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11 Dez
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Neue Troubles um (oder mit) ÖJC

Jetzt ist schon wieder etwas passiert: Journalistin Kapeller nimmt Renner-Preis nicht an.

Nachdem der Tiroler Blogger Markus Wilhelm heuer die Annahme des Claus Gatterer-Preises verweigert hat, nimmt nun die Wienerin-Redakteurin Eja Kapeller den Dr. Karl Renner-Publizistikpreis, der heute (11.12.) Abend im Wappensaal des Wiener Rathauses vergeben wird, nicht an. Um Geld fällt sie dabei nicht um, denn der Preis ist seit 2010 nicht dotiert. Sie stünde allerdings in einer illustren Ahnengalerie; seit 1964 sind mit dem Renner-Preis u.a. Oscar Bronner, Hugo Portisch, Claus Gatterer, Horst Knapp, Kurt Vorhofer oder Alfred Worm ausgezeichnet worden.

Seit 1984 steht der Renner-Preis, vorher von der Journalistengewerkschaft vergeben, unter der Patronanz des Österreichischen Journalisten Clubs (ÖJC). Genau des selben Vereins, der den Gatterer-Preis vergibt. Und damit in Zusammenhang steht die Weigerung Kapellers, den Preis anzunehmen. „Wie beim Gatterer-Preis gibt es hier Ungereimtheiten“, ließ die Journalistin via Twitter wissen. Derweilen macht die dieser Tage recht rührige Recherche-Plattform Dossier auf ihrer Seite auf einige Rätsel um den Renner-Preis aufmerksam. So schreiben Autor Ashwien Sankholkar, bekannt als ehemaliger Aufdecker des mittlerweile vom trend assimilierten Wirtschaftsmagazins Format, und seine Mitarbeiterin Anja Malensek, dass der ÖJC mit dem Renner-Preis zuletzt 7.800 Euro im Jahr kassiert habe. Trotzdem - und obwohl der Veranstaltungsort, der Wappensaal des Rathauses, den ÖJC nichts kostet, ist da kein Preisgeld drinnen. Das Geld für die Veranstaltung kommt von Sponsoren, die via Mitgliedsbeitrag für den Preis 1.950 Euro ablegen, und, so sieht es aus, von Jahr zu Jahr weniger werden (aktuell verabschiedet sich gerade der Flughafen Wien von den Förderern des ÖJC). Der Hauptteil der Sponsorengelder geht, so Dossier unter Berufung auf die Darstellung des ÖJC, in die Urkunden. Die nächstgrößten Posten sind Einladungen, Postversand sowie Honorare für Musiker und die Moderatorin (heuer Heilwig Pflanzelter). Laut ÖJC-Aufstellung machten allein diese Ausgaben um die 10.000 Euro aus. „Die Finanzgebarung ist von Rechnungsprüfern sowie einer externen Steuerberatungskanzlei überprüft und für in Ordnung befunden worden, und die Generalversammlung hat den Vorstand entlastet“, wird ÖJC-Präsident Fred Thurnheim in Dossier zitiert.

BranchenBlatt hat selbstverständlich beim ÖJC nachgefragt und wurde, da man heute eine große Veranstaltung abzuwickeln habe, um Geduld bis morgen und um schriftliche Übermittlung der Anfrage gebeten. Dem sind wir nachgekommen und harren der Antwort. Bis morgen dann.

PS: Auch die Rechercheplattform Dossier wurde 2014 beim Claus-Gatterer-Preis mit einer Ehrenden Anerkennung und 2015 mit dem Dr.-Karl-Renner-Publizistikpreis ausgezeichnet. Die Redaktion bestätigt, kein Preisgeld bekommen zu haben. Die Fahrtspesen zur Preisverleihung in Südtirol wurden ersetzt.