ihr neues BranchenBlatt dabei! Wir sind weiterhin bemüht, seriöse und spannende Nachrichten zu liefern. Doch in Zeiten wegfallender Werbeeinnahmen wird die Aufgabe nicht leichter. Sie können für BranchenBlatt in den Ring steigen und mit Ihrer Spende zu einem neuen Mediendiskurs in der Branche beitragen!

 

paypal me 300x140