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Diskutierten Tageungs-Zukunft: Georg Geczek (Rotes Kreuz), Christoph Berndl (Journalist), Petra Stolba (Österreich Werbung), Gerhard Stübe (ACB) und Lukas Zenk (Innovationsforscher) Diskutierten Tageungs-Zukunft: Georg Geczek (Rotes Kreuz), Christoph Berndl (Journalist), Petra Stolba (Österreich Werbung), Gerhard Stübe (ACB) und Lukas Zenk (Innovationsforscher) ÖW/Teresa Robinson
08 Jul
geschrieben von 

Tagungsindustrie kämpft mit Corona

Sie ist ein Aushängeschild des österreichischen Tourismus: Die Tagungs- und Kongresswirtschaft.

Im vergangenen Jahr wurden erstmals über 25.000 Seminare, Firmentagungen und Kongresse mit knapp 1,8 Mio. Teilnehmern und 2,3 Mio. berechneten Nächtigungen gezählt. Das entspricht einem Anteil von 2,2 Prozent aller Tourismusnächtigungen in Österreich. Dies verrät der jüngste Meeting Industry Report Austria (mira).
Laut Studie des IHS wurden damit in Summe nicht weniger als 8,9 Milliarden Euro Wertschöpfung und somit fast 3 Prozent des BIPs erwirtschaftet. Doch dieses Jahr ist völlig anders. Seit März ist die Tagungswirtschaft praktisch nicht mehr vorhanden. Eine Umfrage des Austrian Convention Bureau unter 126 Tagungsbetrieben ergab, dass allein bei diesen im Zeitraum von Mai bis Juni Umsatzverluste in Höhe von mind. 100 Mio. Euro entstanden. „Ebenso wie die Reisebüros, Messe- und Eventbranche zählt die Tagungsbranche zu jenen, die es derzeit am Härtesten trifft, denn sie musste als eine der ersten schließen und wird noch für das verbleibende Jahr in ihrer Handlungsfähigkeit stark eingeschränkt sein“, bringt es Gerhard Stübe, Präsident des Austrian Convention Bureaus, auf den Punkt. „Für abgesagte Veranstaltungen wurde versucht, Ersatztermine zu finden, jedoch erfolgen aufgrund der unsicheren Lage derzeit kaum neue Buchungen und Planungen werden dadurch nahezu unmöglich“, skizziert er die problematische Lage.
Um dem entgegenzusteuern, wollen sich Österreich Werbung, Austrian Convention Bureau, die Bundesländer Convention Bureaus und die Landestourismusorganisationen in einer Arbeitsgemeinschaft zusammenschließen. „Gerade jetzt zeigt sich, wie wichtig der MICE Bereich ist. Wir müssen an einem Strang ziehen, neue Kooperationen und Formate andenken und den Austausch untereinander verstärken“, so Österreich Werbung-Chefin Petra Stolba.
Gedanken darüber machte man sich bei der virtuellen Convention4u unter dem Motto So gestalten wir unsere Zukunft. Ein wesentliches Thema dabei: Die Sicherheit. Gemeinsam mit der Bundesregierung werden Maßnahmen erarbeitet. Innerhalb der Branche Präventionskonzepte entworfen, Fortbildungen organisiert und entsprechende Erfahrung ausgetauscht. „Die Maßnahmen müssen von allen beteiligten Stakeholdern, also von Veranstaltern über die Mitarbeiter in den Betrieben bis hin zu den Teilnehmern, ernst genommen und verantwortungsvoll umgesetzt werden. Denn nur so können wir das Vertrauen in Kongresse und Tagungen stärken und die Chance auf Live-Veranstaltungen aufrecht halten“, ist Stübe überzeugt.
Ein weiteres Ausrufezeichen für die Branche ist mit der Convention Austria, die im April 2021 in Linz erstmals über die Bühne gehen soll, geplant. „Wir setzen alles daran, Österreich im In- und Ausland als verantwortungsvolles, innovatives Gastgeberland zu positionieren, um als Tagungsstandort im weltweiten Vergleich attraktiv zu bleiben“, so Stolba und Stübe. „Österreich soll – in Abhängigkeit von den weltweiten Entwicklungen rund um Covid-19 - seine Stellung als gefragte Destination in der Meeting Industrie wieder einnehmen“.
Dazu wird es aber, ist der Convention Bureau-Obmann überzeugt, auch Hilfe von Seiten der Regierung benötigen: „Um die Branche handlungsfähig zu machen und Österreich als erfolgreichen Standort für Kongresse und Tagungen zu erhalten, muss die Regierung über langfristige Konjunktur- und Hilfspakete, eine Ausfallshaftung für den Fall eines erneuten Veranstaltungsverbots sowie die Verlängerung der Kurzarbeit bis Ende des Jahres 2021 nachdenken.“