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Puchhammer-Stöckl ist Wissenschafterin des Jahres 2020 Screenshot PC Concordia
07 Jan
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Puchhammer-Stöckl ist Wissenschafterin des Jahres 2020

Leiterin des Zentrum für Virologie an der MedUni Wien im Presseclub Concordia ausgezeichnet.

2020 war das Jahr der Wissenschafter/innen. Sie haben - im wahrsten Wortsinn - fieberhaft geforscht, um ein gemeines Virus unter Kontrolle zu bringen, sie haben Regierungen beraten und sind wie nie zuvor an die Öffentlichkeit gegangen. „Fast konnte man den Eindruck gewinnen, man befände sich in einer Art kommentiertem Labor, in dem man den Wissenschafterinnen und Wissenschaftern bei der Arbeit über die Schulter schauen konnte.“

Sagte Eva Stanzl, die Wissenschaftsredakteurin der Wiener Zeitung und Vorsitzende des Klubs der WissenschaftsjournalistInnen, der heute zum 27. Mal den/die Wissenschafter/in des Jahres gekürt hat. Die prestigeträchtige Auszeichnung wird nicht nur für exzellente Forschungsarbeit vergeben, sondern vor allem auch für das Bemühen, sie einer breiten Öffentlichkeit verständlich zu machen. Wie wichtig diese Kommunikationsleistung ist, habe sich, so Stanzl, gestern gezeigt. „Wir haben im Capitol gesehen, wohin es führt, wenn Lügen und Verschwörungstheorien über wissenschaftliche Erkenntnis obsiegen.“

Die Wahl der österreichischen Wissenschafterin des Jahres 2020 fiel nach Online-Abstimmung auf Elisabeth Puchhammer-Stöckl, Leiterin des Zentrum für Virologie an der MedUni Wien und seit Beginn der Coronoakrise Mitglied der Taskforce im Gesundheitsministerium. Wahlleiter Christian Müller (APA), der die Auszeichnung auch initiiert hat, begründete die Jury-Entscheidung in seiner Laudatio: „Mit dieser Wahl holen wir eine Wissenschafterin vor den Vorhang, die uns in ihrer unaufgeregten Art und Fähigkeit zur sachlichen Information überzeugt hat.“ Befürworter der Wahl Puchhammer-Stöckls hoben ihre „kenntnisreiche, uneitle, direkte Information der Öffentlichkeit“ hervor. „Es ist kein Wunder, dass Medien ihre Attribute wie ,Corona-Aufklärerin’ oder ,Hugo Portisch der Virologie’ verliehen haben“, so Müller im Presseclub Concordia, wo die Übergabe des Preises - eine Schneekugel und ein süßes Produkt aus einer Wiener Schokolademanufaktur - stattfand. Puchhammer-Stöckl, 1962 in Wien geboren, hatte Medizin studiert und war 1986 in die Virologie gekommen, weil sie nicht auf einen Turnusplatz warten wollte. Seither ist sie in diesem Fachbereich tätig und spezialisiert. „Wir haben versucht, der Bevölkerung zu erklären, was ein Virus ist. Wir waren wohl auch durchaus erfolgreich damit. Wenn Politiker über CT-Werte bei PCR-Tests diskutieren, dann ist schon viel geschehen mit Wissen und Wissensdiagnostik und hoffentlich richtig rübergekommen“, sagte Puchhammer-Stöckl in ihrer Rede. Herausfordernd sei gewesen, dass man nicht auf der Basis gesicherten, überlieferten Wissens kommunizieren konnte. „Diesmal war es ein neues Virus und das Wissen kam erst. Es war sehr schwierig, in der Kommunikation den Weg zu finden, was gesichertes Wissen ist, was preprint ist (wissenschaftliche Publikation, die noch nicht durch Prüfungsverfahren gesichert ist, Anm.). Ich konnte das nur machen und durchstehen, weil ich viele Menschen an meiner Seite hatte, meine Familie, meine Freunde. Der zweite große Dank gebührt meinen Mitarbeit/innen - sie waren immer schon hervorragend, sind aber in dieser Pandemie zur Hochform aufgelaufen. Schließlich muss ich diese Kugel teilen mit den Kollegen von den anderen Universitäten und Institutionen – sie haben alle versucht, aufzuklären.“