Jovo Martinović bei seiner Dankesrede zum Press Freedon Award Jovo Martinović bei seiner Dankesrede zum Press Freedon Award B. Jaschke
21 Apr
geschrieben von 

Press Freedom Award 2018

Der regierungsseitig verfolgte montenegrinische Journalist Jovo Martinović nahm die Auszeichnung im Presseclub Concordia entgegen.

Um die Medienfreiheit ist es in Montenegro nicht besser bestellt als in den anderen Ländern Ost- und Südost-Europas. Kurz gesagt also, es gibt sie nicht. Auf Journalisten sind in den letzten Jahren zahlreiche Anschläge verübt worden. Von Politikern werden sie als Staatsfeinde, Medienmafia und moralisch verkommene Elemente bezeichnet. Interventionen und staatliche Zensur sind an der Tagesordnung. Wer in Montenegro, das sich um die Mitgliedschaft zur EU bewirbt, ins Visier der Politik - und damit auch fast automatisch der Justiz - gerät, hat kein lustiges Leben.

Jovo Martinović ist so einer. Der Investigativjournalist, der eher beiläufig in den Beruf gekommen ist, hat sich mit seinen Reportagen den Unmut von Politikern und Wirtschaftsbonzen zugezogen. Anfang dieses Jahres ist er in einem reichlich dubiosen Verfahren zu einer Haftstrafe von 18 Monate wegen vorgeblichen Drogenhandels verurteilt worden. Über ein Jahr davon hat er schon vor dem Urteil eingesessen; das Berufungsverfahren läuft. Immerhin hat Martinović dank seines großen, internationalen journalistischen Aktionsradius - er hat u.a. in The Economist, Time, Newsday and the Financial Times publiziert - noch bessere Karten als namenlose Kollegen in ähnlicher Not.


Der Mann ohne Eitelkeiten
Von „Reporter ohne Grenzen ist Martinović im Presseclub Concordia der mit 3000 Euro dotierte Press Freedom Award 2018 verleihen worden. Die Standard-Redakteurin Adelheid Wölfl erinnerte sich in ihrer Laudatio an ihr erstes Treffen, das in einem Gefängnis in der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica: „Als wir, getrennt durch eine schmutzige Glasscheibe, redeten, war da ein Mann, der keine Zeichen von Frustration, Zorn, Verzweiflung oder Nervosität zeigte“ erzählte die Journalistin, und charakterisierte ihren Kollegen: „Jovo Martinović ist etwas eigen, das unter Journalisten sehr selten ist: Das Fehlen jeglicher Eitelkeit“

Martinović, dessen Englisch fast nicht von dem eines Native Speakers zu unterscheiden ist, in seiner Dankesrede: „Ich bin froh, dass ihr an die Länder am Balkan und in Osteuropa denkt, da sich dort die Medien mit immer größeren Schwierigkeiten konfrontiert sehen. Man hört von Troubles in der Slowakei, Polen, Malta - und ich denke, es ist äußerst wichtig, im Sinne von Gerechtigkeit und Wahrheit so unparteilich wie nur möglich zu bleiben. Danke an alle - ich werde diesen Tag in Erinnerung behalten.“